Überlastete Stromnetze: "In Spitzenzeiten wird die Leistung gedrosselt werden müssen"

"Drosselung der Stromleistung wird nötig sein"

Interview: Simin Sadeghi   02.02.2024 | 12:45 Uhr

In Riegelsberg gab es jüngst Fernabschaltungen einzelner Wärmepumpen, weil das Stromnetz überlastet war. Eine Entwicklung, die uns in Zukunft öfters ereilen wird, sagt Klaus Blug, der Geschäftsführer vom Verband der Energiewirtschaft im Saarland. Die Stromnetze seien nämlich häufig noch nicht auf die Elektrifizierung ausgelegt.

Stromnetz soll gesichert werden

Netzbetreiber haben die Möglichkeit, sogenannte "große Verbraucher" wie beisielsweise Wärmepumpen per Fernzugriff abzustellen, wenn es nötig wird, das Stromnetz zu stabilisieren weil der Verbrauch zu hoch ist. Nach den Bestimmungen im Energiewirtschaftsgesetz ist das rechtens. Drei mal am Tag für maximal zwei Stunden dürfe der Netzbetreiber abschalten, sagt Klaus Blug. Ein solches Vorgehen diene der Sicherung des Netzes. Würde dies nicht geschehen, könne es zu einer Überlastung ganzer Netzstränge kommen und zu Ausfällen, die dann viele Haushalte betreffen könnten.

Was bedeutet Spitzenlast?

Immer mehr Wärmepumpen und auch Elektroautos werden durch unser Stromnetz gespeist. Ein immer größerer Stromverbrauch führt zu einer größeren Belastung des Netzes - man spricht auch von Spitzenlast.

Hält Stromnetz der höheren Belastung zukünftig stand?

Der Zugriff auf die Stromnetze werde deshalb in Zukunft öfter geregelt werden müssen, denn die Infrastruktur und deren Ausbau hinke noch hinter der Elektrifizierung und dem Ansteig der "großen Verbraucher" hinterher, sagt Klaus Blug. Die Kupfer- und Aluminiumleitungen seien teils nicht mehr in der Lage, die erforderlichen großen Leistungen zu transportieren. Eine Überlastung droht.

Gewöhnen wir uns an Drosselung der Stromleistung

Bis die Stromleitungen angepasst seien, müsse es für die Übergangszeit eine Zwischenlösung geben, so der VEW- Geschäftführer. Die Stromleistung in vielen Haushalten müsse dann wohl in Spitzenzeiten gleichgerecht gedrosselt werden, damit es nicht zu vermehrten Abschaltungen kommen muss.

Angesichts der Milliardenkosten beim Ausbau und des Fachkräftemangels müsse man bei der Übergangszeit allerdings mit Jahren rechnen, gibt Klaus Blug zu Bedenken. Das werde noch eine ganze Weile dauern, bis unsere Stromnetze auf dem richtigen Stand seien, um der Belastung Stand halten zu können.


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Ein Thema in der "Region am Mittag" am 02.02.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.

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