Dieses Jahr wollte ich mal nicht kärchern! Schließlich hatte ich letztes Jahr alles gegeben.
Wieder einmal hatte ich mir an einem lauen Herbstsamstag einen Kärcherarm zugezogen, indem ich meiner Frau von früh bis spät den Hof gemacht habe. Alles war danach picobello, so dass wir nun nach dem Winter möglichst hochdruckgereinigt in das neue Gartenjahr starten konnten.
Dann hatte ich gestern aber eine Idee. Friemel hatte einen freien Sonntag. Und kurz vor Sonnenuntergang war die Erholung an dem Punkt angelangt, da sie unerträglich wurde. Es zog mich wie an unsichtbaren Schnüren nach draußen. Plötzlich sah ich mich an einem Sonntagnachmittag mit einem Pinsel in der Hand den Haussockel nachstreichen. An meinem Sonntag. Meine Oma hätte mich für einen Studenten oder für ein Luiche gehalten! Aber ich konnte nicht anders.
Auf die Nachfrage meiner Frau, ob das bei dem angekündigten Regen denn so sinnvoll sei, reagierte ich mit einem überheblichen: „Was soll schon das bisschen Regen anrichten …?“ und strich beherzt zu Ende. Dann, noch bevor der Regen einsetzte, ging ich ins Haus.
Als ich heute Morgen um kurz vor fünf zur Arbeit fuhr ahnte ich das Debakel schon im lauen Mondlicht. Und jetzt weiß ich es sicher. Gerade hat mein Sockel angerufen. Ich kärchere die Treppe jetzt dieses Jahr doch.
Michael Friemel
Die Friemeleien im Podcast
Michael Friemels "Friemeleien"
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