Das von der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellte Tatort-Foto zeigt den Übergriff auf den bereits am Boden liegenden französischen Gendarmen Daniel Nivel in Lens, wobei der Angeklagte Andre Zwacki vermutlich der Täter ist, der im Moment auf den Beamten einschlägt. (Foto: picture-alliance / dpa)

Der Hooligan-Angriff auf den Polizisten Daniel Nivel

ZeitZeichen: 21. Juni 1998

 

Sendung: Mittwoch 21.06.2023 9.05 bis 9.20 Uhr

"Da sind nur drei, die hauen wir um!" Mit diesen Worten beginnen laut Zeugenaussagen die wohl schwärzesten Momente in der deutschen Fußballgeschichte: Hooligans jagen nach einem WM-Spiel in Lens Polizisten und prügeln auf den Polizisten Daniel Nivel ein – der leidet bis heute unter der Attacke.

Der 21. Juni 1998 ist ein warmer Sommertag. Deutschland spielt in der WM-Vorrunde in Lens gegen Jugoslawien. Das enttäuschende 2:2 wird aber schnell zur Nebensache: In der Innenstadt von Lens heizt sich die Stimmung parallel immer weiter auf. Hooligans ohne Ticket für das Spiel liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei. Am Ende einer Seitenstraße trifft eine Gruppe deutscher Hooligans auf drei Polizisten.

Einer von ihnen bleibt stehen. Das wird Daniel Nivel zum Verhängnis. Die Täter gehen mit einer Brutalität vor, die selbst in der Hooliganszene später scharf verurteilt wird. Einer der Männer schlägt mit einem Werbeschild auf den hilflosen Beamten ein. Als der auf dem Bürgersteig zu Boden geht, verliert er seinen Helm und seinen Gewehraufsatz. Den nutzen die Täter als Schlagknüppel.

Als "Schande für unser Land" bezeichnet der damalige Bundeskanzler Kohl die Hooligans. Die haben ihre langjährigen Haftstrafen inzwischen abgesessen. Sechs Wochen lang liegt Daniel Nivel im Koma. Danach muss er die einfachsten Dinge wieder neu erlernen: Heute ist Nivel 69 Jahre alt. Er lebt mit seiner Frau zurückgezogen in einem behindertengerechten Haus in der Nähe von Lens. Immer noch finanziell unterstützt vom DFB. Er ist rechtsseitig gelähmt, blind auf einem Auge. Er hört schlecht, kann nicht mehr riechen und nicht schmecken.

Von Martina Meißner


Das Bild ganz oben zeigt den Übergriff auf den bereits am Boden liegenden Polizisten Daniel Nivel (Bildquelle: picture-alliance / dpa).


"ZeitZeichen"

Montag bis Freitag um 9.05 Uhr auf SR 2 KulturRadio

Seit über 40 Jahren ist die Sendung "ZeitZeichen" eine feste Institution in der deutschen Radiolandschaft. Mit erzählerischer Kraft, analytischer Brillanz und publizistischer Kompetenz erinnert das "ZeitZeichen" an wichtige Daten und Ereignisse. Dabei geht nicht nur um Geschichte, Politik, Kunst und Kultur, sondern auch das Alltägliche, bis hin zum Skurrilen.

Neben dem aufwändig komponierten Beitrag sind im 15-minütigen "ZeitZeichen" alle Darstellungs- und Stilformen des Hörfunks zu erleben, von der reinen O-Ton-Collage über die Reportage bis hin zum Mini-Hörspiel.

Das ZeitZeichen ist eine Kooperation von SR 2 KulturRadio mit dem Westdeutschen Rundfunk.

Redaktion SR: Peter Weitzmann

Redaktion WDR: Gesa Rünker

E-Mail: sr2@sr.de

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