Pflege Seniorenheim (Foto: SR)

Zwischen Kindern, Karriere und Pflege

Patrick Wiermer / Onlinefassung: Carla Sommer   30.06.2016 | 10:05 Uhr

Die Generation Sandwich. Das klingt erstmal appetitlich. Doch es geht um die Generation, die zwischen Kindern, Karriere und Pflege der Eltern buchstäblich eingeklemmt ist. Viele Angehörige dieser Generation haben mit massiven Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Ihnen könnte helfen, die ewige moralische Verpflichtung abzumildern.

Es passiert vielen Menschen zwischen 40 und 60: Gerade erst sind die Kinder aus dem Haus, da werden die Eltern zum Pflegefall. Die Pflege ist eine Belastung, vor allem für die sogenannte Generation Sandwich. Eigentlich sind damit die 40 bis 60-Jährigen gemeint, aber auch die 30 bis 40-Jährigen sind betroffen: Eingeklemmt zwischen Kindererziehung, Karriere und Pflege der Eltern.

Pflege erfordert Zeit. Ein Knochenjob, der es schwer macht, allen gerecht zu werden. Brigitte Kräusling ist Persönlichkeitstrainerin in Lebach. Sie ist selbst in die Falle der Generation Sandwich geraten. Nach Kindern und Beruf kommt nun auch noch die Pflege der Eltern dazu. "Das ist eine große emotionale Belastung. Der eigenen Familie gerecht zu werden und vor allem sich selbst noch gerecht zu werden. Viele stellen sich die Frage: Wo bleibe ich bei der ganzen Geschichte?", berichtet Kräusling.

Frauen opfern ihre Karriere öfter für die Pflege

Es ist vor allem, aber nicht ausschließlich ein weibliches Problem. Zwei Drittel der Kunden von Kräusling sind Frauen, aber auch immer mehr Männer suchen Hilfe in dieser schwierigen Situation. Aber: Es sind immer noch weitesgehend die Frauen, die im Fall einer Pflege ihren Job aufgeben. "Hier stehen Frauen halt eben oft alleine da, weil Männer sich in ihrem Rollenbild immer noch eher als Ernährer sehen", sagt Kräusling. Mit entsprechenden Folgen. „Da kommen ganz viele Faktoren zusammen: Nicht nur, dass mein Rentenanspruch sinkt und dass ich weniger oder gar kein Geld mehr verdiene. Das hat auch viel mit Identität zu tun. Wenn ich weniger Geld habe, bin ich auch nur noch eine halbe Person", erklärt Kräusling.

Hilfe vom Ehepartner einfordern

Ob die Generation Sandwich nicht nur finanziell sondern auch gesundheitlich stärker leidet als andere ist statistisch allerdings kaum nachweisbar. Doch Belastungen und Stress sind bei gleichzeitig Erziehenden und Pflegenden allgegenwärtig. Doch was können Betroffene aktiv dagegen tun? „Ich rate den Kunden erst einmal zu gucken, was ihre eigenen Bedürfnisse sind. Betroffene müssen dieses Gefühl der moralischen Verpflichtung abmildern. Dieses ewige, permanente schlechte Gewissen“, sagt Kräusling. Sie rät:  „Man kann sich Hilfsangebote holen und man sollte auch in der Familie Hilfe einfordern. Auch vom Ehepartner. Ich finde es sehr wichtig, dass hier mehrere Menschen mit eingebunden sind, so dass man sich nicht von Anfang an überlastet.“ Betroffene sollten also die eigenen Ziele überdenken, sich Hilfe suchen und den Stolz ablegen. Sich Zeit nehmen, auch wenn sie keine Zeit haben.

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