Fall Dillinger: Ministerium erhebt Vorwürfe gegen Bistum Trier

Der Skandal um den verstorbenen Priester Edmund Dillinger aus Friedrichsthal zieht weitere Kreise. Wegen seines Einsatzes als Religionslehrer an einem Gymnasium in Saarlouis hat das Ministerium nun erstmals Vorwürfe gegen das Bistum Trier erhoben. Dillinger unterrichtete von 1979 bis 1999 – trotz Hinweisen auf sexuelle Übergriffe.

Jüngster Stein des Anstoßes im Skandal um Edmund Dillinger: Zitate aus Abiturzeitungen des Max-Planck-Gymnasiums (MPG) der 1990er Jahre mit eindeutigen Hinweisen auf sexuelle Übergriffe durch den damaligen Religionslehrer und Priester Dillinger. Diese wurden vergangene Woche öffentlich.

Hinweise, die dem Bildungsministerium nicht bekannt gewesen seien, heißt es auf SR-Anfrage. Deshalb sei man nicht eingeschritten.

Dillinger war weiter an Schulen eingesetzt

Zugleich erhebt das Ministerium Vorwürfe gegen das Bistum Trier, in dessen Auftrag Dillinger am MPG bis 1999 tätig war.

"Es wäre zum damaligen Zeitpunkt notwendig gewesen, einen Menschen wie Dillinger, über dessen Straftaten offensichtlich kirchliche Verantwortliche Bescheid wussten, entsprechend anzuzeigen, anstatt ihn in einem Umfeld weiterhin einzusetzen, in dem er Zugang zu Kindern und Jugendlichen hatte", schreibt das Ministerium für Bildung und Kultur.

Missbit sieht Bistum und Schule in der Pflicht

Für Hermann Schell von der Trierer Betroffeneninitiative Missbit ein berechtigter Vorwurf. Es sei eindeutig, dass die Geschichte von Dillinger bekannt war und dass man den Schulen, an denen er eingesetzt war, einen Täter untergeschoben habe. Das Bistum hatte die Vorwürfe offenbar vertuscht.

"Nach unserer Kenntnis war er ja schon in seiner Kaplanszeit – das war, glaube ich, um 1964 herum – auffällig", sagt Schell. Dennoch sei auch das Gymnasium in der Pflicht gewesen, den Hinweisen auf Missbrauch nachzugehen, sagt Schell.

Reform des Schulordnungsgesetzes sei nötig

Was Dillinger wohl ebenfalls als Täter begünstigt hat: schwammige Regelungen der Dienstaufsicht für Priester im Lehramt. Nach SR-Recherchen sind Ministerium und Bistum nicht einig, wer für die derzeit 36 Priester an Schulen zuständig ist. Missbit fordert Nachbesserungen.

"Fakt ist aber, dass die Fach- und Dienstaufsicht wohl doch nicht eindeutig geregelt ist", sagt Schell. "Von daher bedarf es an dem Punkt einer Reform des Schuldordnungsgesetzes." Das Wichtigste sei, sicherzustellen, dass es keine Grauzone gibt für Täter.

Reform blieb bisher aus

Eine für Schülerinnen und Schüler gefährliche Grauzone, die seit Jahrzehnten besteht. Doch Bistum und Ministerium haben daran immer noch nichts geändert. Und das eindreiviertel Jahr nach Auffliegen des Skandals um Dillinger.

Jahrzehntelang kam Dillinger auch über Hilfsprojekte in Afrika mit Studenten, Jugendlichen und Kindern in Kontakt.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 22.12.2023 im SR Fernsehen berichtet.

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