Im AWO-Wintercafé im Nauwieser Viertel in Saarbrücken (Foto: SR/Kerstin Gallmeyer)

Viele Menschen nutzten Winterhilfe der AWO

mit Informationen von Franz Johann   29.03.2023 | 13:46 Uhr

Im Saarland hat es in diesem Jahr erstmals eine besondere Winteraktion gegeben, um Menschen, die von Armut betroffen sind, zu helfen. Am Freitag läuft die Aktion aus. Die Arbeiterwohlfahrt zieht eine positive Bilanz, sagt aber auch, man habe erschreckende Armut erlebt.

Hohe Energiepreise, hohe Inflation, teure Lebensmittel - besonders einkommensschwache Menschen hat der vergangene Winter hart getroffen. Das Land hat deshalb im November eine Winteraktion gestartet. Über 90 Wintercafés wurden geschaffen, in denen Menschen unter anderem eine warme Mahlzeit bekommen konnten.

AWO: 15.000 Essen ausgegeben

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die in vielen Kommunen Wintercafés angeboten hat, zieht prinzipiell eine positive Bilanz der Aktion. Man habe rund 15.000 Portionen Essen während der Winteraktion ausgegeben.

Es seien aber nicht nur hungrige Menschen zu den AWO-Cafés gekommen, sondern auch welche, die dringend nach Rat suchten, berichtet Landesgeschäftsführer Jürgen Nieser: "Wir haben es mit vielen älteren Menschen zu tun gehabt. Wir hatten aber auch Kinder, die im Winter in Sommerkleidung zu unseren Wintercafés gekommen sind. Da muss man ganz deutlich sagen: Da ist einem die Armut förmlich entgegen gelaufen."

Jetzt nach der Winteraktion gelte es, die strukturellen Ursachen von Armut zu bekämpfen. Gerade das Wohngeld, das seit Januar ja noch mehr Menschen beanspruchen können, sei ein Schwerpunkt der AWO-Beratungen gewesen.

Sozialpakt zur Armutsbekämpfung

Um die rasant wachsende Armut aufzuhalten fordert die AWO im Saarland einen Sozialpakt zwischen dem Land, den Landkreisen, Kommunen und Wohlfahrtsverbänden. So könnte die tiefgreifende strukturelle Armut im Land angegangen werden.

Zudem müsse der Pakt genau dieselbe Bedeutung haben, wie die Transformation der Saarwirtschaft. „Armutsbekämpfung ist Zukunftspolitik. Ein Sozialpakt für das Saarland hat enormes Potential für die Chancen der Menschen. Für die Zukunft des Saarlandes“, betont AWO Saarland-Vorsitzender Marcel Dubois.

Linke: Feste Hilfsstruktur benötigt

Für die Chefin der Saar-Linken Barbara Spaniol war die Winteraktion eine gute Soforthilfe, aber lediglich eine Bekämpfung der Symptome. Sie fordert eine feste Hilfsstruktur.

"Auf jeden Fall darf es nicht so sein, dass die Ehrenamtlichen diese Aufgabe lösen, die Armut zu bekämpfen. Das ist eine staatliche Aufgabe." Es seien Bund, Länder und die Kommunen gefordert. Besonders letztere brauchten "viel mehr finanzielle Mittel", um die Armut zu bekämpfen.

Wie das Sozialministerium auf Anfrage mitteilte, plant die Landesregierung für die Zukunft mehr strukturelle Hilfe gegen Armut. Dafür sollten Politik, Hilfsorganisationen und Bürger besser vernetzt werden.

Über dieses Thema hat auch die Sendung "Guten Morgen" auf SR 3 Saarlandwelle am 29.03.2023 berichtet.


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