"Hier werden dringend Profis gebraucht"

Die Liste der Verfehlungen bei der Entwicklung der Klosterabtei Tholey ist lang, die Meinrad Maria Grewenig in seinem Buch ""Abtei Tholey - Quo vadis?" anprangert. So ganz unrecht hat er nicht, sagt SR-Kulturreporterin Barbara Grech. Ein Kommentar.

Ob der Abt des Klosters, ein ehemaliger Spitzenkoch, tatsächlich für teuer Geld in Sterne-Restaurants der Großregion speist und das, obwohl sein Kloster - sagen wir mal - etwas unterfinanziert ist - geschenkt.

Ob Bruder Wendelinus - nach Meinung von Grewenig - der Totengräber des Tourismus-Projekts Abteikirche Tholey ist und die Besucherzahlen schönt - er spricht von 80.000 Besuchern, die Gemeinde Tholey von 40.000 Besuchern - lässt sich schwer nachweisen.

Unterschiedliche Aussagen und Intransparenz

Tatsache aber ist: Auch ich hatte Bauchgrimmen, als ich 2020 über die glanzvolle Eröffnung der frisch renovierten Abteikirche samt Richterfenster berichtet habe.

Zu viele unterschiedliche Aussagen und Meinungen, eine intransparente Öffentlichkeitsarbeit und eine Stifter-Familie, die die Öffentlichkeit scheut, wie der sprichtwörtliche Teufel das Weihwasser.

Dann auch noch der Abgang von Thorsten Klein, ehemaliger Regierungssprecher des Landes, der mit einer Entwicklungsgesellschaft das Kloster und seine Sehenswürdigkeiten in eine glänzende, abgesicherte Zukunft hätte führen sollen und dann das Handtuch warf. Warum? Keine Antworten.

Die großen Pläne schrumpften zusammen

Man konnte dann förmlich zusehen, wie die großen Plänen allmählich zusammenschrumpften wie bei einem Ballon, aus dem die Luft rausgelassen wird.

Das Besucherzentrum mit Klosterladen und die dort angekündigten Veranstaltungen zur geistlichen Erbauung: heute das Tourismusbüro der Gemeinde. Große Kulturveranstaltungen mit überregionaler Strahlkraft: Fehlanzeige.

Und angeblich ist es um die finanzielle Lage des Klosters, nach dem Rückzug der Stifterfamilie, auch nicht gut bestellt. Grewenig spekuliert gar mit der Pleite des Klosters bereits im kommenden Jahr. Ob das stimmt, sei dahin gestellt.

Eine Stiftung muss her

Alles nebulös und undurchsichtig und das bei einem kulturhistorischen Schatz, der seinesgleichen sucht. Nicht nur wegen der Kirchenfenster von Gerhard Richter.

Die Abtei ist die älteste auf deutschem Boden und hätte nach der Renovierung eine glänzende Zukunft. Würde sich mal bitte endlich einer drum kümmern, der was davon versteht.

Auch bei diesem Projekt hat sich wieder einmal gezeigt, dass man die Bewahrung und Entwicklung eines Kulturortes nicht einfach privaten Mäzenen, Betreibern und einer Gemeinde überlassen kann. Das Land ist gefragt. Eine Stiftung muss her, die zumindest den Kulturort auf solide finanzielle Beine stellt und ein schlüssiges Konzept entwickelt, wie sich künftig Tourismus und klösterliches Leben vereinbaren lassen und welches inhaltliches Konzept zu diesem Ort passt. Doch die Landesregierung schaut zu und tut nichts.

Hier werden dringend Profis gebraucht

Auch ich glaube - wie Grewenig - dass die Klosterbrüder mit diesem ganzen Projekt heillos überfordert sind und es dringend Profis braucht, die die Abtei entwickeln. Das müssen die verantwortlichen Politiker endlich begreifen und zur Tat schreiten. Sonst geht die Abtei, wie schon so oft in der Vergangenheit, wieder einmal vor die Hunde.

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Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 21.08.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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