SR 2-Kolumnist Brunner (Foto: SR)

„Saar nur!“

Brunners Welt - die politische Glosse der Woche zum Nachlesen und Nachhören

Von Peter Tiefenbrunner  

Sendung: Freitag 05.05.2023 16:45 Uhr

Nr. 934

Nicht dass Sie denken, ich müsste nun unbedingt auch noch meinen Senf dazu geben. Hämisch nachkarten und ohnehin schon von Shitstörmen Geschüttelte weiter schmähen. Billige Pointen auf Kosten hart für das Image des Saarlandes arbeitender Mitbürger:innen zu haschen versuchen. Sie hätten natürlich Recht. Ich bekenne mich all dessen schuldig.

Aber schon wer ein Wortspiel wie „Saarvenir“ in die wehr- und ahnungslose Welt setzt, wird nicht nur dereinst größere Teile der Ewigkeit in der Wortspielhölle auf kleiner Flamme geröstet werden, zusammen mit Friseuren (Hair-einspaziert) und Berliner Stadtreinigungswerbern (Leer Force One) und weiteren Verballhornungsgrößen – er oder sie hat bei mir auch jegliches Mitgefühl verspielt.

Umso mehr als das vorgestellte Teil dann eine fürchterliche Saarambolage  darstellt, einen Frontal-Zusammenstoß verschiedenster sogenannter Sehenswürdigkeiten, der beim Betrachter spontanen Saarausfall auslösen kann. Meine Nachbarin Barscheck und ich erwogen sogar schon eine Saartherapie anzutreten, um unser ins Schlottern geratenes Heimatgefühl wieder festzuziehen. Versuchen aber nun doch, ohne Hilfe Dritter damit saar zu kommen… klar zu kommen.

Audio

Ist nicht einfach. Wie uns die Verursacher des Crashs mitteilen: „Paris hat den Eiffelturm, Berlin das Brandenburger Tor und Bayern den Bierkrug“ – und wir haben nun diese 3D-Drucker-Panne. Jürgen Barke, Wirtschaftsminister des Saarlandes, stellte fest: „Es ging uns nie um die Ästhetik.“ Wer wagte das angesichts des Qualquaders zu bezweifeln?

Barscheck und ich haben seit unserer jeweiligen Übersiedlung ins Saarland ja schon einiges an regionaler Imagewerbung erleben müssen. Barscheck wäre ums Haar beim Erstanblick der Saarlodris umgehend wieder zurückgekehrt ins Schwabenland, zurück zu „Äffle und Pferdle“ des Süddeutschen Rundfunks. Die immerhin gelegentlich eine freche Lippe riskierten: „Möchteschd du Politiker sein? - Noi, da müsst i ja glaube was i sag und dürft ned sage, was i glaub.“ So etwas würde bei den Saarlodris zur sofortigen Entlaubung führen.

2003 krempelte Peter Müller stellvertretend die Ärmel auf : "Alles wartet auf den Aufbruch. Wir fangen schon mal an.“ Und natürlich dann 2014 das unvergessene „Großes entsteht immer im Kleinen“, ein Satz, so anmaßend wie unwahr. Braucht man sich ja nur das saarländische Klein-Klein in vielen Bereichen anzuschauen. Aber das ist wohl trotz aller Kampagnen weitestgehend das Einzige, das man „im Reich“ vom Saarland weiß.  Es ist klein. Halb so groß wie ein Waldbrand in den USA oder ein geschmolzener Gletscher in der Antarktis.

Apropos „im Reich“. Warum müssen eigentlich immer Agenturen außerhalb des Saarlandes bemüht werden? Im Sinne der Förderung einheimischer Wirtschaft könnte man ja auch mal Kreative von der Saar mit solchen Aufgaben betrauen. Die wüssten vielleicht wenigstens, wovon sie reden. Barscheck und ich sind uns jedenfalls einig: Die beste Werbekampagne hierzulande war die legendäre Bierwerbung damals. Sie wissen schon: Der leere Bierkasten im Weltraum, über dem nur das Wörtchen „All“ stand. Oder die unvergessene „Beziehungskiste“, die dem zu kurzgeratenen Liebhaber  zu leidenschaftlichen Küssen auf Augenhöhe verhalf. Hat eine saarländische Agentur gemacht.

Wir wollen aber nicht nur Meckern, sondern auch helfen. Meine Nachbarin Barscheck schlägt ein sympathietragendes Duo vor: Balthasaar und Saarbine. Vielleicht auch ein bisschen piefig, aber immer noch besser, als wenn der Saartourist ein Mitbringsel präsentieren muss, das aussieht wie ein Auffahrunfall auf der A1. Wir wollen auch gar kein Geld für die Idee. Ist Ehrensache. Mit besten Grüßen von unserem Treppenabsaartz.

Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 05.05.2023 und in "Der Morgen" am 06.05.2023 auf SR 2 KulturRadio.

 


Brunners Welt

Jeden Freitagnachmittag in "SR 2 - Der Nachmittag" und als Wiederholung jeden Samstagmorgen gegen 8.40 Uhr in "SR 2 - Der Morgen"!

Brunner hält für SR 2 die Augen offen. Und wenn er was nicht mitkriegen sollte, dann wird ihn Frau Barscheck, seine Nachbarin, schon mit der Nase drauf stoßen. Dann kann er sich nämlich seine Gedanken darüber machen, was wichtig ist und wo die Trends der Zeit zu spüren sind.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja