Warum es mehr Gewalt unter Kindern und Jugendlichen gibt

Unter Kindern und Jugendlichen hat es in den vergangenen Jahren einen geradezu sprunghaften Anstieg von Gewalttaten gegeben. Die Homburger Jugendpsychiaterin Eva Möhler berichtet im SR-Interview, das sei auch eine Folge des Medienkonsums. Helfen könnte mehr Bewegung.

Erst am Montag wurde in Schiffweiler ein 17-jähriger Jugendlicher getötet. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass ein 18-Jähriger mit einer Langwaffe auf den 17-Jährigen geschossen hat.

Nur ein Einzelfall – oder nimmt die Zahl der schweren Gewalttaten unter Kindern und Jugendlichen tatsächlich zu? Offenbar ist Letzteres der Fall: Laut aktueller Kriminalstatistik ist 2022 bundesweit die Zahl der Kinder unter 14 Jahren, die einer Straftat verdächtigt werden, im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent gestiegen. Vor allem Diebstahl, Körperverletzung und Sachbeschädigung haben zugenommen – aber auch das Verbreiten von kinder- und jugendpornografischen Bildern.

"Sprunghafter Anstieg von Gewalt"

Die Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Homburger Uni-Klinik, Eva Möhler, bestätigt im Interview mit dem SR einen deutlichen Anstieg des Problems in den jungen Altersgruppen: "Zwischen den Jahren 2019 und 2022 kam es zu einem sprunghaften Anstieg von Gewalttaten bei Jugendlichen", sagt Möhler. "Vorher war der Trend eher leicht absinkend."

Eva Möhler: "Gewalt unter Jugendlichen hat zugenommen"

In der Coronazeit und vermutlich in Folge der Lockdowns sei es zu einem starken Anstieg gekommen. "Je nach Altersgruppe beträgt der Anstieg zwischen 30 und 40 Prozent", berichtet Möhler.

Medienkonsum als mögliche Ursache

Eine mögliche Ursache könnte der gestiegene Medienkonsum sein. "Der Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen ist während der Corona-Lockdowns sehr, sehr stark angestiegen", so Möhler.

Auch nach den Lockdowns sei er "unglücklicherweise nicht mehr zurückgegangen." Dahinter steckten auch gezielt eingesetzte Suchtmechanismen, die Forscher beobachteten.

Mobbing im Netz wird brutaler

Auch Mobbing im Internet habe unter Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Dabei werde der Umgang untereinander auch immer brutaler und aggressiver.

"Es ist ein Trend festzustellen, dass das Mobbing brutaler wird. Diese Empathie, die man hat, wenn man einem Menschen in echt gegenübersteht, wird weniger, wenn es auf die Distanz im Netz stattfindet", sagt Möhler. Auch hier würden Hemmschwellen abgebaut.

"Es ist nichts, was sich von selbst auflöst"

Möhler warnte zugleich vor Erwartungen, dass nach Ende der Coronazeit diese vorhandenen Probleme automatisch verschwinden. "Es ist nichts, was sich von selbst auflöst."

Nach Ansicht von Möhler ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass Jugendliche weniger Zeit vor dem Bildschirm verbringen und sich stattdessen mehr bewegen: Nach draußen gehen und Sport treiben – das löse Anspannung und baue Aggressionen ab.

Über dieses Thema berichtet auch SR 2 KulturRadio am 19.05.2023.

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