Snackautomaten erobern das Saarland

Snackautomaten erobern das Saarland

Franz Johann   24.02.2024 | 11:29 Uhr

Drinks, Vapes und importierte Süßigkeiten aus den USA: Der Hype um Snackautomaten ist auch im Saarland angekommen. Besonders in ländlichen Gegenden stellen viele neue Betreiber ihre Automaten auf. In Saarbrücken gibt es ganze Ladengeschäfte voll mit den Maschinen und selbst nachhaltige Automaten finden Abnehmer. Ist das das Verkaufskonzept der Zukunft?

Sie sind 24 Stunden am Tag im Betrieb: Die klassischen Snackautomaten, wie sie sonst oft am Bahnhof stehen, feiern eine kleine Renaissance. Auf Social Media trenden Videos von Automaten mit ausgefallenen Snacks, Drinks und Süßigkeiten aus aller Welt.

Im Saarland sprießen auch immer mehr Automatenaufsteller aus dem Boden. Besonders beliebt sind sie in ländlicheren Gegenden, wo es weniger Geschäfte und Supermärkte gibt. Der Snackgroßhändler Snackon beispielsweise betreibt insgesamt vier Automaten in Beckingen und der Umgebung.

Exotische Snacks und Lebensmittel besonders beliebt

Bei Snackon ging es los mit Produkten wie Wurst, Honig, Mehl, Milch und Nudeln. Da die Nachfrage bei diesen Produkten allerdings nicht so hoch war, bieten sie jetzt viele internationale Produkte an, die besonders auf Social Media Plattformen wie TikTok gehyped werden, sagte Agnello Onofrio von Snackon.

Dass die Warenautomaten mit exotischen Snacks besonders gut im ländlichen Saarland funktionieren, bestätigt auch Automatenbetreiber Snack Hero. Die Firma gibt es seit Sommer 2022 und sie betreibt mittlerweile vier Snackautomaten im Hochwald. „Das Konzept kommt bis dato sehr gut an, wir wechseln ständig unser Sortiment“, sagte Felix Thormeyer von Snack Hero dem SR.

„Unmanned Stores“ auf dem Vormarsch

Die nächste Stufe einzelner Automaten sind sogenannte „Unmanned Stores“ – ganze Geschäfte ohne Verkaufspersonal. Ben Charissé hat mehrere seiner Automaten in so einem Laden in der Fröschengasse in Saarbrücken aufgestellt. Dort gibt es Tag und Nacht abgesehen von Drinks, Snacks und Vapes auch Drogerie-Artikel. Eine Zielgruppe wird besonders in den Laden gezogen: „Besonders bei den jungen Leuten ist es ein regelrechter Hype“, sagte Charissé dem SR.

In Saarbrücken und Sulzbach gibt es noch weitere Unmanned Stores. In drei Tante E-Shops kann man rund um die Uhr Lebensmittel und Getränke kaufen. Der Ladenbetreiber hat sich auf mehrere Kontaktanfragen nicht zurückgemeldet.

Automatenkonzept auch interessant für Gastronomie

Aber nicht nur Snacks und Süßigkeiten gibt es aus den schwarzen Glaskästen, auch Restaurants arbeiten zunehmend mit Automaten. In Perl-Nennig steht ein Pizza-Automat vom Hotel zur Moselterrasse in Palzem. Dies sei eine gute Möglichkeit weiterzuarbeiten, ohne Fachpersonal einstellen zu müssen, sagte Betreiber Alex Despiegelaere dem SR. „Die Nachfrage seitens der Kunden ist groß, vor allem in einer von der Gastronomie verlassenen Gegend.“ Die Automaten werden mit hausgemachten Pizzen befüllt und bei Bestellung frisch aufgebacken.

Den ersten vollautomatischen Pizza-Automaten im Saarland hat Pizzajolo in Saarbrücken und St. Ingbert eröffnet. Diese wurden allerdings vor wenigen Monaten außer Betrieb genommen. Die eigene Firmenphilosophie stimme nicht mit der der Automatenhersteller überein, teilte das Unternehmen auf Social Media mit.

Saarbrücker Startup stellt nachhaltige Automaten auf

Zu den vielen Snackautomaten mit Süßigkeiten aus den USA, Südamerika und Asien gibt es auch eine gesündere Alternative von einem jungen Startup aus Saarbrücken. Die Hubu Gründer Adrien Becker und Benedikt Zastrau betreiben insgesamt drei Automaten in Saarbrücken und Güdingen. Sie haben sich auf gesündere Snacks, Getränke und Fertigmahlzeiten spezialisiert. Dazu gehören Bio-Produkte und proteinreiche Lebensmittel.

Besonders gut laufe das Konzept an der Saar-Uni und am Winterberg Klinikum, sagten die beidem dem SR. Dabei steige das Interesse von Unternehmen, „die ihren Mitarbeitern ein gesünderes Produktangebot am Arbeitsplatz bieten wollen“. Die Gründer sind dafür immer auf der Suche nach innovativen Food-Startups und spenden nach Eigenaussage 50 Prozent ihres Gewinns an nachhaltige Projekte.

Automatengeschäft „wird eine Nische bleiben"

Das Konzept von Lebensmittelautomaten ist nicht neu. Viele Bauernhöfe im Saarland bieten schon lange ihre Produkte in eigenen Automaten an. So betreibt Leibrocks Hofladen im Eschweilerhof zusätzlich zum Geschäft zwei Automaten mit Milchprodukten, Eiern, Wurst und weiteren Lebensmitteln. Der Hofladen ist nur zwei Mal die Woche geöffnet, deshalb wollte Karin Leibrock den „Kunden die Möglichkeit geben rund um die Uhr einzukaufen“, wie sie dem SR sagte.

Das Automatengeschäft hat aber auch Nachteile: Auch wenn der Betrieb mit den Automaten Personal einsparen kann, seien die Stromkosten gerade im Hochsommer nicht zu unterschätzen, sagte Thormeyer von Snack Hero. Hinzu komme die Miete für die Stellplätze der Automaten.

Aber das ist nicht der einzige Haken an der Sache. Dem Institut für Konsum- Und Verhaltensforschung (IKV) an der Saar-Uni liegen zwar noch keine empirischen Untersuchungen zu dem Thema vor, IKV-Leiterin Andrea Gröppel-Klein sieht allerdings Probleme: „Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist sehr wichtig für Konsumenten.“ Sie wollten die Ware sehen und wissen, wie frisch sie ist. Das lasse ein Automat nicht zu.

Im ländlichen Raum hingegen „könnte dieses Angebot durchaus erfolgreich sein, wenn dadurch kurzfristige Bedarfe gestillt werden,“ sagte die Uni-Professorin dem SR. Gebe es allerdings Alternativen wie etwa Supermärkte, kauften Kunden lieber dort. Sie glaubt deshalb: Das Automatengeschäft kann für manche Anbieter erfolgreich sein, wird jedoch eine Nische bleiben.

Über dieses Thema berichtet auch die "Region am Mittag" auf SR 3 Saarlandwelle am 24.02.2024.


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