5 Gut geschützt - Die Festung von Châtel-sur-Moselle (Foto: Lisa Huth)

Gut geschützt

Die Festung von Châtel-sur-Moselle

 

Châtel-sur-Moselle zwischen Lunéville und Epinal ist heute ein völlig unbekanntes Dörfchen. Seinerzeit aber war dort schon von Weitem die größte Festung Frankreichs zu sehen. Heute kann man sich hier wunderbar einen Eindruck davon machen, wie sich die Herren der Festung vor Eindringlingen schützten.

Was ist am meisten gefährdet, wenn Einbrecher es auf ein Haus abgesehen haben? Türen und Fenster. Heutzutage rät die Polizei zu Pfeifenkopfverschlüssen, also solchen, die einhaken, wenn etwa das Fenster zu gemacht wird. Früher gab es in der Regel noch nicht einmal Fenster. Und wenn jemand eine Festung baute, gab es immer jemanden, der sie erobern wollte.

Châtel-sur-Moselle zwischen Lunéville und Epinal ist heute ein völlig unbekanntes Dörfchen. Seinerzeit aber war dort schon von Weitem die größte Festung Frankreichs zu sehen. Im 11. Jahrhundert erbaut, gehörte sie damals einer der mächtigsten Familien in Lothringen, dem Grafen von Vaudémont.

1 Gut geschützt - Die Festung von Châtel-sur-Moselle (Foto: Lisa Huth)

Diese Festung weckte in den folgenden Jahrhunderten allerhand Begehrlichkeiten, gehörten zu ihr doch immerhin 35 Dörfer, und die Besitzer bauten ihren Herrschaftsbereich immer weiter aus. Wie aber verhindern, dass die Festung erobert wurde? Zunächst einmal wurde auf der Anhöhe ein mehr als 30 Meter hoher Turm errichtet. Zum Vergleich: 24 Meter ist heutzutage die Richtlinie, ab wann man sagt, es handele sich um ein Hochhaus.

Damit konnte man sehr weit sehen, aber wenn der Feind schon mal da war, nützte das auch nichts. Die Lösung lautete: Barbacane. Das ist ein bisschen aufwändiger als Pfeifenkopfverschlüsse, erfüllt aber denselben Zweck: Da ist also die Burg mit dem zu schützenden Eingangstor und davor baut man noch eine vorgelagerte Festungsmauer. Im Falle von Châtel ging sie im schrägen Winkel um die Festungsecke herum. Wer zu dem neuen Eingang vor dem Eingang wollte, musste dann erst mal an versetzten Mauern vorbei, die überall mit Schießscharten versehen waren.

Immer auf dem neuesten Stand der Technik

Da die Eindringlinge sich aber genauso fortbildeten wie die Herren in der Festung, reichte die Barbacane nicht aus. Ein Wassergraben musste her, eine weitere Festungsmauer, die es ermöglichte, einmal rund um die Festung zu laufen und von überall auf mögliche Feinde zu reagieren. Auch bei den Waffen waren die Herren von Châtel immer auf dem neuesten Stand: Im 15. Jahrhundert gab es die so genannten „Feuerstäbe“. Zusammen geschweißte Metallstücke in Form eines Rohrs. Dort wurde eine Stein- oder Eisenkugel hinein gesteckt, Füllmaterial, Pulver, eine Lunte, und zack, konnten die Schützen bis zu 50 Meter weit schießen. Na ja, bei 50 Metern war die Treffsicherheit, sagen wir mal, eher nicht mehr so hoch.

Gut geschützt - Die Festung von Châtel-sur-Moselle (Foto: Lisa Huth)

Zum großen Bedauern vieler ist die Festung dann doch unter Ludwig dem XIV. eingenommen und bis auf den Felsen herunter geschleift worden. Was heute noch zu sehen ist, sind der Turm für die Schützen der Feuerstäbe, der Wassergraben, die Vorratshallen und die Gebäude für die Waffenarsenale.

Auf der einen Seite des Felsens wurde in den 1960er Jahren ein modernes Hochhaus errichtet, und als zwei weitere dazu kommen sollten, stemmten sich die Bewohner von Châtel dagegen. Sie riefen eine Vereinigung zum Schutz der Festung ins Leben, und heute können wieder große Teile besichtigt werden. Die Festung gehört heute zum Nationalen Kulturerbe, und die Vereinigung hat zwar wenig Geld, aber jede Menge Erfindungsreichtum an den Tag gelegt, um die Festung nicht nur spannend für Besucher zu machen, sondern auch noch auszubauen: Zahlreiche Workshops ermöglichen jungen wie älteren Teilnehmern, herauszufinden, wie früher gebaut und gearbeitet wurde. Bei der Gelegenheit wurden dann Fenster (ohne Pfeifenkopfmechanismus) hergestellt, die in der Burg eingebaut wurden, der riesige Kamin der Küche ist so wieder neu erstanden und ein mittelalterlicher Kräutergarten wurde auch gleich mit angelegt.

Die Barbacane wird aber wohl nicht wieder hoch gezogen werden können, weil an ihrer Stelle schon vor Hunderten von Jahren neue Häuser gebaut wurden. Mit Farbe ist auf der Straße gekennzeichnet, wo sie einst verlief. Aber heute gibt es ja auch ganz andere Möglichkeiten, eine Festung sicherer zu machen ...

Lisa Huth


Kontakt:


Forteresse du Vieux Châtel
8, rue des Capucins
F-88330 Châtel-sur-Moselle
Tel.: (00333) 29 67 14 18
Fax: (00333) 29 67 64 92
E-Mail: contact@vieux-chatel.fr
http://chatel-medieval.fr/association-du-vieux-chatel.php

Öffnungszeiten:

1. März – 30. Juni und 1. Okt.– 30. Nov.:

Sa., So., in den Schulferien und an Feiertagen; 1. Juli – 20. Sept.: täglich;

1. Dez. – 28. Feb.: So. und nach Absprache.

Führungen: 14.30 Uhr und 16.00 Uhr.

Eintritt:

Erwachsene: 6,- €

Kinder bis 12 Jahren: 1,- €,

Gruppen ab 20 Personen: 5,- €

Anfahrt:

Von Saarbrücken aus auf die A 4 Richtung Metz. Der Beschilderung Richtung A 31, Nancy folgen. Hinter Nancy auf die A 33. Der Beschilderung Lunéville/Epinal folgen. Nach circa zehn Kilometern auf die A 330 Richtung Epinal/Fléville fahren. Dies führt auf die N 57. Nach rund 35 Kilometern kommt die Ausfahrt Richtung Nomexy/ Châtel-sur-Moselle. Der Beschilderung bis Châtel folgen.



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