Nahrungsergänzungsmittel  (Foto: Pixabay / Bru-nO)

Nahrungsergänzungsmittel

Gut zu wissen

Sarah Sassou   06.03.2024 | 09:01 Uhr

Mit ein paar Tabletten und Pülverchen zum gesunden Körper und Geist - jeder weiß, das ist nicht möglich. Viele hoffen aber trotzdem, dass das so funktioniert. Darauf bauen viele Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln.

Alles andere als Arznei

Eigentlich sind Nahrungsergänzungsmittel dazu da, gesunde Menschen zu unterstützen, nicht aber um Krankheiten zu heilen. Doch daran halten sich einige Hersteller nicht. Deswegen warnen Landesuntersuchungsämter und Verbraucherzentralen immer wieder vor bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln.

  • Sie werden mit unerlaubten Heilungsversprechen beworben: Gesundheitsbezogene Aussagen, die Krankheiten vorbeugen, heilen oder lindern können, sind rechtlich nicht zulässig.
  • Sie enthalten Stoffe, die in Deutschland in der Menge oder gar nicht zugelassen sind

Ein Beispiel: Cardio-Produkte, die angeblich vom Berliner Herz- und Gefäßinstitut entwickelt wurden. Die Hersteller werben damit, dass das Produkt das Herz nähre, es den Blutdruck normalisiere und die Gefäße reinige. Um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen, werden gefälschte Zitate und Bilder von Prominenten wie Eckart von Hirschhausen und Sandra Maischberger genutzt. Sie haben aber nie ihr Einverständnis dazu abgegeben, haben sie der Verbraucherzentrale erklärt.

Unerlaubte Werbeversprechen

So wollen die Hersteller beim Verbraucher den Eindruck erwecken, dass es sich hier um ein Medikament handelt. „Das stimmt aber nicht“, sagt Theresia Weimar-Ehl von der Verbraucherzentrale Saarland. „In Wirklichkeit ist es lediglich ein Nahrungsergänzungsmittel. Das ist wie ein Lebensmittel und wird von den zuständigen staatlichen Prüfstellen nicht auf Sicherheit und Wirksamkeit überprüft. Dafür ist der Hersteller zuständig.“

Die Verbraucherzentrale hat den Hersteller abgemahnt, weil er das Produkt wie ein Arzneimittel bewirbt. Wer mit Gesundheitsversprechen werben will, muss sie zuerst bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit beantragen. Nur diese zugelassenen Werbeaussagen dürfen verwendet werden.

Gefährliches Potenzmittel

Gefährlich wird es bei Produkten wie einem harmlos wirkenden Kaffeepulver, das als Potenzmittel verkauft wird.  „Bio Herbs Coffee“ enthält den nicht-deklarierten hochwirksamen Arzneistoff Tadalafil, hat das Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz herausgefunden. Damit müsste der Kaffee als Arzneimittel zugelassen werden, wird aber ungeprüft als Nahrungsergänzungsmittel verkauft.

Die Gefahr, die von dem Produkt ausgeht, kann der Verbraucher aber nicht erkennen. „In diesem Nahrungsergänzungsmittel ist dieser Wirkstoff in einer sehr starken Dosierung enthalten“, erklärt Theresia Weimar-Ehl. „Wenn jemand Herz-Kreislauf-Probleme hat, kann das wirklich eine große Gefahr für die Gesundheit sein.“

Aber auch andere Nahrungsergänzungsmittel können Nebenwirkungen auslösen, gibt die Verbraucherschützerin zu bedenken. „Vor allen Dingen, wenn sie in zu großer Dosierung und unkontrolliert eingenommen werden und es dann Wechselwirkungen mit Medikamenten oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln gibt.“

Nur Stichproben

In Deutschland werden Nahrungsergänzungsmittel nur stichprobenartig überprüft – weil sie nicht wie ein Medikament auf Herz und Nieren getestet werden müssen. Man kann sie im Supermarkt oder in der Drogerie kaufen.

Schwarze Schafe findet man vor allem im Internet. Dort geben verdächtige Hersteller oft kein Impressum an. Wer unsicher ist, ob ein bestimmtes Nahrungsergänzungsmittel, das in einem Online-Shop angeboten wird, auch sicher ist, kann sich bei den Verbraucherzentralen beraten lassen.

Illegale Bestellung  

Beim Bestellen im Internet ist ohne Vorsicht geboten. Denn Nahrungsergänzungsmittel und ihre Inhaltsstoffe werden in den unterschiedlichen Ländern unterschiedlich betrachtet, sagt Theresia Weimar-Ehl: „Wenn ein Verbraucher Nahrungsergänzungsmittel aus dem Ausland bestellt, für das es hier in Deutschland ein Einfuhrverbot gibt, weil es zum Beispiel hier bei uns ein Arzneimittel ist, dann kann der Verbraucher ein Bußgeld riskieren. Und er macht sich sogar strafbar, wenn er solche Mittel noch an andere abgibt.“

Weitere Informationen

https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/

https://www.verbraucherzentrale.de/digitaler-health-style-markt

Mehr zum Thema

Video [aktueller bericht am 09.01.2024, Länge: 3:38 Min.]
Dermatologe Prof. Jörg Reichrath:“Über die Nahrung können wir nur zehn bis 20 Prozent des benötigten Vitamin D decken“
Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung hat laut dem Dermatologen Professor Jörg Reichrath einen Vitamin-D-Mangel. Das kann gefährlich werden, denn dadurch bestehe ein höheres Risiko für Erkrankungen. Der Dermatologe rät deshalb dazu, Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmen.

"Gut zu wissen" - immer mittwochs in der Sendung "Bunte Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja