Ein Joint wird angezündet (Foto: SR)

Cannabispolitik: Die Unterschiede unserer Nachbarn Luxemburg und Frankreich

Jason Malter   02.04.2024 | 15:55 Uhr

Während Cannabis in Deutschland teillegalisiert wird, halten andere an einer strikten Politik fest. Ein Blick auf Luxemburg und Frankreich offenbart die Unterschiede im Umgang mit der am häufigsten konsumierten illegalen Droge Europas.

Etwa acht Prozent der europäischen Erwachsenen konsumieren regelmäßig Cannabis, das geht aus dem jährlichen Drogenreport der Europäischen Beobachtungstelle für Drogen und Drogensucht hervor. Das sind etwa 22,6 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 64.

Dabei wird der rauscherzeugende Stoff THC (Tetrahydrocannabinol) schon lange nicht mehr nur geraucht. Es gibt eine zunehmende Vielfalt von Cannabisprodukten, die in Europa erhältlich sind, darunter auch Lollis, Joghurt oder Kekse.

Diese Vielfalt an Produkten zeigt, dass die Droge bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, obwohl sie in Deutschland bisher illegal war.

Nach der Legalisierung von Cannabis in Deutschland am ersten April gehen die Meinungen dazu stark auseinander. Die saarländischen Polizeigewerkschaften befürchten eine Überlastung der Beamten. Zudem steht die Befürchtung im Raum, es könne sich aufgrund der Nähe zu Luxemburg und Frankreich ein Cannabistourismus im Saarland bilden. Die Gesetzeslage zum Konsum sieht bei unseren Nachbarn ziemlich unterschiedlich aus.

Luxemburg betreibt eine liberale Cannabispolitik

In Luxemburg hat die Regierung eine teilweise liberale Haltung gegenüber Cannabis eingenommen. Volljährigen Personen ist es erlaubt, Cannabis zu Hause zu konsumieren, aber nicht in der Öffentlichkeit oder vor Minderjährigen. Ein Haushalt darf bis zu vier Cannabispflanzen anbauen, vorausgesetzt sie bleiben außerhalb der Sichtweite der Öffentlichkeit.

Bei Verstößen drohen hohe Geld- oder sogar Gefängnisstrafen. Insbesondere der Verstoß gegen das Verbot des Verkaufs an Minderjährige kann mit bis zu zwei Jahren Gefängnis oder 25.000 Euro bestraft werden, nach Angaben der Luxemburgischen Polizei.

In Frankreich bleibt der Konsum weiterhin illegal

Im Gegensatz dazu hat Frankreich eine strengere Haltung gegenüber Cannabis. Eine allgemeine Legalisierung steht aktuell nicht zur Debatte. Medizinische Anwendungen sind zwar in einem Pilotprojekt erlaubt, aber der Freizeitgebrauch bleibt illegal.

Dennoch gibt es Annäherungen an die Pflanze: Während der Corona-Pandemie wurde 2022 ein Pilotgesetz verabschiedet, das die Herstellung von Cannabis-Arzneimitteln unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Unter anderem sollten Long-Covid Patienten dadurch eine Therapiemöglichkeit erhalten. Jeglicher Privatbesitz, Anbau und Konsum bleibt weiterhin ausgeschlossen.

Die französische Regierung hat zudem bereits 2020 Maßnahmen ergriffen, um den Drogenkonsum im Land stärker zu bekämpfen. Ein Pauschalbußgeldsystem soll die Strafverfolgung vereinfachen und eine Abschreckungswirkung auf potenzielle Drogenkonsumenten haben. Je nach Verstoß werden Bußgelder von 150 bis 450 Euro fällig.

Cannabis bleibt in Deutschland ein Streitthema

Auch in Deutschland ist die Debatte über den Cannabiskonsum seit Jahren ein kontroverses Thema.

Während Befürworter der Legalisierung argumentieren, dass eine regulierte Freigabe von Cannabis den Schwarzmarkt eindämmen, Steuereinnahmen generieren und die individuellen Freiheiten respektieren würde, warnen Gegner vor den potenziellen gesundheitlichen Risiken und sozialen Auswirkungen einer solchen Politik.

Über dieses Thema hat auch UNSERDING in der Morningshow am 02.04.2024 berichtet.


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