Friemeleien: "Das Mikrofon"

Das Mikrofon

Michael Friemel   16.10.2023 | 09:40 Uhr

Beim Arzt isses das Stethoskop. Bei der Friseurin die Schere. Bei uns Moderatoren das Mikrofon. Die Hilfsmittel, die sinnbildlich für unsere Berufe stehen und ohne die der Beruf nicht auszuüben wäre. Somit feiern wir mit 100 Jahre Radio auch das Mikrofon, ohne das im Radio nichts klingen würde.

Mikrofone gehören in meinem Leben zum Alltag. Ständig hab ich mit 1.,2.,3 ….tzzt tzzt soundcheckenden Technikern zu tun. Täglich wurschtelt mir jemand am Gürtel rum, um dort seinen Sender anzuklemmen, regelmäßig komme ich auf Bühnen, auf denen extra für mich ein Mikrofon aufgestellt wurde, auch wenn ich es wegen der geringen Größe des Raumes gar nicht wirklich brauche.

Auch damals, bei der Lesung in der Gemeindebücherei in Quierschied. Als ich reinkam – wie immer in meinem Leben auf den letzten Drücker – haben schon alle gesessen. Und die Stimmung war von Anfang an ganz gut. Die Bücherregale waren an die Wände geschoben, der Raum pickepackevoll, für etwas über hundert Zuhörer hatte man Platz geschaffen. Und dann komme ich an meinem Leseplatz, und beginne die Lesung, wie so viele andere auch, mit der Ausführung, dass ich auf das Mikrofon verzichten werde, weil ich das intimer finde. Ja, dass ich lieber etwas lauter rede, als durch den Verstärker zu dröhnen.

Und da war es. Ein für mich unerklärliches Aufbranden von Johlen und Gelächter.

Die Erklärung dafür bekam ich erst im Anschluss an die Lesung, von meinem Freund Achim, der an diesem Abend im Publikum saß, und die Vorgeschichte vor meinem Eintreffen mitbekommen hatte.

Es war nämlich so, dass die Mikrofonanlage der Gemeindebücherei kaputt war. Das stellte sich aber erst beim Soundcheck heraus, während bereits die ersten Gäste eintrudelten.

Hektisch wurde probiert und verzweifelt überlegt, wie man dieses Problem denn nun lösen könne; der Friemel wäre bestimmt knatschig, wenn er kommt, und die Anlage funktioniert nicht.

Dann – die rettende Idee. Die Kirchengemeinde hat doch immer diesen tragbaren Lautsprecher bei der Fronleichnamsprozession. Dieses tragbare Megafon, das an jedem Altar dem Pastor zum beten hingehalten wurde. Das wäre doch genau das, was man nun gebrauchen könnte.

Spontan sprang jemand im Publikum auf, mit Kontakten zur Gemeinde. Und erklärte sich bereit das Teil auf die Schnelle zu organisieren. Alles ging nun sehr flott und sehr professionell über die Bühne. Nachdem das Ding da war, begann ein abenteuerlicher Soundcheck, bei dem der Lautsprecher an allen nur denkbaren Raumpositionen ausprobiert wurde. Bis endlich die optimale Situation hergestellt, und die Kuh damit vom Eis war.

Und dann komme ich. Und verzichte auf das Mikrofon. Na prima!

Michael Friemel


Die Friemeleien im Podcast


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Die Friemeleien: Immer montags in der Sendung "Bunte Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle.

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