Saar-Forscher wollen Algenproduktion in der Industrie hochschrauben
Bioplastik aus Algen statt aus Erdöl? Möglich ist das – wenn man genügend Algen züchten kann. Genau daran forscht derzeit ein Team an der HTW Saar und hat dafür jetzt über drei Millionen Euro an europäischen Fördergeldern erhalten.
Geht es um Algen, denken die meisten Menschen wahrscheinlich nur daran, wie man sie wieder los wird oder dafür sorgt, dass sie gar nicht erst entstehen. Nicht so Timo Gehring, Professor der Bio- und Umweltverfahrenstechnik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW Saar).
Schneller kultivieren
Gehring denkt aktuell darüber nach, wie er Algen am besten wachsen lässt. „Wir möchten Algen schöner, schneller, besser kultivieren“, sagt er. Denn für ihn sind Algen „etwas Positives und Lohnenswertes für die Zukunft“.
So positiv, dass der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) von Forschung an Zukunftsthemen spricht und Gehring 3,2 Millionen an Forschungsgeldern aus dem Interreg Europe-Programm bekommt.
Deutlich weniger Erdölverbrauch
Tatsächlich könnte man aus Algen alles herstellen, was bisher aus Erdöl produziert wird. Das stelle eine Chance dar, so Gehring, Erdöl durch Algen zu ersetzen. Allein aus Algen hergestelltes Bioplastik könnte 20 bis 30 Prozent des weltweiten Erdölverbrauchs ersetzen. Momentan sei das, so Gehring weiter, aber ökonomisch nicht umsetzbar.
Das Problem: Algen können bisher nicht kosteneffizient in großen Mengen gezüchtet werden. Bislang werden sie fast ausschließlich draußen mit Sonnenlicht gezüchtet. Also eine Lichtquelle, die man nicht kontrollieren kann. Für die Industrie ist das Vorgehen uninteressant, auch weil die Sonne nur von oben leuchtet.
Bestrahlung von innen
„In einer dichten Algenkultur ist nach fünf bis zehn Zentimetern alles Licht aufgebraucht“, sagt Gehring. „Das heißt, es nützt nichts, ein tiefes Becken zu haben und von oben zu beleuchten, weil ich nur die obersten zehn Zentimeter davon nutzen kann.“
Gehrings Antwort auf dieses Problem: Er will Behälter nicht von oben beleuchten, sondern quasi von innen, mit versenkten Lichtkugeln. Um das Vorhaben zu erforschen, brauchte Professor Gehring Geld. Die finanziellen Mittel dafür hatte die HTW Saar selbst jedoch nicht. Deswegen stellte der Algenforscher einen Antrag auf die Interreg Europe-Fördergelder, die ihm schließlich auch bewilligt wurden.
Koordination in Saarbrücken
„Das ist ein Riesenerfolg für uns“, sagt Gehring. Denn auch wenn das Geld sich auf insgesamt vier Universitäten verteilt – in Frankreich, Luxemburg, Belgien und eben Saarbrücken – geleitet wird das internationale Projekt von Gehring und seinem Saarbrücker Team. „Das macht uns stolz“, freut sich auch Wirtschaftsminister Barke.
Über dieses Thema hat auch die SR 3 Region am Nachmittag vom 10.06.2025 berichtet. Das Forschungsprojekt ist auch Thema bei „Wir im Saarland – Das Magazin“ am Donnerstag, 12. Juni, um 18.50 Uhr im SR Fernsehen.