Ein Flugzeug von Ryanair (Foto: dpa/Andreas Arnold)

Ryanair veröffentlicht Streichliste

  19.09.2017 | 11:06 Uhr

Der Billigflieger Ryanair hat eine Liste mit Flügen veröffentlicht, die in den Wochen bis zum 31. Oktober gestrichen werden. Betroffen sind Tausende Flüge, darunter auch Verbindungen zu den Flughäfen Frankfurt Hahn und Findel in Luxemburg. Die EU mahnt, die Rechte der Fluggäste zu achten.

Ryanair hatte vergangene Woche angekündigt, täglich bis zu 50 ihrer mehr als 2500 Flüge zu streichen. Bis Ende Oktober wären das insgesamt rund 2000 Verbindungen. Eine Übersicht über die annullierten Flüge bis Ende Oktober stellt Ryanair auf seiner Internetseite zur Verfügung.

Am Montag waren am Hunsrück-Flughafen Hahn noch vier Ryanair-Flüge ausgefallen, für den Donnerstag ist die Verbindung von und nach Edinburgh gestrichen worden. Am Luxemburger Flughafen Findel ist am Mittwoch der Flug nach Mailand abgesagt worden, ebenso die Verbindung nach London am Donnerstag und nach Lissabon am Samstag. Im gesamten Oktober fallen nach Angaben von Ryanair auf der Strecke Luxemburg - Porto je vier Hin- und vier Rückflüge aus.

EU-Kommission mahnt Entschädigung an

Mittlerweile hat sich die EU-Kommission eingeschaltet. Die Kommission in Brüssel forderte die Airline auf, die Kundenrechte "in vollem Umfang" zu respektieren. EU-Kommissarin Violeta Bulc erklärte am Montag, dank der EU hätten Flugpassagiere bei Verspätungen und Ausfällen ein Recht auf Entschädigung. Brüssel stehe in Kontakt zu Ryanair, "und wir erwarten, dass sie diese Rechte voll umsetzen". Die nationalen Behörden seien zuständig für die Kontrolle.

Spekulationen über Personalmangel und taktische Gründe

Schuld an den vielen Streichungen ist laut Ryanair unter anderem eine chaotische Urlaubsplanung. Britischen Berichten zufolge kämpft Ryanair aber auch mit Pilotenmangel, weil die Konkurrenzairline Norwegian viele Kapitäne abgeworben habe. Der Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), Markus Wahl, bestätigte: "Ryanair-Mitarbeiter sagen uns, es werden Flüge gestrichen, weil Piloten das Weite suchen", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". Ryanair habe eine hohe personelle Fluktuation, weil die Airline niedrigere Gehälter zahle als die Wettbewerber. Ryanair-Chef Michael O'Leary bestätigte am Montag auf einer Analystenkonferenz in London, dass Konkurrenten um die Piloten von Ryanair buhlen - es gebe jedoch keinen Personalengpass.

Der Luftfahrtexperte Gerard Wissel von der Beratungsgesellschaft Airborne vermutet noch einen anderen Grund hinter den kurzfristigen Flugausfällen. Demnach bereite sich Ryanair auf eine vorzeitige Einstellung des Flugbetriebs von Air Berlin vor. Wissel sagte der Presseagentur dpa, dass in diesem Fall die Start- und Landerechte vom zuständigen Koordinator der Bundesrepublik sofort neu vergeben werden müssten. Den Zuschlag könnten aber nur Gesellschaften erhalten, die dann auch mit entsprechenden Flugzeugen die Strecken tatsächlich fliegen könnten.

Über dieses Thema wurde auch in den Hörfunknachrichten vom 19.09.2017 berichtet.

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