Seniorin mit Rollator auf Geldstapel (Foto: IMAGO / CHROMORANGE)

Welcher Versicherungsschutz lohnt sich für den Pflegefall?

Gut zu wissen

Lisa Christl   27.07.2023 | 09:30 Uhr

Eine Pflegetagegeld-Versicherung kann hohe Kosten im Pflegefall übernehmen. Aber: Sie kostet Geld und das wird mit dem Alter in der Regel nicht mehr. Wieso und für wen sie sich trotzdem lohnen kann.

Mit dem Älterwerden steigt das Risiko, auf Hilfe angewiesen zu sein. Von den 70- bis 74-Jährigen sind in Deutschland rund neun Prozent pflegebedürftig. Ab einem Alter von 90 Jahren sind es bereits 82 Prozent. Und Pflege ist teuer: für einen selbst, die Angehörigen, aber auch für das Sozialversicherungssystem.

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Gut zu wissen: Pflegetagegeld-Versicherung
Audio [SR 3, Moderation: Carmen Bachmann, 27.07.2023, Länge: 05:46 Min.]
Gut zu wissen: Pflegetagegeld-Versicherung

Pflege geht ins Geld

Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt zwar einen Großteil der anfallenden Kosten und im Notfall springt das Sozialamt ein. Trotzdem zahlen Pflegebedürftige oft drauf.

Nach Angaben des Verbands der Ersatzkassen müssen Pflegeheimbewohner 2023 im Saarland im Schnitt pro Monat etwa 2908 Euro selbst für die Pflege bezahlen. Das Saarland liegt damit bundesweit auf Platz Zwei. Bei der häuslichen Pflege kann der Finanzierungsbedarf in bestimmten Situationen, etwa, wenn eine 24-Stunden-Betreuung nötig wird, noch deutlich höher ausfallen.

Und dieses zusätzliche Geld muss dann aus dem privaten Vermögen oder durch die nächsten Angehörigen aufgebracht werden – zum Beispiel den Ehepartner oder die eigenen Kinder. "Eine Pflegetagegeld-Versicherung kann solche finanziellen Pflegelücken schließen", erklärt Sabine Baierl-Johna, Projektleiterin bei Stiftung Warentest.

Wie und für wen ist sie angedacht?

Eine Pflegetagegeld-Versicherung ist eine private Zusatzversicherung, die im Pflegefall eine täglich oder monatlich vereinbarte Summe an den Pflegebedürftigen zahlt.

Der Versicherte zahlt bereits, bevor er zum Pflegefall wird, einen monatlichen Beitrag ein. Wird bei ihm später ein Pflegegrad festgestellt, steht ihm dieses Geld dann frei zur Verfügung. Er kann es dann beispielsweise für Pflegeheimkosten, ambulante Pflegedienste, Hilfe im Haushalt oder beim Einkauf nutzen.

"Eine Pflegetagegeld-Versicherung macht vor allem dann Sinn, wenn Sie in einem etwas stärkeren Umfang versorgt werden müssen", sagt Sabine Baierl-Johna. "Und wenn man keine privaten Hilfen, keine Familie oder Nachbarn hat, die einem helfen können."

Lieber jung als zu spät

Obgleich vor allem ältere Menschen zum Pflegefall werden, leistet eine Pflegetagegeld-Versicherung auch dann, wenn eine jüngere Person pflegebedürftig wird, etwa durch einen Unfall oder eine Krankheit.

Tatsächlich ist es auch so, dass wenn man mit über 50 und mit Vorerkrankungen einen solchen Versicherungsschutz abschließen möchte, man diesen nicht mehr in jedem Fall erhält. Teils kann man zwar hohe Aufschläge zahlen, um eine solche Versicherung dennoch zu erhalten, aber es empfiehlt sich aus diesem Grund bereits ab Mitte 40/50 über einen Vertragsabschluss nachzudenken.

Wer kann sich das leisten?

Pflegezusatzversicherungen gehören zu den eher kostspieligen Verträgen. Ein Kunde, der mit 55 Jahren einen guten Pflegetagegeld-Vertrag abschließt, zahlt laut Stiftung Warentest etwa 115 Euro im Monat. Mit dem Alter steigen auch die Versicherungsbeiträge. Mit 79 zahlt man demnach schon über 300 Euro im Monat.  

"Man muss sich im Vorhinein im Klaren darüber sein, ob man sich die steigenden Preise ein ganzes Leben und vor allem in der Rente noch leisten kann", sagt Sabine Baierl-Johna. Denn bei einigen Anbietern müssen die Versicherungsbeiträge auch dann weitergezahlt werden, wenn der Pflegefall eintritt. "Und man kann auch nicht pausieren. Wer nicht mehr zahlen kann, muss kündigen und hat das ganze Geld verloren."

In Ausnahmefällen gewähren aber einige Versicherer eine Pause bei Zahlungsschwierigkeiten, zum Beispiel wenn der Versicherte vorübergehend arbeitslos ist. Die fehlenden Beiträge müssen aber in der Regel später nachgezahlt werden.

Das Vermögen im Pflegefall nicht aufgeben

"Es ist schon eine Absicherung, die ein gewisses Vermögen voraussetzt“, ergänzt Sabine Baierl-Johna. Man müsse sich also einerseits die steigenden Preise leisten können, andererseits habe man aber die Absicherung, sein Vermögen nicht schmälern und seinen Besitz im Pflegefall nicht aufgeben zu müssen.

Das sei vor allem für diejenigen interessant, die ihren Besitz, wie zum Beispiel das Eigenheim vererben möchten, erklärt die Expertin weiter.

Den richtigen Tarif wählen

Bei einigen Tarifen können die Kunden Einfluss darauf nehmen, wie das Geld über die Pflegegrade verteilt wird  - oft allerdings nur in einem vorgegebenen Rahmen.

Feste Tarife legen von Anfang fest, welchen prozentualen Anteil des Pflegetagegeldes in den einzelnen Pflegegraden geleistet werden. Bei flexiblen Tarifen kann der Versicherer mitgestalten. Dabei sei es aber wichtig, darauf zu achten, dass man im stationären Bereich gleich von Anfang an, mindestens ab Pflegegrad 2, eine hohe Leistung erhalte, weil der Eigenanteil dort unabhängig vom Pflegegrad gleich bleibe.

Es ist komfortabel

Eine Pflegetagegeld-Versicherung hat ihre Vor- und Nachteile. Im Pflegefall ist es durchaus sinnvoll ausreichend Geld zur Verfügung zu haben, um sich adäquat pflegen lassen und die Kosten zahlen zu können, die nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden. Allerdings kostet eine solche Zusatzversicherung eben auch sehr viel Geld und wer das Geld nicht hat, riskiert im schlimmsten Fall auch nicht, dass er nicht versorgt wird, denn im Notfall springt auch das Sozialamt ein. 

"Gut zu wissen" - immer mittwochs in der Sendung "Bunte Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle.

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