Deckelgedöhns
Da will man einen Schluck trinken und bekommt den Deckel nicht ganz ab. Das ist doch wirklich nervig. Aber halt - das ist auch nicht das erste Mal, dass plötzlich Deckelgedöhns beim Trinken stört.
Ich hatte das ganz vergessen. Dass wir Anfang der 90er schon mal so´n ungewohntes Gefühl an der Lippe über uns ergehen lassen mussten.
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Damals, als die Verschlüsse von Getränkedosen plötzlich nicht mehr komplett abzureißen waren, sondern das dreieckige Alu-Züngelein nach einem beherzten Zurückklappen an der Dose verblieb. Und der Grund von damals ist genau der gleiche wie heute, wo wir uns über die festhängenden Kappen an Plastikflaschen wundern.
Es geht um den Schutz der Umwelt, um die Schonung von Ressourcen. Damals wollte man erreichen, dass auch die Aluverschlüsse mit wiederverwertet werden. Heute geht’s drum, dass die Plastikkappen ebenfalls recycelt werden, und nicht im anderen Hausmüll oder noch schlimmer: Im Straßengraben landen. Die EU will das so, ab Mitte 2024. Und viele Hersteller rüsten jetzt schon um.
Für uns bedeutet das, dass wir beim Ausgießen noch häufig suddeln werden, weil wir über den im Weg baumelnden Stöpsel gießen.
Und auch unsere Oberlippen sind noch nicht umgerüstet. Beim beherzten Schluck direkt aus der Pulle kratzt die Kappe noch unschön unter der Nase. Ich sage bewusst: NOCH! Denn seien wir ehrlich: Bei der Bier- oder Limodose haben wir uns inzwischen auch dran gewöhnt, dass da ein etwas auftragender Alu-Wulst auf den Schnurres drückt. Es scheint ein Teil der Evolution zu sein. Dreißig Jahre hat es bei der Dose gedauert, dass wir das nicht mehr spüren. Wir können also davon ausgehen, dass auch unsere Kinder und Enkel im Jahr 2050 den Flaschendeckel an der Schnute nicht mehr wahrnehmen werden. Oder ihn wahrscheinlich sogar vermissen werden, wenn mal keiner dran ist. Es ist nur eine Frage der Zeit und der Gewöhnung. Bis dahin: Lippen geschürzt und durch!
Michael Friemel
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Michael Friemels "Friemeleien"
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