Zwei Personen stehen vor dem Logo der Agentur für Arbeit (Foto: picture alliance/dpa | Carsten Rehder)

Wie sich der Arbeitsmarkt im Saarland 2023 entwickelt hat

Bill Titze   28.01.2024 | 10:45 Uhr

Fast überall im Saarland steigt die Arbeitslosenzahl. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Beschäftigten vielerorts zu. Wie es in den einzelnen Kommunen 2023 auf dem Arbeitsmarkt gelaufen ist, zeigt unsere Saarlandkarte.

Die Arbeitslosenzahl ist 2023 in nahezu allen Kommunen im Saarland gestiegen, wie die aktuelle Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt. Gleichzeitig wuchs aber auch die Beschäftigtenzahl in vielen Städten und Gemeinden.

Insgesamt hatten in über der Hälfte der 52 saarländischen Kommunen mehr Menschen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung als ein Jahr zuvor. Noch höher ist zugleich die Zahl der Städte und Gemeinden, in denen im Jahresschnitt auch mehr Arbeitslose verzeichnet wurden: 49. Umgekehrt verzeichneten nur drei Kommunen einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen: Püttlingen, Wadern und Heusweiler.

So entwickelte sich die Beschäftigtenzahl in Ihrer Kommune

Transfergesellschaft sorgt in Nalbach für mehr Beschäftigte

Nalbach ist eine der vielen Gemeinden, in denen Arbeitslosenzahl und Beschäftigtenzahl zugleich gestiegen sind. Die Zahl der Menschen, die dort als Beschäftigte gemeldet sind, ist 2023 um insgesamt zwölf Prozent auf 1097 Personen gestiegen. Ursache ist laut der Gemeinde vor allem ein Personalaufwuchs bei PiS - laut eigenen Angaben die größte Transfergesellschaft im Saarland.

Das Unternehmen schließt sozialversicherungspflichtige Arbeitsverträge mit Menschen ab, die beispielsweise von einer Firmeninsolvenz betroffen sind. Diesen bietet es Fortbildungen an und versucht sie, auf andere Stellen zu vermitteln. "Wenn die Arbeitslosigkeit steigt, geht bei uns auch die Beschäftigtenzahl nach oben", erklärt Geschäftsführerin Astrid Schwanke.

Alleine 2022/23 haben man rund 180 Mitarbeitende von Villeroy & Boch unter Vertrag genommen. Dies mache derzeit den größten Anteil aus. Ford-Beschäftigte aus Saarlouis seien noch nicht dabei. "Grundsätzlich wird es im Rahmen des Strukturwandels bei uns in Zukunft wohl noch mehr Beschäftigte geben", so Schwanke.

Ursache für Beschäftigungszuwachs nicht immer klar

Nicht immer können Kommunen aber erklären, woher der Zuwachs an Beschäftigten kommt. So heißt es von der Stadt Blieskastel, dass es zumindest keine größere Firmenansiedlung gegeben habe, die den Aufwuchs um rund fünf Prozent erklären könnte.

Auch in Ottweiler mit einem Anstieg von ebenfalls rund fünf Prozent gab es laut Marion Strempel vom Gewerbeverein keine große Einzelansiedlung. "Das verteilt sich auf viele kleinere Betriebe, die sich hier ansiedeln." Sie führt dies unter anderem auf die Attraktivität der Ottweiler Altstadt zurück.

Nalbach, Ottweiler und Blieskastel sind die saarländischen Kommunen mit dem größten Anstieg an Beschäftigen. In allen drei hat aber auch die Arbeitslosenzahl zugenommen. Wie kommt das?

Arbeitslosenzahl steigt trotz mehr Beschäftigten

Die Bundesagentur für Arbeit erklärt diesen vermeintlichen Widerspruch damit, dass die Unternehmen angesichts des Fachkräftemangels bemüht seien, ihre Beschäftigten zu halten. Gleichzeitig strebten im vergangenen Jahr aber mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt. "Dazu gehören Migrantinnen und Migranten im erwerbsfähigen Alter, aber auch junge Menschen und Frauen stellen sich verstärkt dem Arbeitsmarkt zur Verfügung", so die Arbeitsagentur auf SR-Anfrage.

Offenbar kann der Arbeitsmarkt also viele Arbeitssuchende gar nicht aufnehmen. Das liegt unter anderem an mangelnder Qualifikation, wie die Arbeitsagentur erklärt. "Der Kenntnisstand von Arbeitslosen entspricht nicht immer den Anforderungen, die Unternehmen an neue Mitarbeitende haben, beispielsweise fehlt die passende Ausbildung oder Qualifikation."

Firmenverlagerungen sorgen für weniger Beschäftigte in Friedrichsthal

Den größten Rückgang bei den Beschäftigtenzahlen hatte übrigens Friedrichstahl zu verzeichnen. Hier gab es im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr rund 15 Prozent weniger sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse gegeben.

Bürgermeister Christian Jung sagte auf SR-Anfrage, dass es mit dem Wegzug des Lidl-Zentrallagers nach St. Ingbert einen erheblichen Einbruch gegeben habe. Wie es dort weiter gehe, sei noch in der Findungsphase. Gleiches gilt für die Becker Mining, einem Bergbauzulieferer, bei dem es laut Jung eine Verlagerung des Produktionsstandortes gab. Die Arbeitslosenzahl in der Stadt stieg um 9,5 Prozent.

Die höchsten Arbeitslosenzahlen im Verhältnis zu den Einwohnern gab es 2023 übrigens in Völklingen, Neunkirchen und Saarbrücken.. Die niedrigsten Raten verzeichneten Perl, Mandelbachtal und Tholey.


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