Haftstrafe im Cybertrading-Prozess

Lange Haftstrafe in Saarbrücker Cybertrading-Prozess verhängt

Caroline Uhl   22.05.2025 | 19:19 Uhr

Im Prozess um Betrug mit gezinkten Online-Finanzportalen ist der Angeklagte am Donnerstag vor dem Saarbrücker Landgericht zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Die zuständige Kammer verurteilte ihn wegen mehrfachen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs. Die Verteidigung kündigte Revision an.

Am Donnerstag ist bereits der dritte Cybertrading-Prozess am Landgericht Saarbrücken zu Ende gegangen. Schon am ersten Verhandlungstag hatte Mohamad S. ein Geständnis abgelegt und zugegeben, dass er Leiter eines betrügerischen Callcenters in Prag gewesen war. Dafür muss er nun in Haft. Die Große Wirtschaftsstrafkammer am Saarbrücker Landgericht verurteilte S. zu einer Gefängnisstrafe von acht Jahren und sechs Monaten. 

Weiterer Schuldspruch in Cybertrading-Prozess
Audio [SR 3, (c) SR, 22.05.2025, Länge: 00:37 Min.]
Weiterer Schuldspruch in Cybertrading-Prozess

Straftaten in Vollzeit 

Der Vorsitzende Richter, Heiner Schmidt, sagte bei seiner Urteilsverkündung, der Angeklagte sei für Leitung und Aufrechterhalt des Callcenter-Betriebs in der tschechischen Hauptstadt verantwortlich gewesen. Er habe damit einen Geschäftsbetrieb geleitet, der „Vollzeit auf die Begehung von Straftaten ausgelegt war“.  

Von Mai 2016 bis Januar 2019 hatten Telefonagenten, als Finanzmarktexperten getarnt, von dem Callcenter aus Anleger kontaktiert. Sie überredeten sie zu zum Teil hohen Einzahlungen bei den Internet-Plattformen mit Namen Option888, Zoomtrader und XMarkets.  

Gewinne vorgegaukelt 

Was die Anleger nicht wussten: Die Plattformen waren gezinkt, Finanzgeschäfte über diese Portale wurden ihnen nur vorgetäuscht. Tatsächlich flossen die gesamten Einnahmen in der Regel direkt ins Täternetzwerk ab. Die Anleger erlitten in der Regel einen Totalverlust.  

Der Angeklagte habe dabei in seiner Rolle als Callcenter-Chef eine „maßgebliche Rolle“ in der Struktur der international agierenden Bande mit ihren insgesamt über 400 Mitgliedern gespielt, betonte der Richter. Zwar habe er die Betrugsmasche nicht initiiert, sie aber „vollumfänglich gestützt und mitgetragen“.  

„Schäme mich dafür“ 

Gegenstand des Gerichtsverfahrens waren die Fälle von über 130 betroffenen Anlegern aus Deutschland und Österreich. Ihnen ist demnach ein Schaden in Höhe von insgesamt 8,8 Millionen Euro entstanden.  

Mohamad S. hat laut Gericht in den Jahren als Mitglied der Bande durch Gehalt, Bonus-Zahlungen und weitere Erträge rund 300.000 Euro verdient. Dieses Geld soll er nun zurückzahlen. Vor Urteilsverkündung hatte Mohamad S. in seinem letzten Wort betont, Fehler gemacht zu haben, dafür schäme er sich.    

Urteil noch nicht rechtskräftig

Das Urteil gegen ihn ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung hat Revision angekündigt.  

Bereits im Jahr 2022 hatte ein erstes hochrangiges Mitglied der Bande in Saarbrücken vor Gericht gestanden. Der Leiter eines Callcenters im Kosovo war zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. 

Im Januar diesen Jahres war außerdem ein kosovarischer Callcenteragent zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Über dieses Thema haben auch die SR info Nachrichten im Radio am 22.05.2025 berichtet.


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