Alleinerziehende Mütter im Saarland - Leben an der Belastungsgrenze

Alleinerziehende Mütter im Saarland - Leben an der Belastungsgrenze

Reporterin: Lisa Christl / Onlinefassung: Raphael Klein   26.03.2025 | 12:00 Uhr

Alleinerziehende Mütter stehen auch im Saarland oft unter besonderen Mehrfachbelastungen. Kaum Kitaplätze, geringes Einkommen, die ganze Erziehungs-Verantwortung auf einer Schulter. Wir stellen zwei Mütter und ihre Geschichte vor.

Alleinerziehend, arbeitend – und trotzdem arm. Besonders für Mütter ist das oft die Realität. Im Saarland machen sie laut Statistischem Bundesamt mehr als 80 Prozent der Alleinerziehenden aus. Sie tragen oft die gesamte Verantwortung für die Kinderbetreuung und für die Erziehung, während sie gleichzeitig den Lebensunterhalt verdienen müssen - so wie diese beiden Mütter aus dem Saarland.

"Bin immer zu Hause, nicht, dass ich mein Geld ausgebe"

Agnes ist 47 Jahre alt. Eine aufgeweckte Frau mit langen roten Haaren. Sie stammt aus Ungarn und zieht nach der Trennung von ihrem deutschen Mann ihre 14-jährige Tochter alleine groß. "Meine Tochter könnte sofort meinen Lohn ausgeben, weil sie braucht immer etwas", sagt Agnes. Deshalb kaufe sie dann für sich selbst meist nichts - außer Essen und Trinken.

Agnes arbeitet zehn Stunden pro Woche bei einem sozialen Träger als Sozialberaterin für osteuropäische Menschen. 700 Euro verdient sie damit im Monat, die Wohnung zahlt das Jobcenter. Sie stockt also auf, würde auch gerne wieder mehr arbeiten, aber bisher hat das nicht geklappt.

Das Geld ist also knapp: "Manchmal gehe ich auch mit meinem Konto ins Minus", erzählt Agnes. Dann werde es im nächsten Monat besonders schwierig. "Und ich muss auch auf sehr viele Sachen verzichten: Ich gehe nicht zum Friseur, gehe nicht zur Kosmetik, nicht zur Massage, schwimmen". Sie sei immer zu Hause, damit sie erst gar nicht in Versuchung komme, ihr Geld auszugeben.

"Ich habe ganz oft geweint"

Auch Dalila kennt diese Situation. Lange musste sie mit Sozialleistungen aufstocken. Heute kommt sie mit zwei Jobs über die Runden. Ihr Ex-Partner zahlt inzwischen regelmäßig Unterhalt für ihre siebenjährige Tochter. "Also es ist wirklich ganz schlimm. Ich habe ganz oft geweint, dann abends auch, weil ich einfach nicht wusste, wie soll ich das jetzt machen den restlichen Monat und musste mir auch tatsächlich ab und an Geld leihen, weil es einfach nicht anders ging und das ist schon eine Herausforderung.", erzählt Dalila. Heute müsse sie nicht mehr jeden Cent umdrehen und könne mehr für ihr Kind und auch mal für sich selbst was ausgeben.

Es fehlen vor allem Betreuungsplätze

Viele alleinerziehende Mütter stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Mehr als 70 Prozent sind berufstätig, doch oft verdienen sie deutlich weniger als Eltern in Paarfamilien. Viele müssen in Teilzeit arbeiten – nicht selten, weil Betreuungsplätze fehlen.

Das bestätigt auch Frank Hager von der Diakonie Saar. "Das sind Managerinnen ihrer selbst, ihrer kleinen Familie, die haben was Besseres verdient", sagt Hager. Allein die Situation, was die Kitas hier angehe, sei eine Katastrophe. "Wir haben zunehmend Kinder, die werden eingeschult, ohne dass sie je eine Kita von innen gesehen haben." Das Problem sei lange bekannt und es passiere einfach nichts.

Viele kämpfen also nicht nur mit finanziellen Sorgen, sondern auch mit strukturellen Hürden. Solange sich daran nichts ändert, bleibt für viele nur eins: irgendwie durchhalten.

Ein Thema in der "Region am Mittag" am 26.03.2025 auf SR 3 Saarlandwelle.


SR 3 Thementag finanzielle Vorsorge für Frauen

SR 3 Thementag am Mittwoch, 26. März
Warum Frauen anders finanziell vorsorgen sollten
Es ist ein strukturelles Problem. Frauen sind finanziell in der Regel schlechter gestellt als Männer. Im Berufsleben und damit auch im Alter. Nicht wenigen droht sogar Altersarmut. Wie damit umgehen? Und kann man das verhindern? Der SR Thementag vom 26. März auf SR 3 Saarlandwelle.

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