Das Keltendorf in Otzenhausen (Foto: Tourist Info/Kulturamt Nonnweiler)

„Kein Disneyland“

 

Kinder für Geschichte zu interessieren ist gar nicht so einfach. Zu trocken, zu langweilig finden das viele Kids. In Otzenhausen dagegen wird Geschichte lebendig - hier entsteht unterhalb des Ringwalls gerade ein Keltendorf. Auf einer geführten Wanderung kann man so Einiges über die Kelten erfahren.

Behutsam tastet man sich in Otzenhausen an das Keltendorf heran. Denn eins ist klar: „Genau wissen wir nicht, wie die Kelten ihre Häuser gebaut haben“, das gibt Wanderführer Herbert Paul offen zu. Nur durch Pfostenlöcher, die bei Ausgrabungen gefunden wurden, haben Archäologen auf die Bauweise der Hütten und Häuser geschlossen. Der Rest sind Mutmaßungen und Schlussfolgerungen aus den Begebenheiten zur Keltenzeit, die hier etwa 500 bis 100 Jahre vor Christus gesiedelt haben.

Beim Bau des Keltendorfes wird entsprechend experimentiert, mit Kurz- und Langschindeln auf den Dächern zum Beispiel. Die Außenwände sind aus Flechtwerk, Holz und Lehm, außen mit Leinöl bestrichen. Im nächsten Bauabschnitt, im Herbst dieses Jahres, sollen auch Wände verkalkt werden.

Eine Wanderung vom Keltendorf zum Ringwall in Otzenhausen (Foto: Tourist Info/Kulturamt Nonnweiler)
Eine Wanderung vom Keltendorf zum Ringwall in Otzenhausen

Bei den Kelten gabs keine Pommes

„Ob keltische Gehöfte Fenster und Türen hatten, wissen wir nicht“, sagt Herbert Paul, „aber aufgrund der Funde und anderer Quellen stellen wir uns das etwa so vor.“ Gegerbtes Ziegenleder ist vor die Fenster gespannt, das hält den Wind ab, lässt aber Licht herein. Andere Fenster sind mit herausnehmbaren Holzplatten verschlossen. Der Boden ist aus gestampftem Lehm. Klar ist, dass die Kelten als Großfamilie in solchen Häusern gelebt haben, erzählt Paul. Und die Dörfer waren weitgehend autark. Innerhalb der Palisade waren Kornspeicher, vermutlich Schmied und andere Handwerker, ein bisschen wie beim wohl berühmtesten Keltendorf, dem von Asterix und Obelix. In Otzenhausen wird auch noch ein Garten angelegt mit Bohnen, Linsen und Kräutern. Schlechte Nachrichten für die Kinder: bei den Kelten gab es noch keine Pommes, nicht mal Kartoffeln.

Es wird alles so gebaut, wie es auch die Kelten hätten bauen können, die Holzteile sind miteinander verzapft, es werden keine Nägel eingesetzt. „Das soll hier kein Disneyland werden“, sagt Herbert Paul.

Das Dorf steht dennoch auf Beton, die Holzpfosten sind mit Eisen abgesichert, alles soll schließlich ein paar Jahre halten. 1,3 Millionen Euro kostet das Ganze. Bis alles fertig gestellt ist, versperrt ein Bauzaun den Zutritt.

Die Sage von der goldenen Kutsche

Hinter dem Dorf gibt es auch noch ein kleines Amphitheater. Hier treten Gruppen auf, zum Keltenfest im Sommer wird hier gebacken, geschmiedet, gekämpft und geritten. Dann ist der Eindruck, mitten in der Keltenzeit gelandet zu sein, besonders anschaulich.

