Thomas Gerber (Foto: Pasquale D'Angiolillo)

Kommentar: „Von heißer Luft und Glashäusern"

  16.02.2016 | 17:29 Uhr

Die SR-Recherchen zur Wahlkampfhilfe der Jusos Saar-Pfalz für die SPD in Rheinland-Pfalz sorgen für reichlich Wirbel. Die Homburger Jungsozialisten waren mit einem kreiseigenen Kastenwagen nach Lahnstein gefahren und hatten dort an einer Protest-Aktion der Jusos Rheinland-Pfalz gegen die Asylvorhaben der CDU-Kandidatin Julia Klöckner teilgenommen. Thomas Gerber kommentiert.

Von Skandal und Kastenwagenaffäre ist bereits die Rede – und davon dass die Jusos eine Flüchtlingshilfsaktion vorgetäuscht hätten, um das steuerfinanzierte Fahrzeug im Sinne der Partei einzusetzen. Dass dem tatsächlich so war, dass Juso-Kreischef Rippel von Anfang an den Plan hatte den Wagen für Wahlkampfzwecke im fernen Lahnstein zu nutzen und das Einsammeln von Fahrrädern für Flüchtlinge als Ausleihzweck nur vorgeschoben hat – bewiesen ist es noch nicht.

Die „schöne neue Welt“ jedoch – sie rächt sich wieder mal. So taucht der AQUIS-Transporter nebst logo auf einem Juso Video bei Youtube auf – Klöckner alles heiße Luft – ist die kunterbunte Luftballonaktion betitelt. Ohne dieses Video wäre die Sache nie bekannt geworden. Der Post - einfach nur doof oder unverfroren, das bleibt offen. Klar aber ist: es ist wieder mal ein Fall von Selbstbedienung. Acht Mal insgesamt wurde der AQUIS Transporter im vergangenen Jahr für gemeinnützige Zwecke ausgeliehen – unter anderem an Denkmalschutz und DRK, aber auch inzwischen zwei Mal an die Jusos.

Die JU und der Pritschenwagen

Denen hat SPD-Landrat Gallo zwar wegen Lahnstein inzwischen kräftig den Kopf gewaschen, aber dass eine kreiseigene Gesellschaft überhaupt Autos an Parteien oder deren Nachwuchs verleiht, da liegt die Krux. Die AQUIS gehört dem Steuerzahler, nicht dem Landrat oder gar der SPD.

Hätte die Junge Union angefragt, auch die hätte den Wagen bei entsprechend gemeinnütziger Nutzung bekommen – sagt der Landrat. Jedoch -da ist es in Homburg wie anderswo: Seit Jahrzehnten gibt’s nämlich rote Seilschaften im Landratsamt, natürlich waren die Jusos deshalb näher dran am Fahrzeugschlüssel. Dass nun ausgerechnet die Junge Union draufschlägt! Nun ja –nutzt doch JU-Landeschef Zeyer einen durchaus vergleichbaren Wissensvorsprung alle Jahre wieder. Mit einem städtischen Pritschenwagen nimmt der schwarze Nachwuchs am St. Wendeler Fastnachtsumzug teil. 2014 mit Wappen der Stadt auf der Vordertür und eher platter Wahlwerbung für den eigenen Bürgermeisterkandidaten. Während die Jusos ihren Fehler zumindest eingeräumt und sich entschuldigt haben, die Junge Union findet das mit dem Auto voll ok. Wie war das noch mit den Steinen und dem Glashaus?

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