Erst in Gastwirtschaften, dann wurden die Brezeln auch im Laden verkauft (Foto: Lisa Huth)

Dinkel mit dunkler Schokolade

Das Brezelmuseum in Gundershoffen

Lisa Huth   10.07.2018 | 12:50 Uhr

Der Saarländer kennt ja an und für sich Stixi. Heißt: Salzstangen und Brezeln als Partyknabbergebäck. Andere Länder haben bekanntlich andere Sitten, und so werden in Frankreich Brezeln zum Apéritif geknabbert. Allerdings auch noch nicht so lange. Im Elsass heißt die Brezel übrigens Bretzel, sprich: „Brättzell“. In Gundershoffen ist ihr jetzt auch ein Museum gewidmet.



Tour de Kultur 2018: Das Brezelmuseum von Gundershoffen (Foto: Lisa Huth)
Marcel und Caroline Boehli

Marcel Boehli war ein junger Bäcker, der in den 1930er Jahren eine Marktlücke entdeckte. Wie in Deutschland gingen die Frauen nach der Sonntagsmesse nach Hause, um das Essen vorzubereiten, und die Männer in die Wirtschaft. Dort tranken sie ein Bier und aßen eine Brezel. Damals waren sie noch frisch gebacken. Mit dem Fahrrad fuhr Marcel Boehli die frisch duftenden Brezeln von Wirtschaft zu Wirtschaft. In so großen Mengen sind Brezeln aber doch recht schwer. Außerdem sind sie nach zwei Tagen trocken. Will keiner mehr. Warum sie nicht gleich trocknen und dazu noch verkleinern? Er experimentierte eine Weile herum und gründete 1952 seine Brezelfabrik: von nun an war das Gebäck klein und trocken, erst als Brezel, dann kamen dazu die Sticks.

Audio

Tour de Kultur: Das Brezelmuseum in Gundershoffen
Audio [SR 3, Lisa Huth, 10.07.2018, Länge: 03:03 Min.]
Tour de Kultur: Das Brezelmuseum in Gundershoffen

Wie herum legt man eine Brezel?

Im Museum ist diese Geschichte zu sehen, dort steht auch noch das erste Fahrrad. Dass das Brezelmachen gar nicht so einfach ist, können die vielen Kinder im Museum an einem Modell selbst herausfinden: Es dauert meist eine Zeitlang, bis die Arme des Brezelmodells richtig herum gelegt sind.

Tour de Kultur 2018: Das Brezelmuseum in Gundershoffen (Foto: Lisa Huth/SR)
Hier kann selbst ausprobiert werden

Das Museum bietet aber einen noch tieferen Einblick in die Geschichte: Die älteste Brezel-Legende ist die von ei­nem Bäcker, der bei seinem Herrn in Ungnade gefallen war. Im Karzer bat er den Herrn, ihn doch frei zu lassen. Meinte der, also gut, wenn du ein Brot machen kannst, durch das ich dreimal die Sonne sehen kann, kommst du frei. Über seine gekreuzten Arme kam der Bäcker auf eine Idee, und als der Herr die Sonne dreimal durch die Brezel sehen konnte, war der Bäcker ein freier Mann.

Die wohl erste Brezel-Darstellung

Tour de Kultur 2018: Das Brezelmuseum in Gundershoffen (Foto: Lisa Huth/SR)
Da, mitten auf dem Tisch: eine Brezel

Verbreitet waren die Brezeln in Süddeutschland, Österreich, der Schweiz, dem Elsass, aber auch in Italien: Bereits 610 soll dort ein Mönch auf die gekreuzten Arme seiner Klosterbrüder geblickt und die Idee gehabt haben, die Brezel als Fastenspeise zu backen. Möglich ist das, gilt die Brezel doch immer noch als Fastenspeise, und der Name geht auf das Lateinische Brachium zurück, was Arm oder Oberarm bedeutet. Eine Kopie der vermutlich ältesten Darstellung einer Brezel in der Encyklopädie Hortus deliciarum um 1160 findet sich natürlich auch im Museum: Neben anderen Speisen und Getränken liegt dort eine Brezel auf dem Tisch der Tafelnden.

Seit 20 Jahren hat sich das Leben der Brezeln in Gundershoffen aber verändert. Beziehungsweise, es kamen Brezelgeschwister dazu. 1998 gekauft von dem Hersteller für Bio-Produkte Edouard Mecker, kreierte dieser neue Backzutaten: Dinkel, Hafer, Kichererbsenmehl, manche mit Schokolade, andere mit Sesam. So gibt es heute also auch glutenfreie Brezeln und andere für Diabetiker. Leider nicht die mit der Schokolade.

Sogar Brezeln aus Hafer für Diabetiker

Tour de Kultur 2018: Das Brezelmuseum in Gundershoffen (Foto: Lisa Huth/SR)
Und hinterher darf gekostet werden

Verkauft werden die Brezeln aus Gundershoffen inzwischen weltweit: etwa 30 Prozent der Produktion geht nach Deutschland, in die USA, nach China, Kuweit, in den Libanon, nach Afrika. In Japan, so ist im Museum zu erfahren, ist es inzwischen chic geworden, zu einem Glas Wein auch die Brezeln aus Frankreich zu knabbern.

Zu einem richtigen Museum gehört natürlich auch die Fabrikation. Sehr schön ist, dass in der Firma Boehli die Belegschaft, die die Brezeln herstellt, besonders gewürdigt wird. Von den Ursprungszutaten für die Brezeln (Mehl, Wasser, Salz, Malz, ein bisschen Fett, ein bisschen Hefe) über die Backstraße bis hin zur Verkostung kann jeder Schritt nachvollzogen werden.

Und so werden sie gemacht

Verkauft werden die Brezeln aus Gundershoffen inzwischen weltweit: etwa 30 Prozent der Produktion geht nach Deutschland, in die USA, nach China, Kuweit, in den Libanon, nach Afrika. In Japan, so ist im Museum zu erfahren, ist es inzwischen chic geworden, zu einem Glas Wein auch die Brezeln aus Frankreich zu knabbern.

Zu einem richtigen Museum gehört natürlich auch die Fabrikation. Sehr schön ist, dass in der Firma Boehli die Belegschaft, die die Brezeln herstellt, besonders gewürdigt wird. Von den Ursprungszutaten für die Brezeln (Mehl, Wasser, Salz, Malz, ein bisschen Fett, ein bisschen Hefe) über die Backstraße bis hin zur Verkostung kann jeder Schritt nachvollzogen werden.

Kontakt

La Fabrique à Bretzels
14, rue des Genêts
F-67110 Gundershoffen
Tel.: (00333) 88 07 16 75
Fax: (0033) 88 72 89 34
E-Mail: info@lafabriqueabretzels.fr

Öffnungszeiten

Mo. - Mi.: 10.00 - 12.00 Uhr und 14.00 - 18.00 Uhr
So.: 14.00 - 18.00 Uhr
Letzter Einlass: eine Stunde vor Schließung

Eintritt

Erwachsene: 4,- €
Kinder bis 6 Jahre haben freien Eintritt, bis 14 Jahre: 3,- €
Gruppen und Schulklassen bitte Kontakt aufnehmen, Reservierung notwendig.

Anfahrt

Vom Saarland aus auf die Autobahn A 4 Richtung Straßburg, Ausfahrt Haguenau/Schweighouse, dann über die N 340 Richtung Haguenau, abbiegen auf die D 1063, D 1062.



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