Gut zu wissen: Onlinebanking – das sind die Tricks der Diebe

Onlinebanking – das sind die Tricks der Diebe

Gut zu wissen

Sarah Sassou   24.08.2023 | 09:45 Uhr

Es ist praktisch, aber nicht ganz ohne Risiken: Onlinebanking. Die Sicherheitsvorkehrungen der Banken sind zwar hoch, doch immer wieder gibt es Vorfälle, bei denen es Kriminellen gelingt, sich am Konto von Bankkunden zu bedienen. Christian aus Saarbrücken wurde so um 26.000 Euro gebracht.

Der Neurologe und Psychiater im Ruhestand Christian hatte ein Giro- und ein Sparkonto bei der Postbank. Seine Bankgeschäfte erledigte er online. Im Sommer 2022 bekam er einen Brief von seiner Bank. „Sie informierte mich darüber, dass mein Konto aufgrund von verdächtigen Überweisungen gesperrt worden sei. Die Überweisungen seien nicht freigegeben worden.“

Christian schaute sich die Kontobewegungen an und stellte fest: Innerhalb von ein paar Tagen versuchten die Kriminellen mehrmals an einem Tag, Beträge zu überweisen. Mal 500 Euro, mal 800 Euro, mal mehr als 1000 Euro.

Doch statt Erleichterung erlebte Christian wenige Tage nach der Sperrung einen Schockmoment: „Die Überweisungen gingen weiter – obwohl das Konto doch gesperrt war! Am Ende waren es 26.000 Euro, die fehlten.“ Der Senior suchte das direkte Gespräch mit seiner Bankfiliale. „Ich hatte den Eindruck, dass die Mitarbeiter mit meinem Problem nichts anfangen konnten und verwiesen an die Zentrale.“

Christian holte sich rechtlichen Beistand. Seine Anwältin forderte die Postbank dazu auf, den gestohlenen Betrag zu ersetzen. Die Bank lehnte ab. Begründung: Christian müsse grob fahrlässig gehandelt und seine Zugangsdaten an Dritte weitergegeben haben. „Dabei weiß noch nicht mal meine Partnerin meine Bankdaten, ich passe da schon immer gut auf.“ Er hat Klage eingereicht. Das Gericht wird nun also entscheiden müssen, wer Recht hat.

Beweispflicht liegt bei der Bank

Kunden sollten sich tatsächlich bei kriminellen Überweisungen nicht direkt den Schwarzen Peter zuschieben lassen, raten Verbraucherschützer „Die Banken sagen relativ schnell: Wir haben keinen Fehler gemacht, du Kunde hast dich grob fahrlässig verhalten.

Dabei liegt die Beweispflicht bei der Bank. Sie muss von Gesetzes wegen nachweisen, dass der Kunde sich tatsächlich fahrlässig verhalten hat“, sagt Thomas Beutler, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Saarland.

Der Weg des Geldes

Christian und seine Rechtsanwältin haben versucht, den Weg des Geldes nachzuvollziehen. „Die Beträge gingen auf das Konto eines privaten Vermieters einer Ferienwohnung. Wir haben ihn kontaktiert und er hat mitgeteilt, dass er das Konto ausschließlich für Geldtransfers für die Mieter der Ferienwohnung nutzen würde und gegen ihn schon mehrere Anzeigen vorlägen. Weil die Kriminellen es ohne sein Wissen offenbar häufiger genutzt haben, um ihre illegal überwiesenen Beträge von dort ins Ausland zu transferieren.“

Identitätsdiebstahl

Der Weg über ein echtes Konto, dessen Inhaber gar nichts davon weiß, ist ein klassischer Fall von Identitätsdiebstahl. Die Kriminellen versuchen so, die Sicherheitsvorkehrungen der Banken zu überlisten und den Weg des Geldes unübersichtlicher zu machen.

Am Automaten

Was kann man nun also tun, um sich beim Onlinebanking besser vor Kriminellen zu schützen? Thomas Beutler hat ein paar Tipps parat. Für ihn fängt es schon beim Einsetzen der Bankkarte an, zum Beispiel beim Bezahlen oder am Geldautomaten.

  • Beim Eingeben der PIN immer eine Hand über das Bedienfeld halten, damit Kriminelle die PIN nicht ausspähen können
  • Niemals Bankkarte und PIN zusammen aufbewahren, vor allem nicht im Geldbeutel

Standards für das Onlinebanking

Beim Onlinebanking von zuhause aus, darauf achten

  • dass ein Virenscanner auf dem PC installiert ist
  • keine Anhänge einer angeblichen Mail der Bank zu öffnen. So installieren Kriminelle zum Beispiel Programme zum Ausspähen auf dem heimischen PC
  • dass die Zugangsdaten sicher verwahrt sind, so dass Dritte nicht darauf zugreifen können.
  • dass Banken Zugangsdaten niemals per Mail, SMS oder am Telefon abfragen. Bei einer angeblichen Kontaktaufnahme der Bank immer skeptisch sein, denn Kriminelle können mittlerweile die Rufnummernanzeige so manipulieren, dass im Telefondisplay die Nummer der Bank angezeigt wird
  • bei verdächtigen Kontobewegungen oder Kontaktaufnahmen gleich die Bank informieren

Zusätzliche Vorkehrungen

Man kann aber auch schon mal vorsorglich einige Vorkehrungen treffen, damit Kriminelle gar nicht erst an das Geld kommen.

  • Tägliches Limit niedrig einstellen; sollte man doch einmal einen höheren Betrag überweisen müssen, lässt sich das Limit mit ein paar Klicks und persönlicher Authentifizierung schnell variieren
  • Auslandsüberweisungen deaktivieren; sollte man diese Funktion doch einmal benötigen, lässt auch sie sich schnell ein- und wieder ausschalten.

Was tun im Fall der Fälle?

Hat es – trotz eigener Sicherheitsvorkehrungen und denen der Bank einen Vorfall gegeben, heißt es, schnell reagieren:

  • Bank unverzüglich informieren; bei Kartenverlust auch am Wochenende sofort über eine Hotline sperren lassen und „nicht erst bis Montag warten, das erleben wir leider immer wieder“, sagt Thomas Beutler.
  • Laut Gesetz ist die Bank dazu verpflichtet, selbstverschuldete Diebstähle schnell zu erstatten. „Innerhalb von drei Tagen soll das Geld auf dem Konto sein, so schreibt es das Gesetz vor, daran halten sich aber die wenigsten Banken“, sagt Beutler. Sollte die Bank nicht entsprechend reagieren oder dem Kunden grob fahrlässiges Verhalten unterstellen (Weitergabe von Zugangsdaten an Dritte), ist sie in der Beweispflicht.

Konsequenzen gezogen

Christian hat mittlerweile die Bank gewechselt. „Das Vertrauen in die Postbank war nicht mehr gegeben“, sagt er. Im Gegensatz zu früher kontrolliert er seine Konten jetzt auch viel häufiger. „Ich schaue jeden Tag rein, ob alles seine Ordnung hat.“ Er wolle eben so gut es geht verhindern, dass Kriminelle sich noch einmal an seinem Ersparten bedienen.

"Gut zu wissen" - immer mittwochs in der Sendung "Bunte Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle.

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