Werden die Sparkassen noch ihrem Auftrag gerecht?

Im Saarland schließt die Sparkasse immer mehr Filialen. Betriebswirtschaftsprofessor Ralf Jasny sieht diesen Trend sehr kritisch. Es gebe schlichtweg einen gesetzlichen Auftrag. Zudem verspiele die Sparkasse mit den Filialschließungen ihren Wettbewerbsvorteil.

In den vergangen zwei Jahren hat die Sparkasse im Saarland insgesamt 18 Filialen geschlossen und 14 Geldautomaten abgebaut. Allein im Saarpfalz-Kreis gab es zum 1. März 2023 zehn Filialschließungen. Besonders für ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind, kann es richtig schwierig werden, an Bargeld zu kommen. Werden die Sparkassen so überhaupt noch ihrem gesetzlichen Auftrag gerecht?

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Werden die Sparkassen noch ihrem Auftrag gerecht?

Gewinnerzielung nicht das primäre Ziel

Der gesetzliche Auftrag der Sparkassen sei es, die Bevölkerung mit Geld und Kreditleistungen zu versorgen, wobei die Gewinnerzielung nicht das primäre Ziel sei, sondern die Gemeinwohlorientierung. Das stehe so im Sparkassengesetz, sagt Professor Ralf Jasny, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Finanzdienstleistungen an der Frankfurt University of Applied Sciences.

Entspricht nicht dem öffentlichen Auftrag

Natürlich gebe es die eine oder andere Sparkassenfiliale, die im Grunde nicht mehr benötigt werde, "dass aber im großen Stil und flächendeckend Filialen abgebaut werden, das entspricht aus meiner Sicht in keinster Weise dem öffentlichen Auftrag", sagt Jasny. Das Argument, dass eine Filiale sich nicht mehr trage - aus welchen Gründen auch immer - sei deshalb nicht stichhaltig. Es gebe nun mal den gesetzlichen Auftrag.

Sparkasse spielt im ihrem Wettbewerbsvorteil

Aber auch aus marktwirtschaftlicher Sicht hält Jasny die Schließung der Filialen für nicht wirklich nachvollziehbar. "Wenn die Sparkassen ihre ganzen Filialen zumachen, dann sind sie nichts anderes als eine Onlinebank. Wo soll denn dann der Wettbewerbsvorteil der Sparkassen noch liegen gegenüber den bekannten Online-Banken?", sagt der Professor für Betriebswirtschaft. Der Wettbewerbsvorteil der Sparkassen sei ja die Kundennähe - damit würde ja auch geworben. Wenn sie das aufgeben stelle sich für ihn schlussendlich auch die Frage nach der Daseinsberechtigung der Sparkassen.

Verwaltungsrat könnte gegensteuern

Jasny sieht die Politik und vor allem auch den Verwaltungsrat der Sparkasse in der Pflicht. "Da sitzen ja die Bürgermeister und Landräte drin." Der Verwaltungsrat bestimme nach den Regularien des Sparkassengesetzes die grundlegende Strategie der Sparkasse. "Wenn sie ihren Verwaltungsratjob ernst nehmen würden, könnten sie dafür Sorge tragen, dass diese Filialschließungen nicht in dem Umfang stattfinden wie sie gerade stattfinden."

Börsengeschäfte sind nicht Sinn und Zweck der Sparkasse

Ralf Jasny hat die Geschäftsberichte aller Sparkassen aus dem Jahr 2020 untersucht. Sein Fazit: Das Gros der Sparkassen kümmere sich um das ganz normale Bankgeschäft mit Kunden. Es gebe aber auch Sparkassen, die Wertpapiergeschäfte in eigener Sache betreiben würden "und im letzten Jahr dadurch sehr, sehr hohe Verluste im oberen einstelligen Milliardenbetrag hatten." Börsengeschäfte zu machen und dort hohe Verluste einzufahren sei nicht Sinn und Zweck der Sparkasse. Und an dieser Stelle könnte man jetzt den Bogen wieder zu den Filialschießungen spannen, sagt der Betriebswirtschaftler.

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Ein Thema in der "Region am Mittag" am 08.05.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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