Eine Patientin im Krankenhausbett und davor medizinisches Personal mit Klemmbrett (Foto: IMAGO / PhotoAlto)

Medizinstudenten kritisieren Bedingungen im Praktischen Jahr

mit Informationen von Melina Miller   17.08.2023 | 20:14 Uhr

Wer Medizin studiert, braucht vor allem eins: Durchhaltevermögen. Das trifft aber nicht nur auf die vielen Jahre Theorie an der Uni zu, sondern auch auf das Praktische Jahr. Medizinstudierende aus dem Saarland kritisieren die Bedingungen.

Das Praktische Jahr ist der letzte Teil des Medizinstudiums. Die Studierenden sind dann Vollzeit in einer Klinik beschäftigt. Doch die Bedingungen sind nicht ideal. Damit sich die Bedingungen künftig verbessern, haben Medizinstudierende eine Onlinepetition gestartet. Dort sind bereits über 100.000 Unterschriften zusammengekommen.

Geringe Bezahlung, festgelegte Fehltage

Auch Medizinstudent Daniel Kalcher ist derzeit in seinem Praktischen Jahr (PJ). Er studiert an der Universität in Homburg und macht sein PJ am Klinikum Saarbrücken. 40 Stunden arbeitet er in der Woche. Dafür erhält er 500 Euro im Monat.

Das Geld reiche hinten und vorne nicht aus, um sich alleine eine Wohnung und Essen zu bezahlen, so Kalcher. Er müsse zudem von Homburg nach Saarbrücken pendeln. Ohne finanzielle Unterstützung durch seine Eltern und ein Stipendium, könne er das nicht bezahlen.

Video [aktueller bericht, 17.08.2023, Länge: 3:55 Min.]
Ärzte im praktischen Jahr kritisieren schlechte Bezahlung

Doch das sei nicht das einzige strukturelle Problem. Der Student muss mit 30 Fehltagen im Jahr auskommen. Dazu zählen auch Krankheitstage.

Wer trotzdem krank wird, kann vielleicht nicht genug fürs Staatsexamen lernen, außer die Klinik regelt das freiwillig ein bisschen flexibler, so wie der Winterberg. Kalcher kritisiert, dass es hier keine bundeseinheitliche Ordnung gebe.

PJler teils nicht in ärztlichen Alltag eingebunden

An vielen Lehrkrankenhäusern gebe es zudem ein weiteres Problem. Der Vorwurf der Studierenden: PJler werden oft nur als billige Arbeitskräfte ausgenutzt. Er selbst hatte Glück mit dem Klinikum Saarbrücken, sagt Daniel Kalcher.

"Ich hab Freunde, die nehmen zum Teil 40 oder 50 Mal am Tag Blut ab und kriegen von dem ärztlichen Alltag gar nichts mit", erzählt Kalcher.

Das ist fatal, denn nach dem Examen kehren die PJler als Assistenzärzte auf die Stationen zurück. Das PJ ist damit die letzte Chance, praktische Handgriffe zu lernen und den richtigen Umgang mit Patienten.

"Das sind Sachen, die man halt können muss später als Arzt und wenn man die nicht ordentlich beigebracht bekommt, dann kann man sie auch nicht gut", so der Medizinstudent.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 17.08.2023 berichtet.


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