Störe in einem Zuchtbecken (Foto: dpa)

Kaviar von der Saar

red   20.11.2009 | 15:00 Uhr

Dorade, Wolfsbarsch, Stör - fangfrisch aus dem Saarland auf den Tisch. Bereits 2011 soll es die ersten Fische aus der Vöklinger Meeresfischzuchtanlage geben. Seit sechs Jahren läuft bei Hannover eine entsprechende Pilotanlage.

Frischer Meeresfisch aus dem Saarland - direkt auf den Tisch: Ab 2011 könnte es soweit sein. Dann nämlich soll die Meeresfischzuchtanlage in Völklingen ihren Betrieb aufnehmen. 500 Tonnen pro Jahr sind zunächst geplant - später sollen es dann sogar 5000 Tonnen jährlich sein, die in der Anlage der Meeresfischzucht Völklingen GmbH dann "produziert" werden. Noch gibt es viele Skeptiker-Stimmen, ob eine solche Anlage wirklich funktionieren wird. 

Das Konzept der Anlage

Bei Hannover ist eine entsprechende Testanlage seit 2003 in Betrieb. Insgesamt 5000 Fische, Wolfsbarsche und Störe, werden dort in zwei Becken gezüchtet. In der Modellanlage wird ein ökologisches System nachgeahmt. Das Wasser in den Becken ist Trinkwasser, das mit Meersalz angereichert wurde. Die Klärung des Wassers erfolgt über Biofilter-Anlagen und Bakterien. Das gereinigte Wasser wird wieder in die Fischbecken zurückgeleitet. Entwickelt wurde dieser Kreislauf von Professor Uwe Waller aus Kiel, der inzwischen auch an der HTW in Saarbrücken arbeitet.

Die Anlage in Völklingen wäre die erste kommerzielle Anlage dieser Art. Und sie soll um ein Vielfaches größer werden als die Pilotanalage bei Hannover. Ingesamt 1,2 Millionen Fische sollen sich einmal in den Becken auf dem Geländer der alten Kokerei tummeln.

Eine solche Massentierhaltung birgt natürlich Gefahren, das weiß auch Jochen Dahm, der Geschäftsführer der Meeresfischzucht Völklingen GmbH. Der Super GAU wäre, wenn Krankheiten eingeschleppt oder Filter verstopft würden, sagte Dahm beim Spatenstich der Anlage im Sommer diesen Jahres. Doch er ist optimistisch. In der Testanlage habe es in den ganzen Jahren keine Probleme gegeben.

Bedarf und Finanzierung

Die Kritik der Skeptiker geht aber über die technischen Fragen hinaus.
Der Meeres- und Fischereibiologe, Dr. Manfred Klinkhardt, zweifelt an der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. Es gäbe bereits Erfahrungen mit ähnlichen Anlagen, die insolvent gegangen seien, sagte er dem SR anlässlich des Richtfestes.

Die Befürworter halten dagegen

Für Prof. Uwe Waller liegen die Vorteile dieser Art von Fischzucht auf der Hand: „Wir können ihnen sagen, wo die Nahrung herkommt. Sie wissen, wo der Fisch herkommt, das heißt: im Laden ist diese Nachverfolgbarkeit absolut gegeben.“ Und das sei in der heutigen Zeit für die Kunden sehr wichtig.

Und Jochen Dahm sagt: "Wir beliefern ein Marktsegment, in dem es ständig eine hohe Nachfrage gibt". Zudem sei der Absatz der Fische über den Vertragspartner Alaska Fisch für die ersten zwei bis drei 'Ernten' gesichert. Dahm sieht in der Anlage außerdem einen wichtigen wirtschaftlichen Impuls für Völklingen: „Wir müssen eine Initatialzündung geben, um auf dem ehemaligen Kokereigelände neue, auch innovative Industrie anzusiedeln“, sagt er. Man habe lange unter der alten Industrie gelebt, nun gebe es einen Paradigmenwechsel: "Wir haben eine neue, innovative Technologie, Industrie anzusiedeln und das wird über das Saarland hinaus Zustimmung finden.“

13,5 Millionen Euro Investitionskosten

Die "Initialzündung" kostet  die Stadt, das heißt, die Stadtwerke als Trägerin der Meeresfischzucht Völklingen GmbH, rund 5,4 Millionen. Weitere 8,1 Millionen kommen von der Saar LB. Zudem werden bei der Inbetriebnahme Anlaufverluste anfallen. Diese werden mit 3,5 Millionen Euro veranschlagt und über die Saar LB finanziert. Die Stadtwerke Holding GmbH wird über eine Millionen Euro bürgen. Doch inzwischen stünden Investoren für das Projekt vor der Tür, d.h. man sei in Gesprächen, sagt Dahm. Namen wollte er jedoch noch nicht nennen.

Ein Pfund Fisch pro Jahr und Saarländer

Der Wirtschaftsplan für die Meeresfischzuchtanlage ist ehrgeizig. Bereits 2018 sollen die Investitionen und Anlaufverluste eingefahren sein. 500 Tonnen Fisch müssen dazu jährlich dazu produziert und abgesetzt werden. Runtergebrochen wäre das für jeden Saarländer ein Pfund Fisch pro Jahr, also keine große Menge, sagt Dahm. Ab 2012/2013 sollen dann Dank des Störs auch noch fünf Tonnen Kaviar produziert werden können. (swe/D.S.)

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