Bauern mit Mao Zedong-Plakaten (Foto: IMAGO / UIG)

Das Gastgeschenk des pakistanischen Außenministers für Mao Zedong sorgt für Hysterie

ZeitZeichen: 4. August 1968

 

Sendung: Freitag 04.08.2023 9.05 bis 9.20 Uhr

Es fing an mit einem Staatsbesuch des pakistanischen Außenministers und einer Kiste mit 40 Mangos. Danach war China im Mango-Fieber.

Denn Staatschef Mao Zedong verschenkte die pakistanischen Mangos an verdiente Arbeiter-Propaganda-Trupps, die er zu neuen Trägern der Kulturrevolution machte. Denn sie und ein Machtwort des Großen Vorsitzenden hatten den Terror der Roten Garden beendet, die seit 1966 das Land mit Terror überzogen und Kulturstätten zerstört hatten. Die Mango wurde zum Symbol des Sieges und der Kulturrevolution. Eine exotische Frucht, die man in China bis dahin nicht kannte. Es gab Mango-Paraden. Mango-Anstecker. Mango-Zigaretten. Die staatlich verordnete Mango-Manie war ein geschickter Propagandaschachzug Mao Zedongs. Mangos gab es für verdiente Arbeiter und überzeugte Maoisten, so genannte "schwarze Elemente" wie zum Beispiel Großgrundbesitzer oder kritische Intellektuelle gingen leer aus. Während der Kulturrevolution wurde die Mango wie eine Reliquie verehrt. Manche Original-Mango wurde in Formaldehyd eingelegt, in Vitrinen ausgestellt oder zierte den einen oder anderen Hausschrein. Und da die Mangos des pakistanischen Außenministers natürlich nicht für alle verdienten Maoisten reichten, wurden sie einfach aus Wachs nachgebildet. Mit dem Tod Mao Zedongs 1976 endete der Mango-Kult.

Von Andrea Kath


Das Bild ganz oben zeigt chinesische Bauern mit Mao Zedong-Plakaten (Bildquelle: IMAGO / UIG).


"ZeitZeichen"

Montag bis Freitag um 9.05 Uhr auf SR 2 KulturRadio

Seit über 40 Jahren ist die Sendung "ZeitZeichen" eine feste Institution in der deutschen Radiolandschaft. Mit erzählerischer Kraft, analytischer Brillanz und publizistischer Kompetenz erinnert das "ZeitZeichen" an wichtige Daten und Ereignisse. Dabei geht nicht nur um Geschichte, Politik, Kunst und Kultur, sondern auch das Alltägliche, bis hin zum Skurrilen.

Neben dem aufwändig komponierten Beitrag sind im 15-minütigen "ZeitZeichen" alle Darstellungs- und Stilformen des Hörfunks zu erleben, von der reinen O-Ton-Collage über die Reportage bis hin zum Mini-Hörspiel.

Das ZeitZeichen ist eine Kooperation von SR 2 KulturRadio mit dem Westdeutschen Rundfunk.

Redaktion SR: Peter Weitzmann

Redaktion WDR: Gesa Rünker

E-Mail: sr2@sr.de

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja