Atomkraftwerk in Cattenom (Foto: dpa)

Gemeinden der Großregion prüfen Klage gegen das AKW

Lisa Huth / Onlinefassung: Benjamin Morris   06.07.2016 | 12:14 Uhr

Erst wollte Luxemburg das AKW in Cattenom quasi kaufen und stilllegen, jetzt wollen luxemburgische Gemeinden klagen. Vorbilder sind die Schweizer Stadt Genf und die dortige Stadtregion. Die haben gerade von einem französischen Gericht die Genehmigung zur Klage bekommen. Das ermutigt auch den Landkreis Merzig-Wadern und andere sich der Klage anzuschließen.

Anlass ist nicht nur die Klage aus Genf in der Schweiz. Bis hoch nach Aachen sei eine Bewegung entstanden, sagt der Remicher Bürgermeister Henri Kox. Die Region um Aachen hätte sich gegen das Weiterlaufen des Atomkraftwerkes Tihange ausgesprochen und auch eine erste Klage eingereicht. Mittlerweile wären über 35 Gemeinden mit im Boot, um gegen Tihange zu klagen. In einer zweiten Klage haben sich auch Gemeinden aus den Niederlanden, Deutschland und Luxemburg zusammengeschlossen.

Remich, Schengen, Frisange, Dudelange auf luxemburgischer Seite sind schon dabei. Auf deutscher Seite hat Perl das Thema Cattenom für kommende Woche auf die Tagesordnung gestellt. Die Stadt Merzig wird bei der nächsten Bürgermeisterbesprechung mit dem Landkreis darüber reden, der Saarländische Städte- und Gemeindetag hat Cattenom auf die Tagesordnung für die Präsidiumssitzung gesetzt.

Die Merziger Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich erklärte, man prüfe momentan das weitere Vorgehen. Der Stadtrat in Trier habe ebenfalls den Beschluss gefasst, die Klage zu prüfen und gegebenenfalls nach Mitklägern zu suchen. Man sei auch im Gespräch mit dem Landkreis Trier-Saarburg, der auch in Betracht ziehe, sich der Klage anzuschließen. Also sind auch die Rheinland-Pfälzer im Boot. Schlegel-Friedrich versichert:

"Wir werden jeden Weg nutzen, ein Stilllegung zu erwirken."

Es werde sich zusammenschließen, was zusammenschließbar sei. Es sei ein starker Wille vorhanden, die bestehenden Möglichkeiten auszureizen, sagt Schlegel-Friedrich.

Gegen was kann überhaupt geklagt werden?

Kox nannte als mögliche Klagepunkte die Tritium- und Hitzebelastung der Mosel. Ein Experte sagte dem SR allerdings, dass dies sehr schwierig werde, denn die Einleitungen seien in den vergangenen Jahren sehr reduziert worden. Henri Kox sieht aber noch eine weitere Möglichkeit, da es in Frankreich zunehmend Diskussionen um die Wirtschaftlichkeit der Atomkraftwerke gebe:

"Die wirtschaftlichen Kriterien sind so was von vernichtend, dass Areva, dieser Betrieb, der die Komponenten der Atomkraftwerke hergestellt hat, bankrott gegangen ist.

Areva sei zwar von EDF übernommen worden, allerdings habe auch die EDF nicht genügend Mittel, um ausreichend in das AKW zu investieren, so Kox.

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