Wie sexistisch ist die Schlagerwelt?

Wie sexistisch ist die Schlagerwelt?

Alice Kremer  

35 Millionen Mal ist das Lied "Layla" von DJ Robin und Schürze auf Youtube geklickt worden. 2022 war es auf Platz eins der deutschen Single-Charts, obwohl dort eine Sexarbeiterin auf abwertende Weise besungen wird. Warum funktionieren solche Texte auch noch heute in Zeiten von MeToo?

Puffmama Layla ist "schöner, jünger und geiler". Eine gewollte Provokation von DJ Robin und Schürze mit Chart-Erfolg. Wie auch Heinos Cover des Hits "Geh mal Bier holen, du wirst schon wieder hässlich." Aber auch einige der alten Schlagertexte sind sexistisch. Mit dieser Tatsache wird Olaf Malolepski, ehemaliger Lead-Sänger der Flippers, im Podcast "Marmor, Stein und Inéz spricht" konfrontiert.

"Schlager ist Unterhaltung"

Er meint, dass man beim Text auch mal ein Auge zudrücken könne: "Jetzt jeden Schlagertext auseinanderzunehmen, das funktioniert nicht. Ich gucke da nicht so ernst. Das ist ein Schlager, ist Unterhaltung; einfach mal lustig was singen."

Spiegel der Gesellschaft

Musikwissenschaftlerin und Schlager-Expertin Marina Forell sieht das anders. Für sie spiegeln sexistische Texte unser Gesellschaftsbild wider: "Für uns ist es in einigen Punkten immer noch normal, dass Alltagsdiskriminierung stattfindet und dementsprechend ist es weniger schlimm bzw. wird es eher noch als unterhaltend und als nicht unbedingt bemerkenswert oder schlecht empfunden."

Mallorca-Schlager ist nicht die Norm

Spaß und Eskapismus stehen beim Schlager im Vordergrund. Dennoch handelt es sich bei der Schlager-Community um keine homogene Gruppe. Daher muss man vor allem zwischen dem Pop-Schlager von Helene Fischer oder dem Mallorca-Schlager unterscheiden. Der Mallorca-Schlager, sagt die Musikwissenschaftlerin, sei nicht die Norm, denn diese Musik findet hauptsächlich auf Mallorca, beim Après-Ski oder vielleicht noch auf Volksfesten statt.

Auch Feiern hat seine Grenzen

Trotzdem hat das Layla-Lied darauf aufmerksam gemacht, welche Texte beim Party machen gehört werden. Denn auch beim Feiern gibt es für Marina Forell Grenzen des guten Geschmacks: "Und das sind grob sexistische Texte und ich finde, da darf man dann schon einmal den Finger in die Wunde legen."

Ein Thema in der "Morgen" am 07.05.2024 auf SR 2 KulturRadio.

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