Nichts ist unsichtbarer als ein Denkmal
Wie vor 30 Jahren der Künstler Jochen Gerz und seine Studierenden der HBK Saar Erinnerungsgeschichte am Saarbrücker Schlossplatz geschrieben haben
Zwischen 1990 und 1993 wurden 2146 Pflastersteine des Mittelgangs auf dem Saarbrücker Schlossplatz entfernt, mit den Namen jüdischer Friedhöfe versehen, und kopfüber wieder an Ort und Stelle eingebracht. Vor 30 Jahren wurde das "Unsichtbare Mahnmal" der Öffentlichkeit übergeben.
Sendung: Samstag 13.05.2023 9.05 bis 9.30 Uhr
Es wird in wissenschaftlichen Fachartikeln zitiert, in Katalogen und Werkverzeichnissen gelistet und gehört zu den bekannten Arbeiten des Künstlers Jochen Gerz. Nur sehen, kann man es nicht.
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Erinnerung an die Shoa
Und das war von Anfang an so geplant. Begonnen hat alles mit der Berufung des Künstlers als Gastprofessor an die Hochschule der Bildenden Künste Saar, die noch in ihren Kinderschuhen steckt. "Experimentelle Kunst" hieß sein Fach Anfang der 90er Jahre und das hieß für Gerz und seine Studierenden auf jeden Fall: Raus aus den Ateliers und Seminarräumen – rein in den öffentlichen Raum.
Für eine Arbeitsgruppe hatte Jochen Gerz die Aufgabenstellung quasi um die Ecke gefunden. Wie kann es an einem Ort wie dem Saarbrücker Schlossplatz gelingen, an die Shoa zu erinnern? Dort, wo die nationalsozialistische Ordnungsmacht Quartier bezogen hatte, inklusive Gestapo-Zelle, die heute Teil der Dauerausstellung des Historischen Museum Saar ist.
Namen jüdischer Friedhöfe
Unterm Radar der Öffentlichkeit, als Guerilla-Kunst-Aktion, haben die Arbeiten begonnen: Wurden 2146 Pflastersteine des Schlossplatzes zunächst nachts entfernt und später mit den Namen jüdischer Friedhöfe versehen, kopfüber wieder an Ort und Stelle eingebracht.
Es war eine Frage der Zeit, wie und wann Politik und Gesellschaft vom "Unsichtbaren Mahnmal" erfahren sollten. Vor 30 Jahren, am 23. Mai 1993, dem Tag des Grundgesetzes – wurde es nach drei Jahren turbulenter Entstehungszeit und heftiger Diskussionen der Öffentlichkeit übergeben.
Das Bild ganz oben zeigt den Platz des Unsichtbaren Mahnmals, den Vorhof des Saarbrücker Schlosses (Foto: SR).
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