König Milan I. mit seinem Sohn Kronprinz Aleksandar (1888), Foto Karoly Divald (1830-1897) (Foto: Karoly Divald/Wikipedia)

Der Prinzenraub von Wiesbaden

ZeitZeichen: 13. Juli 1888

 

Sendung: Donnerstag 13.07.2023 9.05 bis 9.20 Uhr

Heute würde wahrscheinlich die "Gala" berichten: über ein royalen Rosenkrieg, eine Mutter, die verzweifelt um ihr Kind kämpft, und Intrigen im Hintergrund Intrigen und einen handfesten politischen Konflikt. Heute vor 135 Jahren fand der "Prinzenraub von Wiesbaden" statt.

Am 13. Juni 1888 standen Schutzleute, Geheimpolizisten und zahlreiche Schaulustige vor der Villa Clementine in Wiesbaden. Drinnen befanden sich Königin Natalija von Serbien und ihr elfjähriger Sohn, Kronprinz Aleksandar.

Obwohl vertraglich geregelt war, dass das Kind nach der Trennung bei der Mutter aufwachsen sollte, verlangte König Milan nun die Herausgabe des Thronfolgers. Natalija, in Russland geboren und mit dem Adel Europas verwandt, sendete Hilferufe an die regierenden Königshäuser Europas.

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Doch niemand stand ihr bei. Kaiser Wilhelm II. bat in einem persönlichen Telegramm, sie möge ihren Widerstand aufgeben und den Kronprinzen dem Bevollmächtigten seines Vaters übergeben. Und so lässt Serbiens Kriegsminister Kosta Protic den Aleksandar unter den Augen des Wiesbadener Polizeipräsidenten in den Zug nach Belgrad setzen, begleitet und bewacht von serbischen Offizieren.

Der politische Hintergrund für das Vorgehen des serbischen Königs wurde erst später deutlich, als dieser im Februar 1889 überraschend abdankte. Der Sohn wurde König – aber der Vater behielt im Hintergrund weiter die Macht.

Von Martina Meißner


Das Bild ganz oben zeigt König Milan I. mit seinem Sohn Kronprinz Aleksandar im Jahr 1888 (Bildquelle: Karoly Divald/Wikipedia).


"ZeitZeichen"

Montag bis Freitag um 9.05 Uhr auf SR 2 KulturRadio

Seit über 40 Jahren ist die Sendung "ZeitZeichen" eine feste Institution in der deutschen Radiolandschaft. Mit erzählerischer Kraft, analytischer Brillanz und publizistischer Kompetenz erinnert das "ZeitZeichen" an wichtige Daten und Ereignisse. Dabei geht nicht nur um Geschichte, Politik, Kunst und Kultur, sondern auch das Alltägliche, bis hin zum Skurrilen.

Neben dem aufwändig komponierten Beitrag sind im 15-minütigen "ZeitZeichen" alle Darstellungs- und Stilformen des Hörfunks zu erleben, von der reinen O-Ton-Collage über die Reportage bis hin zum Mini-Hörspiel.

Das ZeitZeichen ist eine Kooperation von SR 2 KulturRadio mit dem Westdeutschen Rundfunk.

Redaktion SR: Peter Weitzmann

Redaktion WDR: Gesa Rünker

E-Mail: sr2@sr.de

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