Das Pad des Grauens
Was Sie heute lernen: Eine Kaffeepadmaschine ist für Gesellschaften ab 30 Leuten nicht das Gerät der ersten Wahl. Davon konnte ich mich kürzlich bei einer kollegialen Zusammenkunft aus erster Tasse überzeugen.
Zu einer zweiten kam es nicht, und schon das Warten auf die erste Tasse war ein Event, das Menschen zusammenführte, die andernfalls nie ne Viertelstunde nebeneinander gestanden hätten. Jedenfalls wurde sehr schnell deutlich, dass nicht - wie einst von Karl Lagerfeld konstatiert - die Jogginghose den Untergang des Abendlandes einläutete, sondern die Erfindung der Padmaschine.
Eigentlich gibt es nur EINE Kaffeepadgeschichte, die mir noch besser in Erinnerung geblieben ist. Und das, obwohl sie schon viele Jahre zurückliegt.
Da hatten wir mal in großer Runde in einer Kneipe alle Kaffee bestellt, und als der dann kam, schmeckte meiner wie das Grauen in Tassen. Ich hatte das Gefühl, an einem sauren, fauligen Kartoffelsack gesogen zu haben. Da aber alle anderen am Tisch ganz unbeeindruckt und glücklich ihren Kaffee schlürften, schob ich es auf die berühmte „schrooowe Bohn´“ in meinem Kaffee.
Erst beim Bezahlen lüftete sich das Geheimnis. Nachdem ich dem Wirt von meiner Erfahrung berichtet hatte, platzte der ganz zufrieden heraus: „Siehschdes! Hann ichs doch gewusst, das mir´s rauskriehn! Bei der erschd Tass hann ich noch das alte Kaffepad vunn der vorisch Wuch drinnhehadd. Mir wusste awwer noher nemmeh, welche Tass vun Eure das war. Ich hann noch gesaht: Der wird sich schunn melle!“
Michael Friemel
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Michael Friemels "Friemeleien"
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