Das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Steinbach  (Foto: SR/Sebastian Dingler)

Wie steht es um die Artenvielfalt im Saarland?

Reporter: Sebastian Dingler / Onlinefassung: Raphael Klein und Andree Werner   19.06.2023 | 07:40 Uhr

Zum "Tag der Artenvielfalt" hat sich SR 3-Reporter Sebastian Dingler u.a. mit Experten der "Delattinia" im Naturschutzgebiet Steinbach bei Lebach getroffen. Dort fanden am vergangenen Wochenende verschiedene Exkursionen statt.

Die Naturkundegesellschaft Delattinia, die Saarländische Akademie für Artenkenntnis und das Ministerium für Umwelt haben am vergangenen Wochenende (16.7 bis 18.7) zum "Tag der Artenvielfalt" geladen. Eigentlich war es aber nicht nur ein Tag, sondern eine Nacht und zwei Tage, an denen der Tier- und Pflanzenbestand untersucht wurde. Die Delattinia ist die Naturforschende Gesellschaft des Saarlandes.

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Wie steht es um die Artenvielfalt im Saarland?
Audio [SR 3, Sebastian Dingler, 16.06.2023, Länge: 02:33 Min.]
Wie steht es um die Artenvielfalt im Saarland?

Dazu ging es in das FFH-Naturschutzgebiet Steinbach bei Lebach. FFH steht hierbei für Fauna-Flora-Habitat - also ein Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Am Freitag 16. Juni, startete die Veranstaltung mit einer Nacht-Exkursion, am Samstag und Sonntag gab es zusätzlich Exkursionen über die Wiesen rund um Steinbach.

Seltene Pflanzen entdecken

Rapunzel-Glockenblume  (Foto: SR/Sebastian Dingler)
Rapunzel-Glockenblume

Durch die Exkursionen führten auch Thomas Schneider und Andreas Werno aus dem Vorstand der Delattinia. Thomas Schneider ist von Haus aus eigentlich Geomorphologe, kennt sich also damit aus, wie die Erde geformt ist. Bei der Delattinia ist er aber der Experte für Gefäßpflanzen und Moose.

Wenn er die Wiesen des Naturschutzgebiets Steinbach durchstreift, findet er immer wieder seltene Pflanzen. "Es gibt einige Pflanzen, die wir sonst im Saarland fast nicht mehr haben, etwa die Thymianseide oder den Thymianwürger", erklärt der Naturkundler. "Das ist eine sehr schön blühende, spezielle Pflanze. Die braucht sehr magere Stellen."

Die besonderen Grünlandflächen um Lebach

Ein Bläuling landet auf dem Kopf (Foto: SR / Sebastian Dingler)
Ein Bläuling landet auf dem Kopf

Warum das Gebiet bei Lebach so besonders ist, liegt an der Beschaffenheit des Bodens. Unter der Wiese liegt nämlich vulkanisches Gestein, das recht langsam verwittert. Dadurch entsteht ein leicht basischer Boden, der gleichzeitig arm an Kalk ist. So etwas kommt nicht so häufig vor.

Experte Schneider spricht gerne von "mageren Grünlandflächen", wobei das Wort "mager" dafür steht, dass der Boden nicht viele Nährstoffe hergibt. Ein Lebensraum für Pflanzen, die mit diesen Bedingungen gut auskommen - zum Beispiel Flügelginster, Rapunzel-Glockenblume oder die Witwenblume.

Drei spannende Exkursionen

All diese Pflanzen gab es am Samstag und Sonntag bei den Wanderungen mit Expertinnen und Experten zu entdecken. Zuvor wurde am Freitag eine Abendwanderung veranstaltet. "Da dokumentieren wir für den 'Tag der Artenvielfalt' die Nachtfauna", sagt Werno.

Exkursion zu den Tagfaltern

Ein Blutströpfchen (Foto: SR / Sebastian Dingler)
Ein Blutströpfchen

Die Exkursion zum Thema "Tagfalter und Schmetterlinge" im Naturschutzgebiet Steinbach bei Lebach, leitete Thomas Reinelt. SR 3-Reporter Sebastian Dingler ist mit ihm durch die Wiese gestreift, auf der Suche nach kleinen Wesen mit zarten Flügeln. Und es gab einiges zu entdecken: zum Beispiel den Baldrian-Scheckenfalter, der so heißt, weil er sich von Baldrian ernährt. Richtig spektakulär ist das Sechsfleck-Widderchen, auch Blutströpfchen genannt. Das ist ein relativ kleiner Falter, der leuchtend rote Flecken auf seinem pechschwarzen Körper besitzt. 

Witzige deutsche Namen sind übrigens häufig bei den Faltern, erfährt Sebastian. Neben dem Blutströpfchen gibt es auch das Schornsteinfegerchen, das Ochsenauge oder den Wurzelfresser. Die Experten verwenden aber natürlich die lateinischen Namen.

Die Unterscheidung der kleinen Insekten ist nach Angaben der Experten nicht immer ganz einfach. Tatsächlich sei es manchmal sogar nötig ein Exemplar zu töten und es sich dann unter dem Mikroskop anzuschauen. Thomas Reinelt sagt aber, dass er prinzipiell keine Schmetterlinge zur Bestimmung tötet.

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Exkursion zu den Tagfaltern bei Lebach
Audio [SR 3, (c) SR 3 / Sebastian Dingler, 19.06.2023, Länge: 02:47 Min.]
Exkursion zu den Tagfaltern bei Lebach

Insektensterben nicht überall

Und wie steht es nun mit der Artenvielfalt im Saarland? Seit Jahren warnen Experten beispielsweise vor einem vermehrten Insektensterben. Werno, der auch Mitarbeiter im Umweltministerium ist, relativiert das etwas: Insektensterben gebe es natürlich, aber es sei regional sehr unterschiedlich - je nach Biotop. "Im Wald ist das Insektensterben nicht so groß", sagt er. Hingegen gehöre das "Offenland" zu den gefährdeten Bereiche, "wo auch viele sehr seltene Arten verschwunden sind."


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