Prozess um Millionenbetrug in St. Ingberter Testzentren geht weiter
Im Prozess gegen den Betreiber von zwei Corona-Testzentren in St. Ingbert versucht die Verteidigung des Hauptangeklagten, das Strafmaß weiter zu reduzieren. Dazu präsentierte sie jetzt zwei Freunde des Angeklagten als Zeugen.
Im Prozess um einen mutmaßlichen Millionenbetrug in zwei St. Ingberter Coronatestzentren hatte das Gericht sich bereits im August auf einen Deal eingelassen: Der 24-jährige Angeklagte, Betreiber der Testzentren, würde nach seinem Geständnis zu einer Freiheitsstrafe von etwa viereinhalb Jahren verurteilt.
Verteidigung präsentiert Freunde als Zeugen
Jetzt versucht die Verteidigung, das Strafmaß weiter zu reduzieren. Auf Vermittlung der Schwester des Angeklagten präsentierte die Verteidigung zwei Zeugen, die in den Testzentren gearbeitet hatten und mit denen der Angeklagte bis heute befreundet ist.
Die beiden erklärten, pro Schicht bis zu 200 Personen getestet zu haben. Dies würde den Anteil der frei erfundenen Tests und damit die Schadenssumme reduzieren, was wiederum ein niedrigeres Strafmaß bedeuten könnte.
Widersprüche zu anderen Mitarbeitern
Dass diese Strategie der Verteidigung aufgeht, ist allerdings unwahrscheinlich. Andere Mitarbeiter hatten nämlich durch die Bank berichtet, dass in den Testzentren kaum Betrieb war und dass sie teils im Homeoffice Daten von bis zu 1000 angeblich Getesteten ins System täglich eingegeben hätten.
Bei der KV hatte der Angeklagte innerhalb von sieben Monaten rund 150.000 Tests abgerechnet. Wobei es aber lediglich Belege über den Kauf von 15.000 Testkits gibt. Eine Million Euro hatte der Angeklagte insgesamt von der KV kassiert.
Gefälschte Rechnung und ein Ferrari
Eine Ermittlerin berichtete vor Gericht, dass bei der Hausdurchsuchung eine gefälschte Rechnung über Testkits, 65.000 Euro in bar und ein Ferrari sichergestellt wurden. Das Urteil wird Ende des Monats erwartet.
Der Angeklagte hatte sich vor seiner Festnahme im März diesen Jahres zunächst nach Italien abgesetzt.
Anderer Coronatestprozess bereits zu Ende
Dem 37-jährigen Angeklagten hatte die Staatsanwaltschaft vorgeworfen, ganze Testzentren in Merzig, Homburg und Saarlouis frei erfunden zu haben. Allerdings blieb es beim versuchten Betrug, da kein Geld ausgezahlt worden war.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 08.11.2024 berichtet.