Antike Bücher mit grünem Farbstoff im Einband (Foto: IMAGO / Pond5 Images)

Saar-Unibibliothek sperrt Bücher wegen Arsen-Verdachts

Axel Wagner   29.02.2024 | 13:41 Uhr

Nachdem die Uni Bielefeld Zehntausende Bücher wegen Arsen-Verdachts für die Ausleihe gesperrt hat, untersucht auch die Saar-Unibibliothek ihren Bestand. Bücher aus dem 19. Jahrhundert sollen wegen der möglichen Gesundheitsgefahr vorerst nicht mehr ausgeliehen werden.

Die Nachricht sorgte am Dienstag bei Bibliotheken bundesweit für Aufsehen: Die Universitätsbibliothek Bielefeld hat insgesamt rund 60.000 Bücher aus dem 19. Jahrhundert bis auf Weiteres für die Ausleihe gesperrt – eine Vorsorgemaßnahme.

Krebserregendes Halbmetall

Der Grund: Bei der Produktion dieser Bücher könnte möglicherweise das Halbmetall Arsen zum Einsatz gekommen sein. Arsen ist giftig und krebserregend. Betroffen sind Bücher und Zeitschriften mit grünen Einbänden, Buchschnitten oder Vorsatzblättern.

Seit Kurzem lägen dazu wissenschaftliche Erkenntnisse vor, teilte die Uni Bielefeld mit. „Zu einer möglichen Gefährdung kann es kommen, wenn die Bände mit Grünschnitt angefasst und zum Umblättern der Seiten die Finger mit der Zunge angefeuchtet werden, der Staub möglicherweise Arsen enthält und eingeatmet wird oder durch das Anfassen der Bände Arsen in die Augen gerät.“

Solange die Bände nur im Regal stünden, seien sie ungefährlich.

Auch SULB stoppt Ausleihe

In Bielefeld sollen nun alle Bücher überprüft werden. Wie hoch der Anteil Arsen-belasteter Bücher tatsächlich ist, ist unklar, die Universität vermutet weniger als zehn Prozent. Nichtsdestotrotz hat die Warnung für Aufmerksamkeit gesorgt.

Auch die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek hat reagiert. Die Uni teilte auf SR-Anfrage mit, dass verdächtige Bücher in Saarbrücken vorsorglich nicht mehr in den Ausleihprozess gehen sollen.

Noch kein genauer Überblick

Wie viele Bände das sind, konnte die Universität nicht sagen. Es gehe jetzt zuerst darum, den Bestand zu sichten und zu analysieren, um abschätzen zu können, wo und in wie vielen Büchern auf dem Uni-Campus Arsen enthalten sein könnte. Das weitere Vorgehen werde in den kommenden Tagen besprochen.

Ganz neu sind die Erkenntnisse zur Arsen-Belastung von Büchern aus dem 19. Jahrhundert nicht. Der Deutsche Bibliotheksverband teilte am Dienstag mit, das Problem sei bereits seit Längerem in anderen Bibliotheken bekannt.

Bei einem Modellprojekt in Bonn sei zum Beispiel 2020/21 untersucht worden, wie mit Arsen belastete Bände erkannt und wieder nutzbar gemacht werden können. Auch die Bibliotheken Duisburg und Köln prüfen derzeit ihre Bestände.


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