Adieu Thommy
Jetzt isses also endgültig. Das Lagerfeuer der großen Samstagabendunterhaltung ist erloschen. Die letzte Ausgabe von Wetten dass ist gelaufen, der Thommy in der Baggerschaufel gen´ Rente gefahren. Und damit läuft auch ein Pakt aus, den ich für über 20 Jahren mit meiner Frau geschlossen hatte. Unser „Wetten Dass ..?“-Pakt.
Ich war immer der, der alles - aber wirklich alles - Wort für Wort mitbekommen wollte, selbst die schlechten Interviewversuche mit den Künstlern nach ihren Gesangseinlagen. Meine Frau hingegen konnte mit dieser Sendung noch NIE was anfangen, und hätte lieber mal ein paar Worte mit mir gewechselt.
Da prallten also immer zwei Welten aufeinander. Aber irgendwann hatten wir dann diesen „Wetten Dass ..?“-Pakt geschlossen. Eine Vereinbarung, von der wir beide was hatten.
So hatte sich meine Frau etwa zu folgendem verpflichtet:
Schon morgens beim Frühstück tat sie so, als würde sie sich auf die Sendung freuen. Wenn die Show dann begann, bemühte sie sich, bereits ab dem Ertönen der Eurovisionsmelodie gemeinsam mit mir auf der Couch zu sitzen. Ferner hatte sie sich zu vier über den gesamten Abend verstreuten Äußerungen verpflichtet, die da lauten:
1. „Boah, klatschen die aber lange.“
2. „Ist der heute wieder klasse angezogen.“
3. „Also diese amerikanischen Stars verkaufen sich immer so weltmännisch.“
Und viertens musste sie bei irgendeiner Wette – welche durfte sie selbst aussuchen – rufen: „Oh, das wird knapp!“
Das Gesamtpaket – also der zuverlässige Abwurf aller vier Äußerungen - erzeugte dann in mir das Gefühl, dass sie mit mir guckte, und es genau so toll fand, wie ich.
Im Gegenzug hatte ich mich dazu verpflichtet, dass es mich nicht störte, wenn sie während der Sendung ein Buch las, und nur mal aufschaute, um eine ihrer vereinbarten Äußerungen zu tätigen.
Im großem und ganzen hat das alles prima geklappt. Es waren super Fernsehabende und meine Frau hatte mich einmal sogar mit zwei kleinen Überraschungseinlagen noch glücklicher gemacht, als es eigentlich vertraglich vereinbart war.
Mit dem zur Toilette gehen hatte sie mal gewartet, bis Musik kam – damit ich den Eindruck hatte, sie wolle sonst nix verpassen. Und als die Sendung rum war, hat sie aufgeschaut und gefragt:
„Och schade. Wo kommt eigentlich die nächste Ausgabe her?“
Schade, das ist jetzt alles vorbei. Jetzt müssen wir uns was anderes suchen, was sie nicht gerne guckt.
Michael Friemel
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