Wie der Saharastaub bis ins Saarland kommt
Am Wochenende wird im Saarland erneut Saharastaub erwartet. Der gelbliche Himmel kann nicht nur gruselig wirken, er ruft auch Verschwörungstheoretiker auf den Plan. Dabei ist er ein normales Naturphänomen.
"Saharastaub ist ein ganz normales und natürliches Phänomen", erklärt Stefan Laps, Meteorologe im ARD Wetterkompetenzzentrum. "Die Sahara ist viele Jahrtausende alt und seitdem es die Wüste gibt, werden jährlich nahezu eine Milliarde Tonnen Sand von dort weggeweht."
Tief über dem Atlantik bringt den Staub
Allerdings komme das wenigste dieses Staubs bei uns in Deutschland und im Saarland an. Der meiste Saharasand landet sogar auf den Kanaren und in Südamerika.
"Über Deutschland zählt der Deutsche Wetterdienst zwischen 50 und 60 kleinere Saharastaub-Ereignisse pro Jahr", berichtet Laps.
"Das Phänomen entsteht, wenn wir ein Tief über dem Atlantik oder über Portugal haben, das die Luft aus dem Norden Afrikas zu uns transportiert."
Und das könne zu jeder Jahreszeit vorkommen. "Wir hatten das auch schon im Winter. Da wurde der Staub in einigen Regionen mit Schnee ausgewaschen. Da war der Schnee dann rötlich verfärbt."
Bei wärmerem Wetter gibt es den sogenannten "Blutregen". Dieser lässt sich auf allen Oberflächen nieder und hinterlässt mal mehr gelbliche, mal mehr bräunliche oder rötliche Flecken – je nachdem, wie viel Staub in der Atmosphäre war.
Saharastaub gab es schon immer
Roter Regen - das ruft auch Verschwörungstheoretiker auf den Plan. Dabei gab es das Phänomen des Saharastaub in Deutschland auch früher schon. "Das ist nichts Neues", betont Stefan Laps. "Das gibt es, seit es die Sahara gibt."
Allerdings werde es heute in den Medien mehr thematisiert, weil die Meteorologen inzwischen mehr Informationen darüber haben und die Wettermodelle detaillierter sind als früher. "Dadurch bekommt das ganze Thema nun mehr Aufmerksamkeit."
Magnetische Staub-Bestandteile
Für Verwunderung sorgt bei manchen Menschen auch, dass der Saharastaub magnetisch sein kann. Aber auch dafür hat Stefan Laps eine Erklärung:
"Im Hohen Atlasgebirge Nordwestafrikas gibt es magnetische Mineralien wie Magnetit und Hämatit. Verwittert dieses Gestein, wird es zu Staub. Die Staubpartikel behalten dabei ihre magnetischen Eigenschaften und gelangen bei strammem Südwind zusammen mit anderen Staubpartikeln aus der Sahara bei entsprechenden Wetterlagen bis zu uns."
Keine Gesundheitsgefahr
Staub sei generell etwas, bei dem man hellhörig werde, sagt Robert Bals, Direktor der Homburger Klinik für Innere Medizin. "Es gibt ja Feinstaub auch aus Abgasen. Allerdings besteht Saharastaub aus Quarz und anderen mineralischen Stoffen sowie organischen Substanzen. Und der klassische Ruß-Feinstaub aus chemischen Substanzen, die die Atemwege reizen." Saharastaub enthalte also im Vergleich zu Abgas-Feinstaub weniger toxische Substanzen.
Allerdings gelte Saharastaub als Feinstaub, und dies bedeute, dass Menschen, die unter Asthma und Stauballergien leiden, durchaus eine zusätzliche Belastung spüren könnten.
Stauballergiker und Asthmatiker betroffen
Die Studien- und Datenlage zu Saharastaub sei bisher unklar. "Es gibt ein paar Studien, die zeigen, dass wenn man atemwegskrank ist, man schon ein bisschen mehr Reizung hat." Normalerweise werde der Staub in den Atemwegen in Schleim eingehüllt und wieder rausgehustet.
"Wenn man Asthma oder COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) hat, dass man dann mehr Schwierigkeiten hat oder Husten, kann man sich schon vorstellen", sagt Bals.
Asthmatiker und Allergiker sollten laut Bals daher vielleicht nicht unbedingt in der Hochzeit Outdoor- und Sportaktivitäten im Freien ausüben.
Über dieses Thema wird in den Wettersendungen des SR am 04.04.2024 berichtet.
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