Ein brennendes Feuer in der Dunkelheit (Foto: Pixabay/suhasrawool)

Schwenkmeister: eine Berufung

Felicitas Fehrer   19.06.2018 | 16:25 Uhr

Schwenkmeister sein ist kein Hobby, es ist eine Bestimmung. Und der muss man(n) nachgehen. Aufgepasst: Dieser Text kann Spuren von Übertreibung enthalten.

In der einen Hand ein kühles Helles, in der anderen die eiserne Grillzange – gezückt wie eine messerscharfe Kriegswaffe – jederzeit zum Angriff bereit. Das wachsame Adlerauge stets auf das knisternde Buchenholz gerichtet. Es raschelt im Gebüsch. Was war das?

Es ist ein ehrenvolles Amt, das Amt des Schwenkmeisters. Schließlich trägt er die Verantwortung für die Stärkung seines Volkes, auf das er angewiesen ist.

Grillkäse? Lächerlich

Während das gemeine Volk etwas abseits vom Ort des Geschehens Brot und Grünzeug anrichtet, hat der König des Feuers von seiner Warte aus alles im Blick. Seine Kleidung riecht nach Rauch und Gefahr. Er lächelt, denn er weiß: Frauen stehen auf Männer mit Kohle.

Eine der Frauen kommt auf ihn zu, einen großen Teller in der Hand, darauf rohes Fleisch. „Hier haschde noch Mergess, passe die noch druff?“ – Kein Problem für den Schwenkmeister. Er nimmt einen großen Schluck von seinem Bier, schaut nachdenklich in die Ferne. Die Zeit muss sein. Dann postiert er - und nur er - die rohen Würste gekonnt neben dem Schwenker.

Verächtlich mustert er den "Grillkäse", ohne den ein weibliches Mitglied aus dem Gefolge anscheinend nicht leben kann. Lächerlich. Ein echter Saarländer braucht Fleisch. Und zwar viel. Alles unter 400 Gramm ist Carpaccio. Aber was tut man nicht alles, um sein Volk zufrieden zu stellen.

Der Rost ist randvoll - nun kommt die jahrelange Erfahrung zum Tragen: Ein Schluck Bier in den Rachen, dann ein wohl dosierter Schuss auf das brutzelnde Fleisch. Das sieht gut aus. Der Schwenkmeister weiß, was er tut. Er bestellt noch ein Bier. Sein Grill, seine Regeln.

Essen fassen

Wann das Fleisch durch ist, spürt der Schwenkmeister wie von selbst. Die Frage ans Volk: "Und? Schmeckt's?" ist nur rhetorisch, denn er weiß, dass es gut schmeckt.

Nach der Fütterung, wenn der Tisch abgeräumt ist und sich alle in ihre Lager zurückgezogen haben, steht der Schwenkmeister als Letzter mit seinem Bier an der Feuerstelle. Er genießt die Stille und beobachtet zufrieden, wie die glimmende Buchenholz-Glut erlischt. Das war ein guter Tag. Und während er den Sonnenuntergang beobachtet, denkt er sich: "Wenn es im Himmel keine glühenden Kohlen gibt, dann will ich da auch nicht hin."

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