Geldscheine (Foto: pixabay)

Banken locken mit Tages- und Festgeldangeboten

Gut zu wissen: Steigender Leitzins

Yvonne Schleinhege-Böffel   22.06.2023 | 09:30 Uhr

Erst vor Kurzem hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins erneut angehoben - auf vier Prozent. Sparer profitieren schon seit einigen Monaten von steigenden Zinsen auf Tagesgeld- und Festgeldkonten. Und die Banken locken mit Angeboten.

Für Sparer sind steigende Zinsen erstmal eine gute Nachricht. "Grundsätzlich wirken sich steigende Leitzinsen so aus, dass ich als Sparer mehr Zinsen für mein Geld bei der Bank bekomme“, erklärt Hendrik Buhrs vom Verbraucherportal "finanztip.de". So zumindest das grundsätzliche Prinzip.

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Gut zu wissen: "Bei den Tagesgeldzinsen gibt es eine ziemliche Bandbreite"
Audio [SR 3, Moderation: Christian Job, 22.06.2023, Länge: 06:42 Min.]
Gut zu wissen: "Bei den Tagesgeldzinsen gibt es eine ziemliche Bandbreite"
Studiogespräch mit Yvonne Schleinhege aus der SR-Wirtschaftsredaktion

Jede Bank legt selbst fest, wie hoch die Zinsen für die Tagesgeldkonten sind. "Und wir sehen da auch eine riesige Bandbreite zwischen Banken, die relativ viel Sparzinsen zahlen und auf der anderen Seite Banken, die sich fast noch gar nicht bewegt haben und immer noch sehr nah bei der Nulllinie liegen."

Sparkassen und Volksbanken mit äußerst niedrigen Zinsen

Teils über drei Prozent Zinsen auf ein Tagesgeldkonto bieten derzeit einige Banken. Darunter viele Direkt- und auch Privatbanken im In- und Ausland. Auch Autobanken hätten teils gute Angebote, so Buhrs. Anders sei die Situation bei den Filialbanken. Auch im Saarland würden die Sparkassen und Volksbanken teils nur Zinsen knapp über der Nulllinie zahlen.

"Und dass ist eigentlich seit einem halben Jahr nicht mehr so das übliche Zinsumfeld." Ein Grund hierfür sei die Wettbewerbssituation. Auch das Vergleichsportal Verivox hat jüngst ermittelt, dass etwa ein Viertel der örtlichen Sparkassen und Volksbanken so gut wie gar nichts für das Guthaben der Sparer zahlen. Schon seit vielen Monaten wird das kritisiert.

Banken locken mit Angeboten

Zwar reichen auch Zinsangebote von über drei Prozent nicht aus, um die aktuelle Inflation abzufedern. Dennoch sollten Sparer versuchen, davon zu profitieren. Der große Vorteil von Tagesgeld ist die Flexibilität, denn das Geld ist jederzeit verfügbar. Es eignet sich, um Rücklagen für größere oder ungeplante Ausgaben zu bilden.

Derzeit werben viele Banken um Sparer mit Angeboten beim Tagesgeld. Doch die müsse man sich sehr genau anschauen, rät der Finanzexperte. "Oft sind diese Tagesgeld-Lockangebote nur auf vier Monate oder sechs Monate begrenzt und danach gibt es meist sehr niedrige Zinsen." Manche Banken würden auch nur Neukunden deutlich höhere Zinsen anbieten.

Vorsicht vor betrügerischen Angeboten

Oder aber es werden Mindesteinlagesummen verlangt. Deshalb ist es wichtig, einen genaueren Blick auf die versprochenen Konditionen der einzelnen Banken zu werfen. Dies sei auch nötig, warnt Buhrs. Zunehmend nutzten auch Betrüger das steigende Interesse der Sparer an Tages- oder auch Festgeldangeboten aus.

"Das geht zum Beispiel über Fishing, aber auch über Lockangebote für utopisch hohe Zinsen. Ich sollte als Kunde immer ein Gespür dafür haben, welchen Zinsrahmen es gerade am Markt gibt. Und wenn ich ein Angebot für sechs Prozent Zinsen für ein Tagesgeldkonto angeboten bekomme, dann sollte ich davon ausgehen, dass das garantiert ein Betrugsversuch ist", sagt Geldanlage-Spezialist Hendrik Buhrs.

Gutes Tagesgeldkonto finden

Und dennoch: Viele Verbraucherschützer raten, die steigenden Zinsen zu nutzen und ein Tagesgeldkonto anzulegen – natürlich bei einer seriösen Bank. Um ein Angebot zu finden, bieten Vergleichsportale wie "Check24" oder "Verivox" eine gute Grundlage. Daneben gibt es viele gute Angebote auch über Zinsplattformen wie "Weltsparen" oder "Zinspilot".

Auch "finanztip.de" und die Stiftung Warentest bieten einen guten Angebotsüberblick. Hier werden auch nur Angebote von Banken aufgeführt, die eine entsprechende Einlagensicherung vorweisen können. Die gesetzliche Einlagensicherung in der gesamten Europäischen Union (EU) beträgt 100.000 Euro pro Anleger und Bank. Viele auf dem deutschen Markt tätige Kreditinstitute garantieren weit höhere Beträge über zusätzliche Sicherungssysteme. Die Banken müssen entsprechend darüber informieren.

Unkomplizierte Kontoeröffnung

Die Eröffnung eines Tagesgeldkontos oder auch ein Wechsel zu einer anderen Bank ist relativ unkompliziert. Bei den allermeisten ist das inzwischen online und in wenigen Minuten möglich. Zur nötigen Identifizierung dient dabei meist entweder eine Videoschalte oder das Postident-Verfahren über eine Postfiliale.

Neben dem Tagesgeldkonto gibt es auch Festgeldangebote. "Da liegt man rund ein bis anderthalb Prozent oberhalb der Tagesgeldzinsen“, erklärt Hendrik Buhrs. Der Nachteil: Festgeld ist immer an eine bestimmte Laufzeit gebunden und vor Ablauf ist es kaum möglich an das Geld zu kommen. Nach neusten Vergleichen der Stiftung Warentest gab es für ein einjähriges Festgeld Anfang Juni maximal 3,65 Prozent, für dreijähriges Festgeld 3,75 Prozent Zins pro Jahr. 

Wichtig zu beachten

Verbraucherberater raten daher, das Geld mit einer kürzeren Laufzeit von ein bis maximal drei Jahren anzulegen. Zudem sollte bei mehrjährigen Festgeldanlagen darauf geachtet werden, dass Zinsen jährlich ausgezahlt oder dem Anlagekonto gutgeschrieben werden, um im nächsten Jahr mitverzinst zu werden.


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"Gut zu wissen" - immer mittwochs in der Sendung "Bunte Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle.

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