Was stärkt uns in Krisenzeiten?

Im Saarland sind immer mehr Menschen wegen psychischer Erkrankungen krankgeschrieben. Der Sozialtherapeut Wolfgang Bensel sieht darin auch eine Folge der Pandemie und weiterer Krisen, denen die Menschen ausgesetzt sind. Doch wie kann man neue Zuversicht gewinnen?

Immer mehr Saarländerinnen und Saarländer fühlen sich überlastet. Im vergangenen Jahr verzeichneten mehrere Krankenkassen einen Höchststand bei den Krankschreibungen.

Auf dem Vormarsch sind dabei auch psychische Probleme. Nach Angaben der IKK Südwest ist vor allem die Zahl der Angsterkrankungen gestiegen. Allein im vergangenen Jahr habe dies bei den Beschäftigten im Saarland zu 15.000 Fehltagen geführt. Das sind fast doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren.

Mit Blick auf die Entwicklung fordert die Psychotherapeutenkammer des Saarlandes, die Wartezeiten auf eine Behandlung für psychisch erkrankte Menschen zu reduzieren. Deshalb müssten in der Bedarfsplanung auch mehr psychotherapeutische Praxen im Saarland vorgesehen werden.

Nachfrage nach Therapieplätzen gestiegen

Tatsächlich gibt es auch schon eine höhere Nachfrage nach Therapieplätzen. In der Median Klinik Münchwies kümmert sich Sozialtherapeut Wolfgang Bensel um die Aufnahmen. Insgesamt sei eine Verunsicherung zu spüren, sagte er dem SR.

Das kollektive Befinden sei derzeit hoch belastet – durch die Pandemie, aber auch durch aktuelle Krisen wie den Krieg in der Ukraine oder die Angst vor Klimaveränderungen. "Da liegt es schon nahe, zu sagen, es gibt so etwas wie ein kollektives Erschöpftsein", sagte Bensel im SR-Interview.

Kommen zu der kollektiven Bedrücktheit noch eine schwierige Lebenssituation, Konflikte mit dem Partner, den Kindern oder am Arbeitsplatz hinzu, "dann haben wir eine Last, die von den Menschen oft nicht mehr getragen werden kann."

Perspektive ändern

Doch was hilft aus dieser Situation wieder rauszukommen? Laut Bensel gibt es drei Ebenen, auf denen man ansetzen sollte: ein anderer Blickwinkel, Bewegung und sozialer Austausch.

Es helfe nicht, sich eine Situation froh zu reden. Stattdessen könne man versuchen, eine andere Perspektive auf das Problem zu bekommen. "Wenn Sie einen Weg in die eine Richtung gehen und ihn danach in die andere Richtung gehen, dann nehmen Sie den gleichen Weg anders wahr", so Bensel.

Wer eine Richtungsänderung wage, bekäme eine andere Perspektive und die könne die Haltung nachhaltig ändern.

Bewegung und sozialer Austausch helfen

Zudem rät Bensel dazu, in Bewegung zu kommen, denn die wirke antidepressiv. Man könne etwa joggen, walken, schwimmen oder Rad fahren. "In dem Augenblick, wo ich in Bewegung gehe, wo ich in der freien Natur bin, sehe ich andere Bilder, ich komme aus meinem Zimmer oder aus meinem eingeengten Blick auf den Bildschirm raus, erlebe etwas Neues, kriege neue Gedanken, kriege neue Eindrücke. Das schafft wiederum Mut nach vorne zu gehen", erklärt der Sozialtherapeut.

Der dritte Aspekt, der ihm am Herzen liegt, ist die Begegnung mit anderen Menschen. Sie helfe enorm. "In unseren Gruppen erleben wir, dass Menschen über ihr Leid sprechen und merken, dass es ein gemeinsames Leid gibt, was oft tatsächlich dann auch ein geteiltes, nämlich ein mitgeteiltes Leid ist."

Über die Pandemie seien die Kontakte sehr eingeschränkt gewesen. Das wirke bis heute noch nach – auch weil sich das Digitale weiter ausgebreitet hätte. "Ich plädiere dafür, wieder viel mehr in die Begegnung zu gehen."

Was macht uns in Krisenzeiten stark?

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht im SR Fernsehen am 21.03.2024 berichtet.

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