Eine Wanderung vom Keltendorf zum Ringwall in Otzenhausen (Foto: Tourist Info/Kulturamt Nonnweiler)
Eine Wanderung vom Keltendorf zum Ringwall in Otzenhausen

Weiter geht’s zum Mannfelsen, einem kleinen Steinbruch am Hang. 400 bis 300 Millionen Jahre vor Christus war hier der Rand eines riesigen Urmeeres. Wäre es der „Frauenfelsen“, wäre hier mehr Ordnung, meint Herbert Paul. So liegen jede Menge Blöcke von Taunus-Hunsrück-Quarzit herum, die Steine wurden am Keltenring verbaut. Hier endet ein Teil des Hunsrücks, auf der anderen Seite befindet sich das Primsgebirge, das erdzeitgeschichtlich viel jünger ist.

Jetzt wandern wir teilweise steil den Berg hinauf Richtung Ringwall. Kurz vor dem Wall ist noch eine alte Quelle. In diesem Jahr ist es sehr trocken, kein Wasser weit und breit. Alte Tonröhren sind hier gefunden worden. Die Kelten haben das Wasser wahrscheinlich weiter den Berg heruntergeleitet, um ihr Vieh zu tränken. Wanderführer Herbert Paul erzählt den Kindern die Sage von der goldenen Kutsche, die hier vergraben sein soll. Zwei Männer haben danach gegraben und die Kutsche gefunden, doch als sie nach der Deichsel griffen, erschien ihnen der Teufel. Erschrocken ließen die Männer los und die Kutsche verschwand für immer. Etwas gruselig, aber am helllichten Tag kann das niemanden so leicht schocken.

Nach dem kurzen Stopp an der Quelle geht es noch einmal recht steil hoch. Grau und mächtig liegt der Steinwall linker Hand im Wald. 500 Meter ist er lang und hat eine Höhe von zehn Metern. An der Basis ist er 40 Meter breit, oben am Scheitel acht bis zwölf Meter. 230.000 Kubikmeter Stein sind hier verbaut worden. Über eine kleine Treppe kann man den Wall erklimmen. Die Treppe ist nicht original, wurde vielmehr für den Besuch des preußischen Prinzen Wilhelm gebaut.

Schon um 450 vor Christus ist mit dem Bau des Walls begonnen worden, erzählt Herbert Paul, etwa 80 vor Christus wurde er fertig gestellt, um die Keltensiedlung gegen Angriffe der Sueben zu beschützen.

Beim Abstieg ist ein bisschen Trittfestigkeit vonnöten. Durch den Wald geht es in eine Hütte, ein beliebter Schattenplatz. An diesem Samstag im Juni ist es heiß. Hier erzählt der Wanderführer, wie die Kelten schon Eisen gewonnen haben und zeigt Bilder von Ausgrabungen mit beeindruckenden Goldschätzen. Dann geht es wieder bergab, nach gut zwei Stunden ist die Gruppe wieder am Ausgangspunkt – wieder zurück in der Gegenwart.

Dorothee Scharner


Kontakt:


Tourismus-Zentrale im Rathaus Nonnweiler
Gemeinde Nonnweiler
66620 Nonnweiler
Trierer Straße 5
Tel.: (06873) 66 00
Fax: (06873) 64 171
E-Mail: rathaus@nonnweiler.de

Öffnungszeiten:

Tourismuszentrale:

Mo. – Mi.: 8.30 – 12.00 Uhr und 13.30 – 15.30 Uhr,

Do.: 8.30 – 12.00 Uhr und 14.00 – 18.00 Uhr,  Fr.: 8.30 – 12.00 Uhr

Mai – Okt. finden jeden ersten Samstag im Monat geführte Wanderungen auf dem archäologischen Infoweg statt. Treffpunkt ist um 14.00 Uhr am Vereinsheim „Keltenklause” des

VFR Otzenhausen
Ringwallstraße 99
66620 Nonnweiler-Otzenhausen.

Eintritt:
Erwachsene 2 Euro, Kinder 1 Euro

Familien 5 Euro

Anfahrt:

Von Saarbrücken aus: über die A 1 Richtung Trier, Beschilderung Richtung Otzenhausen folgen (über A 62), dann Richtung Otzenhausen-Bildungszentrum halten, dann Beschilderung Ringwall folgen.



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