Die Fassade in eines Wohnhauses (Foto: dpa/Oliver Berg)

Saarbrooklyn: Ghetto-Bildung in der Landeshauptstadt

Felicitas Fehrer   24.05.2018 | 14:32 Uhr

Arme und Reiche wohnen in Saarbrücken immer seltener Tür an Tür. Stattdessen haben sich Wohnviertel gebildet, in denen über die Hälfte der Bewohner von Sozialleistungen leben. Das hat eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin ergeben.

Eine sozial gemischte Stadtgesellschaft? Das entspricht in Saarbrücken offensichtlich nicht mehr überall der Realität. Mehr als ein Viertel aller Kinder lebt hier in einer Wohngegend, in der über die Hälfte der Bewohner arm ist. Laut Studienautor Marcel Helbig müssen vor allem Kinder aus armen Familien unter dieser Entwicklung leiden.

"Auf Grund der Häufung armer Kinder in bestimmten Wohnvierteln entsteht die Gefahr einer mehrfachen sozialen Benachteiligung der Kinder in diesen Gegenden", sagt Helbig. Denn neben ihren schlechten Lebenschancen fehle es ihnen in den betroffenen Vierteln zusätzlich an Vorbildern, sowohl zu Hause als auch in der Schule.

Alt-Saarbrücken, Malstatt und Burbach

Vor allem Alt-Saarbrücken, Malstatt und Burbach gehören zu Saarbrückens Brennpunkten. Laut Helbig müssten hier zwischen 35 und 40 Prozent der Hartz-IV-Bezieher in einen anderen Stadtteil umziehen, um gleichmäßig verteilt in der Stadt zu leben. "Solche Zahlen kennt man sonst nur aus den USA", sagt Helbig.

Einer der Gründe für diese sozialräumliche Spaltung ist laut Helbig die räumliche Verteilung von Sozialwohnungen. "Ein Lösungsansatz könnte sein, die Sozialwohnungen auch in besseren Lagen zu errichten", sagt Helbig. Das könne allerdings auf Kritik seitens der Kommunalpolitiker stoßen, zumal dadurch zusätzliche Kosten entstehen würden. Grundsätzlich bräuchten benachteiligte Schulen mehr finanzielle Mittel.

Datenerhebung

Die Studienautoren Marcel Helbig und Stefanie Jähnen vom Wissenschaftszentrum Berlin haben von 2005 bis 2014 insgesamt 74 deutsche Großstädte daraufhin analysiert, wie sich Hartz IV-Empfänger über die Stadtgebiete verteilen.

Die Studie hat ergeben, dass in etwa 80 Prozent der untersuchten Städte die räumliche Ballung von Menschen, die von Sozialleistungen leben, zugenommen hat. Den höchsten Anstieg verzeichneten Rostock, Schwerin, Potsdam, Erfurt, Halle und Weimar.

Über dieses Thema wurde auch im aktuellen bericht vom 24.05.2018 berichtet.

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