Gedenktag für Sinti und Roma in Saarbrücken

Gedenkveranstaltung für Sinti und Roma in Saarbrücken

Reporter: Thomas Gerber/Onlinefassung: Corinna Kern   02.08.2023 | 15:48 Uhr

Seit 2015 gibt es europaweit am 2. August einen Gedenktag für die Sinti und Roma, die während des Nationalsozialismus getötet wurden. In Saarbrücken wurde den Opfern nahe des ehemaligen Gestapolagers auf der Goldenen Bremm gedacht. Vor Ort waren auch Zeitzeugen, die die Schrecken miterlebt haben.

Erst 1982 wurde der Genozid an den Sinti und Roma anerkannt. Dass es sich auch dabei um einen Völkermord gehandelt hat – dies anzuerkennen, dafür hat die Bundesrepublik lange gebraucht. Seit 2015 gibt es europaweit am 2. August einen Gedenktag für die Opfer – mit zahlreichen Veranstaltungen. In Saarbrücken wurde den Opfern des ehemaligen Gestapolagers auf der Goldenen Bremm gedacht.

Video [aktueller bericht, 02.08.2023, Länge: 3:05 Min.]
Erinnerung an die Leiden der Sinti und Roma im Holocaust

500.000 Sinti und Roma Opfer ermordet

Während des Nationalsozialismus wurden bis zu 500.000 Sinti und Roma Opfer des Rassenwahns. Sie wurden in den Gaskammern der Nazis oder bei Massenerschießungen systematisch ermordet. Bereits im Mai 1944 hatte die SS versucht, im KZ Auschwitz den Abschnitt B2e – das sogenannte Zigeunerlager – zu räumen.

Tausende ungarische Juden sollten in das Vernichtungslager gebracht werden. Aber die im Lagerabschnitt B2e eingepferchten rund 6.000 Sinti und Roma leisteten Widerstand. Die SS änderte ihren Plan – arbeitsfähige Sinti und Roma wurden in andere Abteilungen verlegt. In der Nacht vom 2. auf den 3. August begann der Massenmord der Nazis. 4000 Sinti und Roma, meist Kinder, Frauen und Kranke starben in den Gaskammern von Auschwitz einen grausamen Tod.

Zeitzeugen berichten über Schrecken

"Die Diskriminierung gegen Sinti und Roma ist noch groß"
Audio [SR 3, Interview: Thomas Gerber , 02.08.2023, Länge: 05:15 Min.]
"Die Diskriminierung gegen Sinti und Roma ist noch groß"

An der Gedenkveranstaltung in Saarbrücken nahm auch Viktor teil. Er wurde 1938 geboren und war damals sechs Jahre alt. Sein Vater sei damals mit 42 Jahren nach Auschwitz gebracht worden. Die Nationalsozialisten hätten ihn damals gezwungen, vor der Gaskammer Musik zu spielen. Auch weitere Familienmitglieder seien später in das KZ deportiert und vergast worden, so Viktor.

Mit seiner Mutter und seinen Geschwistern erlebte Viktor in der Nazizeit eine Odyssee. Von Tschechien über Polen und Österreich ging es in die Schweiz. Von dort wieder zurück nach Österreich, dort wurden sie von den Amerikanern befreit.

Diskriminierung auch nach 80 Jahren

Nach dem Krieg zog Victor ins Saarland und lebt seither im Saar-Pfalz-Kreis bei seinem Sohn. Laut Viktor sind die Menschen im Saarland offener, seinen Familiennamen möchte er dennoch nicht nennen.

Denn auch fast 80 Jahre nach den Schrecken der NS-Zeit gebe es noch Diskriminierung: "Sowie die Leute merken, dass ich ein Sinto bin, gehen die Leute von uns weg", sagt Viktor. Er erlebe weiterhin Vorurteile gegenüber Sinti und Roma, wie zum Beispiel, dass sie klauen oder keine Steuern bezahlen würden. Für Viktor ein großer Schwindel.

Verzeihen, aber nicht vergessen

Die jährliche Gedenkveranstaltung an der Goldenen Bremm sei eine traurige Angelegenheit, sagt Viktor. Sie erinnere ihn immer wieder daran, wie bestialisch die Nazis die Sinti und Roma umgebracht haben. Er verzeihe, aber vergessen könne er es nicht, sagt Viktor.

Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 02.08.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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