Thomas Gerber (Foto: Pasquale D'Angiolillo)

"Freispruch für die Sparkasse, hoffen auf die Staatsanwaltschaft"

Thomas Gerber   24.03.2016 | 10:07 Uhr

Die Sparkassen-Aufsicht hat beim Verkauf des ehemaligen Hotels "Auf Kappelt" in Saarhölzbach keine Verstöße festgestellt. Dazu der Kommentar von Thomas Gerber.

Klar war das, was die Sparkasse da bei der Versteigerung des späteren Flüchtlingsheims gemacht hat, in allerbester Ordnung. Jedes andere Ergebnis der Sparkassenaufsicht zum unmoralischen Deal der Mettlacher Genossen wäre ja auch ein Wunder gewesen. Nicht weil die Aufsicht im von der SPD-Kreischefin geführten Wirtschaftsministerium sitzt - ein Schelm der Böses denkt! Nein so provinziell sind sie dann doch nicht - die öffentlich-rechtlichen Banker in Merzig-Wadern.

Logisch wissen sie, wie Zwangsversteigerungen gehen. Und so war es denn auch sparkassenrechtlich möglich, das Gebäude im Oktober deutlich unter dem Verkehrswert von 331.000 Euro zu verscherbeln. Auch unter der ominösen 7/10 Grenze. Da hätte der anwesende Banker zwar „Halt!“ schreien können - können eben, nicht müssen! Fadenscheinig aber die Argumentation der Sparkasse: Hätte man nein gesagt, wäre es frühestens drei Monate danach zu einem erneuten Termin vor dem Amtsgericht gekommen. Das kurz vor Einbruch des harten Winters, oh weh! Heizungskosten, Unterhalt, Schäden wären angefallen. Gerade so, als wären die bei einem frisch sanierten Ex-Hotel in die Hunderttausende gegangen.

"Freispruch für die Sparkasse...

Sei's drum - rechtlich war alles ok. "Auf Kappelt" wurde zum Schnäppchen für die beteiligten Genossen. Tja, und Politpensionär Hans-Georg Stritter, der ist als Sparkassenverwaltungsrat ebenfalls fein raus. Nix hat der Ex-SPD-Landtagsabgeordnete, den viele früher nur "Armani-Genosse" nannten, falsch gemacht, auch wenn er oder seine Familie an der Käufergesellschaft beteiligt waren oder sind. Kein Insiderwissen, schließlich war die Versteigerung im Juni bereits öffentlich bekannt gemacht worden. Also Schwamm drüber.

...hoffen auf die Staatsanwaltschaft"

Großkoalitionäres Schweigen auch in Mettlach. War neben Ex-SPD-Bürgermeister Wiemann doch auch der CDU-Beigeordnete Schneider in den Deal verwickelt, unterzeichnete den Mietvertrag. Kann der Bürger nur noch auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hoffen. Die allerdings stehen erstens strafrechtlich eher auf tönernen Füßen und zweitens sollen sie wohl möglichst unter dem Deckel gehalten werden. Dafür spricht jedenfalls die mehr als schmallippige Pressearbeit der Behörde.

Während der Skandal Bürgermeister Wiemann bereits den Kopf gekostet und SPD-Fraktionschef Rausch arg in die Enge getrieben hat, berichtet die Behörde in einer Pressemitteilung von einer diffusen Masse "beteiligter Personen". Vielleicht die Sekretärin? Wohl eher nicht.

Und die Sparkasse? Statt Gebäude flugs unter Verkehrswert zu veräußern, sollten die öffentlich-rechtlichen Banker besser mal über ihre horrenden Dispozinsen nachdenken.

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