Logos sozialer Netzwerke (Foto: pixabay/LoboStudioHamburg)

Facebook in der Vertrauenskrise

Ein Interview mit dem Autor Thomas Ramge ("Das Digital")

Jochen Marmit / Onlinefassung: Sophie Wild   27.03.2018 | 10:41 Uhr

Die Social-Media-Plattform Facebook befindet sich nach dem Datenskandal rund um Cambridge Analytica in einer Krise. Der Autor Thomas Ramge ("Das Digital") erklärt im SR 2-Interview, warum der europäische Datenschutz für Facebook nun zum Problem werden könnte.

Social Media Plattformen sind immer mal wieder der Frage ausgesetzt, wie sicher die Daten der Nutzer eigentlich sind und wie mit den teils empfindlichen Informationen umgegangen wird. Der Datenskandal um Cambridge Analytics hat nun zumindest in einem Punkt für Klarheit gesorgt: Mit Daten wird offenbar gehandelt, wie mit anderer Ware auch.

Ist die Lage für Facebook ernst?

Laut Thomas Ramge sieht es für den amerikanischen Datengiganten Facebook nicht gut aus. Ein Grundprinzip bei Sozialen Netzwerken sei, dass sie durch sogenannte Netzwerkeffekte groß würden. Durch den Zulauf an Mitgliedern würde es zu immer größerem Zulauf kommen. Dieser Effekt funktioniere aber auch in die entgegengesetzte Richtung. Würden sich immer mehr Nutzer von den Plattformen abmelden, würden auch in diesem Fall entsprechend viele weitere Nutzer nachziehen. "Dieser Effekt kann durchaus eintreten", sagt Ramge, auch wenn er es nicht für wahrscheinlich hält, dass dies von heute auf morgen stattfinden werde.

Neue Datenschutzverordnung hat Konsequenzen für Wirtschaft und Politik

Justizministerin Barley möchte bei Facebook vor allem die Rechenvorgänge - sogenannte Algorithmen - transparenter machen. Darüber hinaus fordert sie eine weitreichende Untersuchung des Datenskandals und hat nun Vertreter von Facebook aufgefordert, zu den aktuellen Vorkommnissen Stellung zu beziehen.

Auf den ersten Blick mag es einem Datengiganten wie Facebook als nicht relevant erscheinen, dass eine einzelne europäische Justizministerin durchgreift. Ramge verweist allerdings auf die europäische Datenschutzgrundverordnung, einen bindenden Rechtsvertrag für alle EU-Staaten, der im Mai 2018 in Kraft tritt. Mit seiner Hilfe soll zum einen der Schutz personenbezogener Daten innerhalb der EU sichergestellt und zum anderen der freie Datenverkehr innerhalb des europäischen Binnenmarktes gewährleistet werden.

Durch die Verordnung bekäme Europa in seiner Gesamtheit und als größter Binnenmarkt weltweit mit über 500 Millionen Verbrauchern ein viel größeres Gewicht in der Firmenstrategie amerikanischer Unternehmen. Da die Onlinegiganten ganz genau darauf schauen würden, was im europäischen Datenschutz passiert, müssten sie entsprechend auf die neuen Gesetze in der EU reagieren, so Ramge.

Mehr zum Thema:

Über dieses Thema wurde in der Sendung "Der Morgen" vom 27.03.2018 auf SR 2 KulturRadio berichtet.

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