Wie ist die Situation der Pflege im Saarland?

Am 12. Mai ist deutschlandweit "Tag der Pflege". Ein Tag, den viele Pflegerinnen und Pfleger nutzen, um sich Gehör zu verschaffen – auch im Saarland. Egal ob Alten- und Krankenpflege im Krankenhaus und in den Senioren-Einrichtungen, oder private Menschen, die Angehörige pflegen. Die Situation der Pflege im Überblick.

Die Situation in der Pflege verschlechtert sich seit Jahren auch bei uns im Saarland: zu wenig Personal und Auszubildende sowie fehlende finanzielle Mittel und schlecht bezahlte Arbeit haben zum sogenannten Pflegenotstand geführt.

"Am System konnte ich nichts ändern"

Es gibt aber auch Menschen, die versuchen, etwas an der Situation zu verändern. Zum Beispiel Franziska Böhler. Sie kämpft seit Jahren für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege – unter anderem als Autorin und Influencerin auf Instagram. Doch nun sagt sie, das habe alles nichts gebracht. Aber war ihr Engagement wirklich umsonst?

Tag der Pflege: "Am System konnte ich nichts ändern"

Franziska Böhler ist deutschlandweit eine der lautesten Stimmen gegen den Pflegenotstand. Bereits 2019 hat sie ihr Buch "I’m a Nurse – warum ich meinem Beruf als Krankenschwester liebe – trotz allem" veröffentlicht. Außerdem folgen ihr auf Instagram eine Viertelmillion Menschen. Genau dort hat sie vor zwei Tagen in einem Beitrag geschrieben: "Gebracht hat all das – rein substanziell – nämlich gar nichts." Und: "Ich bin müde."

"Nichts" sei vielleicht etwas drastisch formuliert, sagt die Pflegerin nun im SR-Interview, aber der Pflegenotstand werde dennoch von Jahr zu Jahr schlimmer. Sie habe aufklären und zeigen können, wie schön der Beruf sein kann – aber auch, wie die Rahmenbedingungen Pflegekräfte in die Knie zwingen. Aber am System und für ihre Kollegen und Kolleginnen, die am Bett stehen, habe sie nichts verändern können. Das könne eine Einzelperson auf Instagram einfach nicht, so Franziska Böhler.

Problem Fachkräftemangel

Das größte Problem sei der Fachkräftemangel, sagt die Pflegerin. Deswegen konzentriere sie sich anstelle der Öffentlichkeitsarbeit jetzt mehr darauf, Auszubildende für den Beruf zu begeistern und ihnen Mut zu machen, allen Widrigkeiten zum Trotz den Beruf zu ergreifen. Zum Beispiel durch Care-Tage, die sie im Sommer mitorganisieren wird.

Ein Beruf mit Herz

Ihre Antwort auf die Frage, warum sich Pflege doch trotz all der Schwierigkeiten lohnt: "Weil es der schönste Beruf der Welt ist." Das sehen auch die saarländischen Pflegerinnen Tamara Weichsel und Lisa Martin so und machen sich stark für ihren Beruf. Sie sind seit zwölf beziehungsweise acht Jahren Pflegerinnen am Seniorenheim Höcherberg in Bexbach. Pflege sei viel mehr als das bloße 'Hintern abwischen', sagen sie. Es sei ein Beruf, den man mit viel Herz mache und wo man soviel Liebe zurückbekomme – egal ob von den alten Menschen oder den Angehörigen.

Es hapert an vielen Stellen

Aber nicht nur das schlechte Image der Pflege wirkt sich auf den Nachwuchs aus. Bis 2020 sind die Vollzeitbeschäftigten in der Pflege ständig gewachsen, seit 2021 allerdings gehen die Zahlen zurück – obwohl die Branche wächst. Auch die Überalterung der Gesellschaft spielt hier eine Rolle. Immer mehr Pflegekräfte gehen in Rente und die wenigen Nachwuchskräfte müssen immer mehr alte Menschen versorgen. Aber auch die Ausnahmesituation der Pandemie habe laut Saarländischer Pflegegesellschaft dazu geführt, dass viele Menschen den Beruf verlassen haben.

Was wird getan?

Wie soll das Image der Pflege nun verbessert werden und wie können mehr Menschen für den beruf gewonnen werden? 2020 hat das Bundesfamilienministerium mit der Miniserie "Ehrenpflegas" versucht, Jugendliche über Pflegeberufe und deren Ausbildung zu informieren. Viele Pflegekräfte fanden das allerdings eher kontraproduktiv.

Die saarländische Pflegegesellschaft möchte junge Menschen nun direkter und auf Augenhöhe ansprechen. Die Authentizität sei in diesem Beruf sehr wichtig. Man wolle auch zu zeigen, dass es was Schönes sei, sagt Holger Wilhelm, Vorsitzender der Saarländischen Pflegegesellschaft.

Tag der Pflege: Die Pflege hat ein Imageproblem

Hohe Belastung für pflegende Angehörige

Die Situation in den Pflegeeinrichtungen ist aber nur ein Aspekt der Pflegesituation. Denn die meisten Bedürftigen werden im Saarland zuhause gepflegt. Im Saarland sind das insgesamt 85 Prozent der Pflegebedürftigen, die zuhause von Pflegekräften oder Verwandten betreut werden.

Tag der Pflege: Hohe Belastung für pflegende Angehörige

Das ist mit vielen Belastungen vor allem für pflegende Angehörige verbunden. Aber es gibt auch Unterstützung: Ab Pflegestufe Zwei haben Angehörige Anspruch, von einem ambulanten Pflegedienst Unterstützung zu bekommen. Für haushaltsnahe Dienstleistungen wie Putzen oder Besorgungen gibt es schon ab Pflegegrad Eins 125 Euro im Monat von der Pflegekasse.

Mehr zum Thema

Ein Thema in der Sendung "Guten Morgen" am 12.05.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

WOLLEN SIE SR.DE WIRKLICH VERLASSEN?

Viele Soziale Netzwerke wie Facebook oder Youtube erfüllen nicht die hohen Datenschutz-Standards des SR. Deshalb sollten Sie bei diesen Anbietern besonders auf Ihre persönlichen Daten achten.

Unser Tipp: Nur das posten und angeben, was Sie theoretisch jedem Internetnutzer zeigen würden. Außerdem sollten Sie die voreingestellten Datenschutzeinstellungen der jeweiligen Anbieter überprüfen.

WOLLEN SIE SR.DE WIRKLICH VERLASSEN?

Viele Soziale Netzwerke wie Facebook oder Youtube erfüllen nicht die hohen Datenschutz-Standards des SR. Deshalb sollten Sie bei diesen Anbietern besonders auf Ihre persönlichen Daten achten.

Unser Tipp: Nur das posten und angeben, was Sie theoretisch jedem Internetnutzer zeigen würden. Außerdem sollten Sie die voreingestellten Datenschutzeinstellungen der jeweiligen Anbieter überprüfen.