Ukrainische Fachkräfte als Chance für den saarländischen Arbeitsmarkt

Hürden bei der Integration ukrainischer Fachkräfte im Saarland

Arbeitsmarkt im Saarland

Reporterin: Yvonne Schleinhege-Böffel/Onlinefassung: Dagmar Scherer   01.09.2023 | 12:15 Uhr

Viele aus der Ukraine Geflüchtete können sich vorstellen, länger oder vielleicht ganz bei uns zu bleiben. Es könnte eine Chance für den Fachkräftemangel im Saarland sein. Doch es gibt einige Hürden auf dem Weg in adäquate Jobs.

Im August gab es im Saarland mehr Arbeitslose als in diesem Monat sonst üblich. Es waren drei Prozent mehr als im Juni/Juli davor. Das liegt zum einen an der derzeit schwächelnden Wirtschaftsentwicklung, es liegt aber auch daran, dass viele aus der Ukraine Geflüchtete auf Jobsuche sind. Seit Kriegsbeginn sind 18.000 Ukrainerinnen und Ukrainer zu uns ins Saarland gekommen - die Mehrheit davon Frauen mit Kindern.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit stehen etwa 6800 Frauen und Männer aus der Ukraine dem „Arbeitsmarkt zur Verfügung“. Davon sind rund 2800 Ukrainerinnen und Ukrainer offiziell arbeitslos gemeldet bzw. auf Jobsuche - 70 Prozent davon sind Frauen. Und 2000 nehmen derzeit an Sprachkursen teil.

Die aktuelle Beschäftigungssituation

Seit Kriegsbeginn im Februar 2022 haben 600 Geflüchtete aus der Ukraine eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bei uns im Saarland gefunden. Die Zahl der Menschen aus der Ukraine, die bei uns arbeiten, liegt aber deutlich darüber, denn viele hatten bereits im Kontext der Krim-Krise ihr Land verlassen. Aktuell arbeiten im Saarland rund 1600 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte aus der Ukraine. Und dazu kommen noch all diejenigen, die hier in einem Minijob oder als Aushilfe arbeiten. Aktuell sind das rund 400 Männer und Frauen.

Eine aktuelle Studie unter anderem des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zeigt, dass 18 Prozent der Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland einen Job gefunden haben -  Tendenz steigend.

Ukrainische Fachkräfte als Chance

Laut dieser Befragung beabsichtigt ein zunehmender Teil der Geflüchteten längerfristig in Deutschland zu bleiben - für einige Jahre oder sogar für immer. Das ist letztlich auch die Grundvoraussetzung dafür, eine nachhaltige Beschäftigung als Fachkraft zu finden, entsprechend der eigenen Qualifikation und nicht im Niedriglohnsektor oder als Hilfskraft.

Problem: Anerkennung der Abschlüsse

Zurzeit arbeitet die Hälfte von ihnen aber in Jobs, für die sie formal überqualifiziert sind. Knapp 70 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer haben einen Hochschulabschluss und 16 Prozent eine Berufsausbildung.

Ein wichtiger Punkt bei der Suche nach einen qualifizierten Job ist der Berufsabschluss. Die Vergleichbarkeit der ukrainischen Abschlüssen mit den deutschen Voraussetzungen ist dabei nicht immer einfach. Das gilt insbesondere für die sogenannten reglementierte Berufe. Zudem läuft die Anerkennung der Berufe häufig schleppend.

Sprachkurs versus Kinderbetreuung

Aus der Ukraine geflüchtete Menschen (Foto: picture alliance/dpa | Christoph Soeder)

Ein zentraler Punkt beim Einstieg in höherqualifizierte Jobs sind natürlich gute Deutschkenntnisse. Und es dauert Zeit, eine Sprache neu zu lernen. Hinzu kommt, dass es für Frauen, die keine Betreuung für ihre Kinder haben, problematisch ist, einen Sprachkurs zu besuchen. Die fehlenden Kita-Plätze sind also auch hier ein Problem. Nach bundesweiten Zahlen sind nur knapp 60 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen in einer Kinderbetreuung.


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Ein Thema in der "Region am Mittag" am 01.09.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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