Eingang des Merziger Rathauses (Foto: SR)

Merzig: Kreisel oder Kreuzung?

Patrick Wiermer   15.06.2016 | 13:38 Uhr

Nicht nur Berufspendler aus Merzig kennen es: wer in die Stadt rein will, steht im Stau. Der Kreisel kommt mit dem zunehmenden Verkehr nicht mehr zurecht. Eine neue Lösung ist schon in Planung. Der Kreisel muss weg, eine Ampelkreuzung soll jetzt die Erleichterung bringen. Doch viele Merziger sehen den Umbau sehr kritisch. SR 3 Reporter Patrick Wiermer war für uns vor Ort.

Die Merziger verbindet eine merkwürdige Liebe mit ihrem Verkehrskreisel am Stadteingang. „Den Kreisel ist man gewohnt. Viele kennen ihn seit vielen Jahren. Er hat eine gewisse Attraktivität. Es ist schon ein Unterschied, ob man auf einen Kreisel zufährt oder auf eine Ampel – und in der Mitte des Kreisels noch ein Weihnachtsbaum steht“, sagt Bürgermeister Marcus Hoffeld.

Wohl auch ein Grund, warum die Bürgerversammlung in Besseringen so emotional verlief. Der Kreisel polarisiert. Denn da ist einerseits der nervige Rückstau, vor allem aus Richtung Hilbringen. Zum Teil braucht man bis zu 10 Minuten, um überhaupt in den Kreisel zu kommen.

Hela-Kreisel nicht mehr "leistungsfähig"

„Der Hela Kreisel ist heute nicht mehr leistungsfähig und kann den Verkehr in den Spitzenzeiten nicht mehr leistungsfähig abwickeln“, sagt Richard Baumert, Verkehrsplaner aus Bochum, der den Kreiselumbau schon seit 2008 begleitet. Er zeichnete gestern ein düsteres Szenario. Der Kreisel habe schon jetzt die Belastungsgrenze überschritten. Auch der in den letzten Jahren immer wieder ins Spiel gebrachte Ausbau zum Turbokreisel, also ein Kreisel mit zwei Fahrspuren, bringe keine Erleichterung. Die einzige Alternative: Eine Ampelkreuzung.

Richard Baumert: „Der Umbau berücksichtigt einen mehrstreifigen Ausbau von der Autobahn kommend und in der Rieffstraße, um die entsprechende Leistungsfähigkeit zu gewährleisten. Die Ströme werden konfliktfrei abgewickelt und es werden gesicherte Fußgängerüberwege eingerichtet.

Weniger Stau aus Richtung Hilbringen

Leistungsfähig – das soll dann auch weniger Stau bedeuten. „Wir werden zwei Drittel der Stauzeiten einsparen, so dass man vielleicht die Durchfahrtszeit von Hilbringen nach Merzig auf drei Minuten drosseln kann.“

Ein besserer Verkehrsfluss ist auch dringend nötig, wenn denn Merzig tatsächlich seine kommenden großen Stadtentwicklungsprojekte umgesetzt. Im Moment wird das neue Callcenter der Barmer GEK gebaut. Außerdem wird das Saarfürstgelände entwickelt, zudem soll neues Gewerbe an der Rieffstraße angesiedelt werden. Das sorgt für zusätzlichen Verkehr, sagt ein neues Verkehrsgutachten, das bei der Bürgerversammlung vorgestellt wurde.  

Bürger sehen die Kreuzung kritisch

Seit 2008 gibt es Umbaupläne für den Kreisel. 2014 beschloss der Rat schon grundsätzlich, dass die Kreuzung kommen wird. Daher ging es bei der Bürgerversammlung auch wohl eher darum für Gut Wetter zu sorgen und die Bürger von der Alternativlosigkeit der Kreuzung zu überzeugen.

Doch die Bürger sehen es weiterhin kritisch: Der Umbau sei viel zu teuer, der Nutzen möglicherweise gering. Und dann gibt es da auch noch die Emotionen: Wohin mit dem Weihnachtsbaum, der sonst immer den Kreisel schmückt?

In drei Wochen will der Stadtrat endgültig entscheiden. 1,5 Millionen Euro soll der Umbau kosten. 2018 soll es dann losgehen. Doch für Marcus Hoffeld ist die Überzeugungsarbeit für den Kreisel dann wohl noch nicht vorbei.

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