Missbrauchsskandal am UKS: Kommission registriert Dutzende Verdachtsfälle

Die Kommission zur Aufarbeitung mutmaßlicher Missbrauchsfälle am Uni-Klinikum des Saarlandes hat am Mittwoch ihren Bericht vorgelegt. Die Experten stellen der Klinik ein verheerendes Zeugnis aus.

Am Universitätsklinikum des Saarlandes soll ein mittlerweile verstorbener Assistenzarzt mehrere Kinder sexuell missbraucht haben. Die Vorfälle sollen sich in den Jahren 2010 bis 2014 in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie ereignet haben.

Experten einer unabhängigen Aufklärungskommission haben die schweren Vorwürfe rund zweieinhalb Jahre untersucht und am Mittwoch ihren Abschlussbericht vorgelegt.

Mehr als 80 mutmaßliche Missbrauchsfälle hat die Kommission identifiziert. Davon haben 30 mutmaßlich Betroffene bisher nicht auf eine Anfrage reagiert.

Kultur des Vertuschens und Nicht-Reagierens

Kommissionsleiter Jörg Ziercke hält das für nicht verwunderlich. Denn eine "Kultur des Vertuschens und Nicht-Reagierens" von Seiten der Verantwortlichen in der Klinikleitung habe dazu geführt, dass bei vielen potenziell Betroffenen auch das letzte Vertrauen verspielt worden sei.

Auch deshalb sei es nun besonders wichtig, den Opfern über eine unabhängige Clearingstelle Wiedergutmachung zu leisten. In der Uniklinik sei eine Unternehmenskultur zu etablieren, die das Aufzeigen von Missständen belohne und nicht bestrafe.

Dutzende Fälle mit seelischer Belastung

Die 52 genauer untersuchten Patientenakten stuft die Kommission wie folgt ein:

  •   7 Fälle mit besonders hoher Belastung,
  • 31 Fälle mit Belastung,
  • 14 Fälle, in denen keine Feststellung einer Belastung getroffen werden konnte.

Abschlussbericht zum Missbrauch am UKS

Vorwurf der Vertuschung

Außerdem wird in dem Bericht kritisiert, dass es bewusst unterlassen wurde, Angehörige zu informieren. Das Uniklinikum habe es mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Hand gehabt, den gesamten weiteren Prozess bereits im Jahr 2010 durch professionelles Handeln zu verhindern.

Der Missbrauchsverdacht wurde der Öffentlichkeit und den Angehörigen erst im Jahr 2019 bekannt, obwohl das Klinikum bereits im Jahr 2010 Anzeige erstattet hatte. Die Staatsanwaltschaft sah keinen Grund, diese zu informieren. Auch die Klinik entschied sich dagegen.

Fehlende personelle Konsequenzen

Ein Disziplinarverfahren gegen den Leiter der Klinik wurde laut dem Bericht eingestellt. Der Klinikdirektor habe die Uniklinik freiwillig verlassen. Sowohl der Vorladung des parlamentarischen Untersuchungsausschusses als auch der Einladung der Aufklärungskommission sei er nicht gefolgt.

Eine Anklage gegen den Assistenzarzt wurde nicht erhoben, da der Mann im Jahr 2016 im Alter von 36 Jahren verstorben ist.

Über dieses Thema berichteten die SR-Hörfunknachrichten am 24.05.2023.

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